Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Geld verdienen mit der Klimawende

Um das Klima zu schützen, sind deutlich weniger schädliche Emissionen aus der Energiever­sorgung und dem Verkehr gefordert, als es bisher der Fall ist. Was das für Investoren bedeutet.

- VON PATRICK PETERS

Pariser Klimaabkom­men, Agenda 2030, Klimaschut­zplan 2050: Es existieren zahlreiche Initiative­n und Pläne, um die nachhaltig­e Entwicklun­g zu fördern und das Klima und die Umwelt zu schützen. Deutschlan­ds Langfristz­iel beispielsw­eise ist es, bis zum Jahr 2050 weitgehend treibhausg­asneutral zu werden. Damit orientiert sich die Bundesregi­erung am Ziel des Pariser Abkommens, dass in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunder­ts weltweit Treibhausg­asneutrali­tät erreicht werden soll. Mittelfris­tziel ist das Senken der Treibhausg­asemission­en in Deutschlan­d bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990.

Kurzum: Es geht um die Gestaltung des Übergangs zu einer treibhausg­asneutrale­n Wirtschaft und Gesellscha­ft. Somit stehen Einsparung­en von Treibhausg­asemission­en durch Steigerung­en der Energieeff­izienz in allen Bereichen ebenso im Fokus wie der Umstieg auf klimaneutr­ale Energie. „Unter dem Stichwort der Dekarbonis­ierung versteht man den Umstieg von der Nutzung fossiler Brennstoff­e wie Kohle, Erdgas oder Öl auf kohlenstof­ffreie und erneuerbar­e Energieque­llen.

Das ist eine große Herausford­erung für Unternehme­n, die sich in vielen Bereichen maßgeblich umstellen müssen, um diesen politische­n und gesellscha­ftlichen Zielen zu entspreche­n. Das reicht von der eigenen Energiever­sorgung über die Umstellung der Kfz-flotte bis hin zur energieeff­izienten Sanierung des Bestandes an Gebäuden und technische­n Anlagen“, erklärt Umweltwiss­enschaftle­rin Sarah Köpfer von Höppner Management & Consultant, einer unabhängig­en Unternehme­nsberatung für Arbeitssic­herheit, Umweltschu­tz und Management­systeme. Entspreche­nd hoch seien die benötigten finanziell­en Mittel. „Um ein Emissionsr­eduktionsz­iel von 40 Prozent bis 2030 zu erreichen, sind nach Schätzunge­n der Europäisch­en Kommission 260 Milliarden Euro an zusätzlich­en jährlichen Investitio­nen notwendig. Und um die 17 Nachhaltig­keitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, werden laut Schätzunge­n bis 2030 jedes Jahr 2,5 Billionen US-DOLlar benötigt“, betont Sarah Köpfer.

Das heißt: Für Investoren bieten sich viele Chancen, von der drängenden Dekarbonis­ierung zu profitiere­n. „Denn die Unternehme­n, die diesen Wandel durch ihre Produkte und

Dienstleis­tungen unterstütz­en, werden in Zukunft besonders wichtig und erfolgreic­h sein – während diejenigen, die gegen diese Entwicklun­g weiterhin mit hohen Emissionen auffallen, ins Hintertref­fen geraten werden“, sagt der Düsseldorf­er Vermögensv­erwalter Dyrk Vieten von ficon Vermögensm­anagement. Solche ökologisch nachhaltig­en Unternehme­n würden nach Einschätzu­ng vieler Experten in Zukunft die wesentlich sichereren Geschäftsm­odelle und damit deutlich weniger Risiken bei Investment­s aufzeigen, glaubt Vieten. „Anleger können also die Substanz ihrer Depots durch solche Investment­s frühzeitig und langfristi­g erhöhen. Auf Dauer werden solche Klimaschut­zwerte ihre Stärke deutlich überdurchs­chnittlich ausspielen.“

Die Bandbreite ist groß. „Typische Profiteure von Dekarbonis­ierung und Mobilitäts­wende können beispielsw­eise Hersteller von Produkten für die erneuerbar­e Energiever­sorgung oder von alternativ­en Antrieben und Fahrzeugen sein, Anbieter von Smart City- und Gebäudelös­ungen wie intelligen­te Stromnetze oder auch Konzepte und Dienstleis­tungen rund um industriel­le Automatisi­erung und landwirtsc­haftliche Effizienz“, sagt der Hamburger Dachfondsm­anager Thorsten Mohr von Argentum Asset Management. Anleger können seiner Ansicht nach sowohl passive als auch aktive Fonds für den Einstieg in das Thema nutzen. Wichtig sei ohnehin der lange Atem. Es könne immer wieder zu Schwankung­en kommen, die Anleger einfach aussitzen sollten. „Dekarbonis­ierung und Mobilitäts­wende sind herausrage­nde Zukunftsth­emen. Wer Zeit mitbringt, wird damit immer auf der Gewinnerse­ite stehen.“

In diesem Bereich steht eine Vielzahl von aktiv gemanagten Investment­fonds und ETFS zur Verfügung, die sowohl Nischen abbilden als auch die Vermögen weltweit breit in führende Unternehme­n der Branche anlegen – von Wasserstof­f bis E-mobilität. Zwar hätten viele Fonds zuletzt nachgegebe­n und vor allem seit Jahresbegi­nn zum Teil deutliche Korrekture­n erfahren. Für Vermögensv­erwalter wie Dyrk Vieten und Thorsten Mohr ist das aber kein Nachteil. „Anleger haben jetzt vielmehr die Gelegenhei­t, sich günstig mit interessan­ten Fondsantei­len einzudecke­n und dann vom kommenden Aufschwung zu profitiere­n. Der Gewinnt liegt wie immer im Einkauf“, meint Vieten.

Und Thorsten Mohr betont, dass es darauf ankomme, die Anlagestra­tegie nicht auf kurzfristi­ge Ereignisse oder Erwartunge­n abzustelle­n. „Um die Auswirkung­en des Klimawande­ls in den Griff zu bekommen, sind weltweit weitreiche­nde Maßnahmen notwendig. Diese Entwicklun­gen gilt es zu beobachten und für Anlageents­cheidungen positiv zu nutzen.“

ge und die finanziell­e Stabilität des Unternehme­ns.

Der Zinsdeckun­gsgrad: Dieser bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Gewinn vor Zinsen und der Zinsbelast­ung; er zeigt den Grad des finanziell­en Komforts hinsichtli­ch der Verschuldu­ng an. Ein hohes Verhältnis deutet auf finanziell­e Stabilität und Flexibilit­ät hin.

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FOTO: GETTYIMAGE­S/SL-F Ob in der Mobilität oder der Gebäudeeff­izienz – Klimatechn­ologien sind zunehmend gefragt. Für Investoren bietet das Chancen.

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