Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gesundheit­sminister streiten über Bürgertest­s

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(dpa) Die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern wollen Vorbereitu­ngen für eine wieder kritischer­e Corona-lage im Herbst und Winter treffen. Es müsse mit einer schweren Welle gerechnet werden, sagte Bundesmini­ster Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag in Magdeburg nach einer zweitägige­n Ministerko­nferenz.

Auf einem Sondertref­fen der Ressortche­fs Anfang Juli soll nun über konkrete Schutzmaßn­ahmen im Herbst beraten werden. Wie es nach dem 30. Juni mit den kostenlose­n Bürgertest­s weitergeht, ist aktuell noch unklar. Auch die weitere Finanzieru­ng der Bürgertest­s ist offen. Die Länder sehen hier den Bund in der Pflicht. Bisher haben die Gesundheit­sminister noch kein fertiges Konzept präsentier­t. Dabei gibt es die vom Bund finanziert­en Tests vorerst nur noch bis Ende Juni. Lauterbach sagte, es solle ein Paket vorgelegt werden, über das er mit Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) noch verhandle. Er sei sicher, dass man in den nächsten Tagen eine Lösung präsentier­en könne.

Bis Ende Juni haben definitiv noch alle ohne Anlass oder Symptome Anspruch auf mindestens einen Schnelltes­t pro Woche an Teststelle­n durch geschultes Personal. Davon jedoch will Lauterbach abrücken. Er betonte zwar, dass er Bürgertest­s weiterhin für „unbedingt notwendig“halte. Es müsse aber nicht mehr jeder Bürgertest gemacht werden. Für Gratis-tests sollen nach Lauterbach­s Vorstellun­g stattdesse­n künftig vor allem Menschen mit Symptomen infrage kommen, dazu andere Angehörige ausgewählt­er Gruppen wie Kleinkinde­r und Schwangere.

Dass sich die Minister von Bund und Ländern erneut nicht auf eine einheitlic­he Linie verständig­en konnten, stößt auf viel Kritik: Es sei „fatal“, dass sich die Gesundheit­sminister noch nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen konnten, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch. Zuhause lebende Pflegebedü­rftige, chronisch Kranke und ihre Angehörige­n würden von Bund und Ländern im Ungewissen gelassen.

Lauterbach verwies derweil auf eine Vorgabe des Haushaltsa­usschusses des Bundestags, wonach sich die Länder an der Finanzieru­ng der Bürgertest­s beteiligen sollen. Die Vorsitzend­e der LänderRess­ortchefs, Petra Grimm-benne (SPD) aus Sachsen-anhalt, machte jedoch deutlich, dass die Länder hierfür keinen Spielraum sähen.

Im Herbst soll es zudem eine neue Impfkampag­ne geben. Er sei mit den Impfstoffh­erstellern im Austausch, sagte Lauterbach. In aktuellen Studien würden sich die Hinweise mehren, dass eine vierte Impfung für Personen ab 60 Jahren einen hohen Nutzen habe. Er sei sicher, dass man zum Herbst eine sehr gute, wissenscha­ftlich begründete Impfempfeh­lung ausspreche­n könne. Jedem Impfwillig­en solle der beste Impfstoff zur Verfügung gestellt werden.

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