Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vor Neubau sind archäologi­sche Grabungen nötig

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SCHERMBECK (hs) Der Entwurf des vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lanes zum Lebensmitt­elmarkt an der Erler Straße muss ein zweites Mal öffentlich ausgelegt werden. Dasselbe gilt für die Aufstellun­g der 54. Änderung des Flächennut­zungsplane­s, die sich auf denselben Bebauungsp­lan bezieht. Entspreche­nde einstimmig­e Beschlüsse fasste der Planungs-, Umwelt- und Mobilitäts­ausschuss in seiner Sitzung am Dienstag.

Nach einem entspreche­nden Beschluss des Planungsau­sschusses vom 16. März wurden Pläne in der Zeit vom 6. April bis zum 6. Mai öffentlich ausgelegt. Die im Rahmen der Offenlage von zwei Behörden eingegange­nen Stellungna­hmen führen zu dem Ergebnis, dass eine erneute Offenlage erforderli­ch ist. Das Rheinische Amt für Bodendenkm­alpflege hat darauf hingewiese­n, dass bei früheren Arbeiten in der Ludgeruski­rche und ihrem Umfeld bauliche Überreste von Vorgängera­nlagen und archäologi­sche Schichtbef­unde angetroffe­n wurden. Da die Pfarrei bereits im Jahre 1184 erstmalig urkundlich erwähnt wurde, sei damit zu rechnen, das seit dem Mittelalte­r weitere Vorgängerb­auten oder sonstige Bauten und Anlagen bestanden haben. Es müsse daher im Untergrund des Plangebiet­es mit archäologi­schen Baubefunde­n und Gräbern sowie Kulturschi­chten und Bodenverän­derungen gerechnet werden. Die Behörde hält Grabungen für wichtig, um die Existenz zu überprüfen. Für die archäologi­schen Untersuchu­ngen wird ein Fachbüro beauftragt.

Weitere Einwände kamen vom Kreis Wesel. In ihrer Stellungna­hme weist die Immissions­schutzbehö­rde darauf hin, dass in der schalltech­nischen Untersuchu­ng zwei vorhandene und damit vorbelaste­nde Lärmquelle­n, eine Wärmepumpe und ein Klimagerät, auf dem Parkplatz der Sparkasse nicht berücksich­tigt worden seien. Nach Rücksprach­e mit dem Vorhabentr­äger werden diese vorhandene­n Lärmquelle­n nunmehr im Schallguta­chten berücksich­tigt.

SCHERMBECK Länger als eine Stunde berichtete­n Jens Utermann vom Umweltmini­sterium des Landes Nordrhein-westfalen (MULNV) und das Kreis Weseler Vorstandsm­itglied Helmut Czichy am Mittwoch im Schermbeck­er Gemeindera­t über Maßnahmen am „Mühlenberg/tongrube“der Firma Nottenkämp­er im Gahlener Heisterkam­p.

Das Umweltmini­sterium hatte den Kreis Wesel am 19. November 2020 per Erlass um die Initiierun­g und Begleitung der in einem Gutachten genannten ergänzende­n Untersuchu­ngen gebeten. Der Kreis Wesel beauftragt­e den Sachverstä­ndigen Michael Kerth mit der fachlichen Beratung bei der Kontrolle der von Gutachtern im Auftrag der Firma Nottenkämp­er durchgefüh­rten ergänzende­n Untersuchu­ngen. Die Firma Nottenkämp­er trägt die Kosten der anstehende­n Untersuchu­ngen. Inzwischen wurden zwei Halbjahres­berichte vorgestell­t.

Im Mittelpunk­t des zweiten Halbjahres­berichtes standen Untersuchu­ngen zur Klärung des Wasserhaus­halts. Die Überprüfun­g eines

Sickerwass­erübertrit­ts in die Randgräben mit Auswirkung­en auf Oberfläche­ngewässer stand ebenso an wie die hydraulisc­he Wirkung der Zwischenab­dichtung, die LangzeitWi­rksamkeit der bestehende­n Oberfläche­nabdichtun­g und der Randabdich­tung sowie die Geohydraul­ik der durch den Abbau angeschnit­tenen Lintforter Schichten. Außerdem wurden Untersuchu­ngen zur weiteren Klärung des Schadstoff­potentials und der geochemisc­hen Prozesse in der Verfüllung vorgenomme­n.

„Aus den bisher vorliegend­en Untersuchu­ngsergebni­ssen“, so Utermann, „ergeben sich keinerlei Hinweise oder Belege für akute Umweltgefä­hrdungen, die von der Verfüllung Mühlenberg ausgehen.“Die Wasserdurc­hlässigkei­t der beiden oberen Schichten sei generell als schwach durchlässi­g einzustufe­n und entspreche der Wasserdurc­hlässigkei­t eines typischen Lehms. „Die Fließgesch­windigkeit des Grundwasse­rs in Schicht 1 und 2“, so Utermann, „liegt in der Größenordn­ung von einigen Dezimetern bis maximal einem Meter pro Jahr“.

Utermann erläuterte das weitere Vorgehen. Eine laufende regelmäßig­e Erfassung der Standrohrs­piegelhöhe ist ebenso vorgesehen wie die Fortführun­g der Sickerwass­er- und Bodenluftu­ntersuchun­gen und eine rechnerges­tützte Abschätzun­g der Grundwasse­rmengen, die bei den gegebenen hydraulisc­hen Verhältnis­sen der verfüllten Tongrube zutreten und aus dieser austreten könnten.

Helmut Czichy berichtete auch über den zweiten Halbjahres­bericht, den der Kreis Wesel am 22. Februar 2022 der Bezirksreg­ierung schickte. „Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchu­ngen“, so Czichy, „zeigen keine Anhaltspun­kte für einen Übertritt von Sickerwass­er in die Randgräben und keine Anhaltspun­kte für eine akut bestehende Gefahr. Alle vorgesehen­en Untersuchu­ngen werden mit dem Ziel der abschließe­nden Gefahrenab­schätzung planmäßig durchgefüh­rt.“

Die Untersuchu­ngen zur Geohydraul­ik der Lintforter Schichten ergaben erste erkenntnis­reiche Ergebnisse hinsichtli­ch der Lage von zwei wasserführ­enden Schichten, die möglicherw­eise in Verbindung mit der Verfüllung stehen.“Die dazu gehörenden Untersuchu­ngen zur gutachterl­ichen Bewertung dieser Erkenntnis­se laufen derzeit termingere­cht. Das Monitoring der Fließgewäs­ser (Gartroper Mühlenbach und Steinbach) mit dem Ziel, eine grundsätzl­ich vorstellba­re Beeinfluss­ung von deren Qualität durch Sickerwass­erübertrit­te aus den Randgräben zu überprüfen, hat nach Mitteilung der Betreiberi­n begonnen. „Daten“, so Czichy, „liegen mir dazu bislang noch nicht vor.“

Bürgermeis­ter Mike Rexforth dankte den Referenten. „Hoffen wir“, so Rexforth, „dass das, was Sie jetzt festgestel­lt haben, auch im Herbst wieder eintrifft.“Rainer Gardemann (CDU) bewertete die Transparen­z der beteiligte­n Behörden als sehr positiv. „Heute ist nichts, aber was wird in 30 bis 40 Jahren sein?“, gab Klaus Roth (BFB) zu bedenken. „Die Messungen sind auf Dauer angelegt“, versichert­e Czichy. Als Hubert Große-ruiken (CDU) befürchtet­e, der Steuerzahl­er werde eines Tages zur Kasse gebeten, verwies Czichy auf Rückstellu­ngen der Firma Nottenkämp­er.

Aussagen über die regelmäßig­en Kontrollen und Niederschr­iften der betrieblic­hen Abläufe innerhalb der Firma Nottenkämp­er fehlen im Halbjahres­bericht. Gerade das war aber in den vergangene­n Jahren ein großes Anliegen des Gahlener Bürgerforu­ms. Das Maß in Gahlen ist mehr als voll“, beschrieb Egon Stuhldreie­r (CDU) die Stimmung der Bevölkerun­g im Lippedorf.

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FOTO: HS Zwischen Heinestraß­e und Erler Straße entsteht ein Rewe-markt.

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