Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Bund will Gastarbeiter für Flughäfen
In Düsseldorf und Köln gab es am Wochenende wieder Chaos: lange Warteschlangen, abgesagte Flüge und fehlende Koffer. Ausländische Hilfskräfte sollen das Personal verstärken und vor allem bei der Gepäckabfertigung einspringen.
Am Düsseldorfer Flughafen haben sich die Probleme in der Gepäckabfertigung am Wochenende weiter zugespitzt. Nach Informationen unserer Redaktion aus Flughafenkreisen musste wegen Personalmangels in der Nacht von Samstag auf Sonntag sogar die Feuerwehr unterstützend eingreifen und helfen, die Koffer und Reisetaschen zu den Bändern in der Ankunftsebene zu bringen. Demnach mussten viele Urlauber ohne Gepäck nach Hause gehen.
Die Bundesregierung will die Personalnot an den Flughäfen in Deutschland offenbar mithilfe ausländischer Hilfskräfte in den Griff bekommen, wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der „Bild am Sonntag“sagte. Demnach soll dabei jede Form von Sozialdumping und Ausbeutung ausgeschlossen werden; die Arbeitgeber müssten Tariflohn zahlen und anständige Unterkünfte zur Verfügung stellen. Nach Angaben aus Regierungskreisen soll demnach eine vierstellige Zahl von Fachkräften bestenfalls schon von Juli an für einige Monate in Deutschland aushelfen. Im Gespräch sind nach Branchenangaben rund 2000 Beschäftigte, unter anderem aus der Türkei. Eingesetzt werden sollen die Kräfte vor allem in der Gepäckabfertigung.
Kritik an dem Vorstoß kommt unter anderem vom Bundesvorsitzenden der Deutschen Bundespolizeigewerkschaft. „Das ist eine reine Nebelkerze, um die Leute zu beruhigen, und wird nicht zur erhofften Entlastung führen“, sagte der Bundesvorsitzende Heiko Teggatz unserer Redaktion. „Wir brauchen dringend Personal an den Luftsicherheitskontrollen. Da fehlen die meisten Kräfte. Und dann kann man auch an anderen Stellen schauen. Wenn jetzt woanders für Entlastung gesorgt wird, erhöht sich der Druck auf die ohnehin schon überlasteten Sicherheitskontrollen. Es muss eine gesamtheitliche Lösung geben und keine Flickschusterei“, so Teggatz weiter.
Am Düsseldorfer und Köln/bonner Flughafen ist es zum Ferienstart infolge von Personalnot in der Gepäckabfertigung, an Check-in-schaltern und bei den Airlines zum Teil zu erheblichen Verzögerungen, langen Warteschlangen und Flugausfällen gekommen. Viele Passagiere erfuhren sogar erst nach dem Check-in, dass ihr Flug kurzfristig gestrichen worden ist. Das im Vorfeld befürchtete Chaos vor den Luftsicherheitskontrollen, an denen es ebenfalls erhebliche personelle Probleme gibt, blieb am Düsseldorfer Flughafen bislang aus; anders als in Köln/bonn. Dort bildeten sich vor den Kontrollstellen zum Teil Warteschlangen von mehr als einem Kilometer Länge.
In Düsseldorf hatte es am Samstag den ganzen Tag über massive Probleme in der Gepäcksortieranlage gegeben; die Passagiere wurden darauf mit Lautsprecherdurchsagen aufmerksam gemacht. Dadurch kam es zu Verzögerungen beim Checkin; auch mussten Passagiere ohne ihre Koffer in den Urlaub fliegen. Der Flughafen sprach von technischen Problemen. Viele Fluggäste waren frustriert und reagierten entsetzt. „Aufgrund des Personalmangels konnten die Flieger zum Teil nicht ausgeladen werden. Das Gepäck wurde in der Nacht einfach in der Ankunftshalle an die Bänder gestellt, wo es die Fluggäste am Morgen dann abholen konnten“, sagte VerdiSekretär Özay Tarim.
Der Flughafen Düsseldorf bestätigte: „Es ist tatsächlich zu langen Wartezeiten bei der Gepäckausgabe gekommen. Dies bedauern wir sehr. Auch die Feuerwehr war ausnahmsweise unterstützend tätig“, sagte eine Sprecherin unserer Redaktion. Servicekräfte des Flughafens seien vor Ort gewesen, um Wasser an die wartenden Fluggäste zu verteilen, so die Sprecherin.
Nach Angaben der FlughafenSprecherin sei neben dem Personalmangel der Dienstleister im Abfertigungsprozess beim Gepäck erschwerend hinzugekommen, dass es Verzögerungen im europäischen Luftraum gegeben habe – bedingt durch einen Streik der Fluglotsen in Marseille. Bereits am Montag könnte es in Düsseldorf wieder voll werden. So hat die Bundespolizei bei der zuständigen Sicherheitsfirma mehr Kräfte angefordert als am Samstag und Sonntag. „Das zeigt, dass man am Montag mit mehr Fluggästen rechnet als an den beiden Tagen zuvor“, so Tarim.