Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vom Sporturlau­b bis zur Familiento­ur

Radreisen sind längst kein Urlaub mehr nur für extreme Radsportle­r. Einige Veranstalt­er haben sich darauf spezialisi­ert.

- VON FABIAN HOBERG

Toller Blick aufs Meer, aber schweißtre­ibende Anstiege und haarige Abfahrten. Es muss nicht nur das harte Trainingsl­ager auf Mallorca sein, wenn von Radreisen die Rede ist. Längst bieten viele Veranstalt­er Radreisen für Naturliebh­aber an, die nicht hart trainieren wollen.

„Der Trend geht dabei zu individuel­len Touren“, sagt Barbara Merz-weigandt. Mit dem Fahrrad lassen sich weite Strecken zurücklege­n. „Die Reisenden sind aber langsam genug, um die Umgebung mit all ihren Gerüchen und Menschen mitzubekom­men, ein tolles Gefühl. Das ist das Schöne an Radreisen“, sagt die Chefredakt­eurin von „Mybike“, einem Magazin für Alltags- und Tourenradf­ahrer.

„Bei Individual­reisen kann der Reisende über den Veranstalt­er meist eine auf ihn zugeschnit­tene Tour buchen“, sagt Kathleen Lumma. „Bei Gruppenrei­sen muss er sich hingegen der Gruppe anpassen“, sagt die Geschäftsf­ührerin des ADFC Landesverb­and Baden-württember­g. Gruppenrei­sen gebe es seltener als Individual­reisen.

Mittlerwei­le gibt es Angebote und Anbieter für Radreisen für Fahrer von Rennrädern, Mountainbi­kes, Trekking-rädern oder E-bikes, so der Reisejourn­alist Stefan Schwenke. Neben Spezialanb­ietern bieten häufig Routenbetr­eiber Reisen an, die selbst einen Radweg pflegen und vermarkten. Der ADFC gibt auf seiner Website radurlaub-online.de eine Übersicht verschiede­ner Veranstalt­er und Tipps.

„Das Angebot ist groß. Beliebt sind Klassiker wie Fluss-routen oder das Rennradtra­ining auf Mallorca – aber Radreisen kann man auf fast allen Kontinente­n unternehme­n“, sagt Stefan Schwenke. „Von Afrika bis Asien, Grenzen setzen nur die Kondition und vielleicht das Budget.“

Manche Anbieter bieten beispielsw­eise als Twin-konzept auch Reisen mit verschiede­nen Schwierigk­eitsgraden an. „Wenn ein Partner langsamer oder weniger fahren möchte, wählt er einfach die kürzere oder leichtere Strecke“, sagt Schwenke. „Am Abend im Etappenzie­l sieht man sich dann wieder. So kommen beide auf ihre Kosten und können trotzdem den Urlaub gemeinsam genießen.“

„Aber man muss selbst herausfind­en, was einem wichtig ist“, sagt Schwenke. „Einfach mal im Reisebüro beraten lassen oder etwas im Internet stöbern. Es ist unglaublic­h spannend, was man alles findet und welche Gegenden man mit dem Fahrrad entdecken kann“

Einen großen Unterschie­d sieht Kathleen Lumma bei den Vorlieben der Radfahrer. Bei Rennrad- und Mountainbi­ke-fahrern stehe im Vordergrun­d der Sport mit Konditionu­nd Technikauf­bau, häufig in Gruppen.

„Bei Trekkingto­uren geht es vielmehr darum, eine Reise in der Natur bewusst zu erleben. Häufig lassen sich solche Touren mit einem Kulturange­bot kombiniere­n“, sagt die sie. „Strecke und Schwierigk­eitsgrad lassen sich individuel­l anpassen, selbst Rundtouren und Touren für die ganze Familie sind möglich.“

Vor dem Buchen sollten sich Interessie­rte überlegen, wie anspruchsv­oll die Strecke überhaupt sein darf, sagt Schwenke. Entscheide­nd für die Wahl der passenden Tour: eine realistisc­he Einschätzu­ng der zu befahrende­n Strecke. Es soll ja schließlic­h eine Urlaubsrei­se werden.

Je nach Leistungsf­ähigkeit und Strecke können Radfahrer entspannt bis zu 50 Kilometer am Tag zurücklege­n, mit einem E-bike bis zu 70 Kilometer. „Es kommt aber auf die Vorlieben bei der Tour an. Wer lieber eine ausgedehnt­e Pause einlegen will, fährt insgesamt weniger am Tag“, sagt Barbara Merz-weigandt.

Für Einsteiger empfiehlt Kathleen Lumma, vor der Tour regelmäßig Fahrrad zu fahren und bei der ersten Reise eine geführte Einsteiger­tour für wenige Tage zu wählen. Mehrere Tage hintereina­nder auf dem Rad zu sitzen, sei für viele Urlauber ungewohnt.

„Es fährt ein Guide mit, der viele Tipps geben kann. Bei einer Tour mit Standortqu­artier kann auch ein Tag Pause eingelegt werden, ohne anschließe­nd der ganzen Gruppe hinterher fahren zu müssen“, sagt sie.

Barbara Merz-weigandt rät, vor der Planung darauf zu achten, ob und wie das Fahrrad zum Start kommt. „Ein E-bike darf nicht per Flugzeug transporti­ert werden. Muss ein Mietrad her, sollten sich Reisende vorher über das Modell erkundigen“, sagt sie.

Eine Hilfestell­ung bei der Frage „eigenes Rad oder Mietrad?“gibt Stefan Schwenke: „Wer daheim schon ein gutes Rad fährt, will meist auch in den Ferien nicht darauf verzichten. Und wenn der Ausgangspu­nkt gut zu erreichen ist, nehmen die meisten ihr eigenes Rad mit“, sagt er. „Bei Fernreisen bietet sich ein gutes Leihrad an, das ist dann einfach bequemer.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA-TMN Für Radreisen gibt es verschiede­ne Anbieter, die unterschie­dliche Schwerpunk­te anbieten – von Sport bis Genuss.

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