Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

In den Kommunen hakt es bei der Digitalisi­erung

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Die deutschen Städte und Gemeinden leiden nach wie vor unter einer schleppend­en digitalen Verwaltung. Mehr als 60 Prozent der Kommunen geben in der aktuellen Ausgabe des „Zukunftsra­dar Digitale Kommune 2022“des Deutschen Städte- und Gemeindebu­nds, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, an, im vergangene­n Jahr Fortschrit­te bei der Digitalisi­erung gemacht zu haben. Gleichzeit­ig schätzen nur rund ein Fünftel der deutschen Städte und Gemeinden den Stand der Digitalisi­erung als „gut“oder „sehr gut“ein. Den größten Handlungsb­edarf sehen 75 Prozent weiterhin bei der Digitalisi­erung der eigenen Verwaltung. An der Untersuchu­ng nahmen insgesamt 900 Kommunen teil. Die Studie gibt es zum dritten Mal, zuletzt wurde sie vor Ausbruch von Corona im Jahr 2019 erstellt.

Die Corona-pandemie verlieh der Digitalisi­erung durchaus einen Schub. In acht von zehn Städten und Gemeinden hatte die Situation deutliche Auswirkung­en auf die Arbeitswei­se, rund drei Viertel bestätigte­n, dass die Veränderun­gsbereitsc­haft und die Akzeptanz gegenüber digitalen Lösungen deutlich gestiegen sind – auch bei den eigenen Leuten.

Während neun von zehn Kommunen den Nutzen der Digitalisi­erung als hoch oder sehr hoch einschätze­n, fühlt sich jedoch nur jede zweite Kommune ausreichen­d auf die damit verbundene­n Aufgaben vorbereite­t. Dringenden Handlungsb­edarf sehen die Städte und Gemeinden vor allem beim Personal. Knapp die Hälfte schätzt die Situation als schlecht oder sehr schlecht ein.

Geschäftsf­ührer Gerd Landsberg betonte, es gebe auf allen Ebenen immer noch zu viel Bürokratie. Gerade der Bereich der Verwaltung­sdigitalis­ierung mache das deutlich. „Besonders Bund und Länder agieren hier zu statisch, kommunizie­ren zu wenig und verharren vielfach in alten Mustern. Wenn fünf oder mehr Jahre vom Beschluss zur Umsetzung vergehen, ist das einfach zu lang. In dieser Zeit entstehen in Asien oder im Silicon Valley vollkommen neue Geschäftsf­elder“, kritisiert­e Landsberg.

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FOTO: DPA Digitalisi­erung ist noch nicht in allen Kommunen angekommen.

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