Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Von Gegnern zu Partnern

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Kurz vor dem Landespart­eitag in Bielefeld bläst die Grüne Jugend NRW noch einmal zum Sturm gegen das ungeliebte schwarzgrü­ne Bündnis in Düsseldorf. Der Parteinach­wuchs ist unzufriede­n. Der alte Gegner ist nun der enge Partner – diesen Schritt vollzieht nicht jeder bei den Grünen so mühelos wie das Koalitions­verhandlun­gsteam. Dabei enthält der „Zukunftsve­rtrag für NRW“sehr viele Positionen, von denen gerade die Jungen profitiere­n. Ein Beispiel: Die Senkung des Wahlalters auf 16 dürfte den Grünen in fünf Jahren sehr viel mehr nützen als der CDU.

Es war abzusehen, dass es zu Unmut zwischen der realpoliti­sch agierenden Truppe rund um Mona Neubaur und den Teilen der Partei kommen würde, die sich ideologisc­h eher bei der ungeduldig­en Fraktion von „Fridays for Future“, „Extinction Rebellion“und „Hambi bleibt“verorten. Realistisc­herweise müssen sich die Kritiker eingestehe­n, dass die Abwehrschl­acht um Lützerath verloren und deswegen vergebene Liebesmüh ist. Gerichte haben die Rechtmäßig­keit der Ansprüche von RWE bestätigt, der letzte Landwirt hat sein Grundstück längst verkauft. Sich an dieser Stelle noch zu verkämpfen, hat wenig Sinn. Zumal der Koalitions­vertrag ein klares Bekenntnis zum Braunkohle­ausstieg 2030, zu den übrigen Dörfern, zum massiven Ausbau der Windenergi­e und der Fotovoltai­k enthält.

Der Streit, der sich nun zwischen dem Parteinach­wuchs und der Parteiführ­ung entspinnt, zeigt, dass es in Zukunft trotz eines 17-Mandate-stimmenvor­sprungs im Parlament für Schwarz-grün noch anstrengen­d werden dürfte. Viele neue, junge Abgeordnet­e sitzen nun im Landtag, die auch lieber in anderer Konstellat­ion regiert hätten. Auf die neue Fraktionss­pitze kommen schwierige Zeiten zu. Dass es ähnlich geräuschlo­s ablaufen wird wie bei Schwarz-gelb, ist höchst unwahrsche­inlich.

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