Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ältestenrat bespricht Pläne für Rwe-areal
In der Sitzung des Stadtrates wurde deutlich, was auch Bürgermeister Dirk Haarmann anspricht: Bei der zukünftigen Nutzung des Industriegeländes sind noch etliche Fragen offen. Die Politik will trotzdem unbedingt Wohnbebauung.
(P.K.) Im kleinen und geschlossenen Kreis des Ältestenrates wollen Politik und Verwaltung über die Strategie beraten, wie die Stadt in die anstehenden Gespräche mit RWE zur Nachfolgenutzung des Kraftwerksgeländes in Möllen gehen soll. Der Energiekonzern hatte im Stadtentwicklungsausschuss mit der Vorstellung seines Vorhabens auf dem Areal für einen Paukenschlag gesorgt.
Der Grund: In dem Plan, der unter anderem die Errichtung einer Elektrolyse-anlage zur Erzeugung von Wasserstoff beinhaltet, spielt der vonseiten der Bürgerschaft formulierte und von der Politik aufgenommene und mitgetragene Wunsch, auf dem Gelände auch Wohnbebauung vorzusehen, keine Rolle. RWE möchte das komplette Areal überplanen. Man habe sich in den vergangenen Wochen sehr intensiv mit dem Thema befasst – mit dem Resultat, dass diese Art der Nutzung an der Stelle schlichtweg nicht möglich sei, konstatierte der Rwe-vertreter im Fachausschuss.
Das, was dort präsentiert wurde, löst auch abgesehen von der fehlenden Wohnbebauung bei der Politik keine Euphorie aus. „Im Grunde genommen bekommen wir hier ein Gaskraftwerk vor die Tür gesetzt“, kommentierte Cdu-fraktionschef Ingo Hülser jetzt im Stadtrat. Neben der Ankündigung, „künftig in industriellem Umfang“grünen Wasserstoff an dem Standort erzeugen zu wollen, schwebt RWE vor, dass dort „zunächst Erdgas“– ein fossiler Brennstoff – „und später grünes Gas ( Wasserstoff) verstromt werden“können. Das Gaskraftwerk mit zwei Blöcken würde so konzipiert, dass es technisch bereit wäre für den Einsatz von Wasserstoff. Die Anlagen wären „H2-ready“, heißt, sie sollen „für eine schnelle Umstellung auf Wasserstoff“geeignet sein, „sobald dieser ausreichend zur Verfügung steht“.
Zurzeit könnten, erinnerte CDUFraktionschef Hülser, dem Erdgas nur bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden. Auch stellte er angesichts der aktuellen Lage und Herausforderungen infolge des Ukraine-krieges die Frage, wo das Gas herkommen soll. Ein Punkt, den ebenfalls Wgv-fraktionschef Christian Garden ansprach – auch mit Hinweis auf die Herkunft des fossilen Brennstoffs. Die Thematik der Rohstoffsicherheit bleibe dringlich. Die Wgv-fraktion überzeuge das Konzept von RWE weder technisch
Bebauungsplan ändern Um auf der Industriefläche, die als Kooperationsstandort ausgewiesen ist, eine Elektrolyse-anlage zur WasserstoffErzeugung umsetzen zu können, müssen der Bebauungs- und der Flächennutzungsplan (FNP) geändert werden. Dafür muss der Stadtrat grünes Licht geben. Anders ist es bei dem von RWE geplanten Gaskraftwerk. Dessen Errichtung ließen sowohl die Kriterien für den Kooperationsstandort als auch der geltende FNP und der Bebauungsplan bereits zu, erklärt Haarmann.
großflächige Industrieansiedlung in Möllen zu beschließen. „Wir haben einen Verhandlungsstandpunkt definiert und sind dabei, diese Position im ersten Schritt zu verlassen“, sagte Benninghoff. Cdu-ratsherr Hülser bezeichnete die Präsentation von RWE als „aus technischer Sicht sehr dünn“. Da müsse „mehr Fleisch an den Knochen“. Er betonte, dass die CDU der Wasserstofftechnologie „ausgesprochen positiv“gegenüberstehe, das Ganze aber im Einklang mit den Voerder Interessen stehen müsse. Grundlage für den weiteren Prozess sei die im Mai 2021 einstimmig vom Stadtrat gefasste Resolution, in der unter anderem eine anteilige Wohnbebauung gefordert wird.
Die Spd-fraktion stehe nach wie vor zu dem Papier, sagte deren Vorsitzender Uwe Goemann. Erneut forderte er von RWE eine Bürgerinformation und fand klare Worte zur Präsentation der Pläne im Stadtentwicklungsausschuss: Er sprach angesichts der vom Energiekonzern geäußerten Erwartungshaltung von „einer Arroganz, hier aufzutreten, und zu sagen, ihr werdet im September so entscheiden“. Darauf dürfe man sich nicht einlassen, befand Stefan Meiners, Fraktionschef von Die Unabhängigen Voerde: „Wir sollten uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.“
Bürgermeister Dirk Haarmann stellte fest, dass es noch eine ganze Menge offener Fragen gebe, und er das Konzept, das von RWE vorgestellt worden sei, als Vorentwurf bewerte. Der Energiekonzern habe eine Idealvorstellung für das Projekt, wisse aber nicht, was konkret am Ende realisierbar ist. Haarmann verwies dabei auch auf die einzuhaltenden Abstände zur vorhandenen Wohnbebauung.
RWE habe „zunächst nach seinen Anforderungen die Fläche mit der groben Aufteilung zweier Kraftwerksblöcke auf der Westseite und der Elektrolyseure auf der Ostseite der Frankfurter Straße überplant, ohne dass die technischen Restriktionen, wie zum Beispiel einzuhaltende Abstände, bisher geklärt werden konnten“, erläutert Haarmann dazu. Da diese einzuhaltenden Abstände für Elektrolyseure bis dato nicht bekannt seien, könnten gegebenenfalls auch Abstände zur bereits vorhandenen Wohnbebauung in Möllen nicht ausreichen. „Eine verbindliche Regelung scheint es für solche Anlagen noch nicht zu geben“, erklärt Haarmann.