Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Fake-anrufe im Namen Klitschkos sorgen den Westen
(dpa) Für Franziska Giffey hat alles gepasst: das Gesicht von Vitali Klitschko auf dem Bildschirm, Gestik, Mimik, Lippenbewegungen – doch er war es nicht. Nicht der bekannte Kiewer Bürgermeister hat nacheinander mit Rathauschefs quer durch Europa konferiert, sondern ein Unbekannter. Die Politiker sind Opfer eines sogenannten Deep Fakes, eines besonders sorgfältig manipulierten Videotelefonats. Auch Madrid, Wien, Budapest und möglicherweise weitere Städte sind betroffen.
Der Zusammenhang mit dem Ukraine-krieg ist offensichtlich, doch ein Tatverdächtiger wurde noch nicht genannt. In Österreich zog das Außenministerium erste Konsequenzen: Vor solchen Gesprächen sollen Politiker künftig die zuständige Botschaft hinzuziehen.
Der echte Vitali Klitschko äußerte sich am Wochenende in Kiew: „Bei mehreren Bürgermeistern in Europa hat sich ein falscher Klitschko gemeldet, der absurde Dinge von sich gegeben hat“, sagte er. Klitschko sprach von krimineller Energie. Es müsse ermittelt werden, wer dahinter stecke. In Berlin ermittelt der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz. Madrid erstattete Anzeige wegen Vorspiegelung einer falschen Identität. Als Deep Fakes bezeichnet man realistisch wirkende Medieninhalte, die mit Techniken Künstlicher Intelligenz manipuliert wurden.