Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Suche nach der Seele
Können Computer Bewusstsein erlangen? Google arbeitet daran.
Aufregung um eine Meldung aus den USA: Ein Computer habe Bewusstein erlangt. Hintergrund waren Unterhaltungen, die ein Google-mitarbeiter mit einem ChatProgramm geführt und jetzt im Netz veröffentlicht hat. Das Gespräch zwischen dem Mann und dem Computerprogramm liest sich in der Tat beeindruckend. Sprachlich fehlerfrei und inhaltlich fast philosophisch parliert der Chat-roboter mit seinem menschlichen Gegenüber – ob er „Les Misérables“kenne, worum es in dem Drama gehe und was man aus der Geschichte lernen könne. Auch über Gefühle unterhalten sich Mensch und Maschine, und ob das Programm Angst vor dem Tod habe. Chatprogramme sind kein Hexenwerk. Sie kommen seit Jahren auf vielen Firmen-websites zum Einsatz, vor allem im Kundenservice, um die Telefon-hotlines zu entlasten. Für gewöhnlich reagieren sie auf Schlagworte und spucken vorgefertigte Bausteine aus, die den Eindruck erwecken sollen, man unterhalte sich mit einem echten Menschen.
Googles Chatprogramm Lamda allerdings ist derart raffiniert programmiert, dass sogar Experten der Illusion erliegen, es mit einem echten Lebewesen zu tun zu haben. Ein historischer Moment, vor dem Experten bereits vor Jahrzehnten gewarnt hatten. Sobald es einer Maschine eines Tages gelinge, so zu kommunizieren, dass man sie für einen Menschen halten könnte, könne das zu einer Waffe, einer sprichwörtlichen PropagandaMaschine werden.
Vor wenigen Tagen hat Amazon eine neue Generation von Smart-lautsprechern vorgestellt. Die Geräte seien in der Lage, nach wenigen Minuten des Zuhörens Menschenstimmen zu lernen und perfekt zu imitieren. So könnten sich beispielsweise Kinder in Zukunft Lieblingsbücher von ihrer verstorbenen Großmutter vorlesen lassen, wirbt der Konzern.
Auch das ist natürlich nur eine Illusion, mit einem echten Bewusstsein hat das nichts zu tun. Und so sucht die Welt weiter nach der wahren künstlichen Intelligenz – und ihrer Seele. Bei den Tech-kozernen im Silicon Valley sucht man da vermutlich vergebens.
Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-gründerin Felicia Kufferath ab.