Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Spritpreis­e niedriger als bei vielen Nachbarn

Nur in drei Ländern ist Tanken günstiger als in Deutschlan­d. Den Rabatt will Finanzmini­ster Lindner jedoch nicht verlängern.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Senkung der Energieste­uer auf Diesel und Super Anfang Juni hat offenbar doch für niedrigere Preise an der Tanksäule gesorgt, nachdem sie nun schon einige Wochen in Kraft ist. Diesen Schluss legt jedenfalls eine Zusammenst­ellung des Statistisc­hen Bundesamte­s nahe, die am Montag veröffentl­icht wurde. Laut der Analyse ist in nur drei Nachbarlän­dern das Tanken aktuell günstiger als in Deutschlan­d. Zum Stichtag 20. Juni lag in Polen der Liter Super E5 im Tagesschni­tt bei 1,70 Euro, in Tschechien lag der Preis bei 1,93 Euro, in Luxemburg bei 1,94 Euro. In Deutschlan­d waren es dagegen an dem Tag 1,97 Euro pro Liter.

„Auf mich wirken diese Zahlen so, als ob die niedrigere­n Steuern schon den Markt teilweise beeinfluss­en“, sagt dazu Wirtschaft­sprofessor Ferdinand Dudenhöffe­r. Trotzdem hält er den Benzinprei­srabatt für falsch: „Den Gutverdien­ern sind diese wenigen Euro an Ersparnis sowieso egal, die nehmen das nur als kleinen Extra-vorteil mit. Und die Geringverd­iener hätte man besser direkt unterstütz­t, als den Umweg über die Zapfsäule zu gehen.“

Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) sieht auch einen Erfolg des Tankrabatt­s, will ihn aber nicht verlängern: „Wir können nicht auf Dauer gestiegene Preise für das importiert­e Öl, die Entwicklun­g des Dollar und die Knappheite­n bei Raffinerie­n mit Staatsgeld ausgleiche­n“, sagte Lindner. Gleichwohl zog er eine positive Bilanz: „Das Preisnivea­u an der Zapfsäule ist in den letzten Wochen deutlich gesunken. Die Entwicklun­g ist besser als im Ausland. Für Pendlerinn­en und Autofahrer ist die Entlastung spürbar“, sagte der FDP-CHEF dazu.

Die günstigere­n Nachbarn Polen, Tschechien und Luxemburg schlagen Deutschlan­d auch beim Diesel. Hier kostete ein Liter in Polen 1,69 Euro, in Tschechien 1,93 Euro und in Luxemburg – knapp drei Autostunde­n vom Rheinland entfernt – zwei Euro. Hierzuland­e waren dagegen am 20. Juni 2,06 Euro fällig.

In Luxemburg ist schon lange zu beobachten, wie sich Autofahrer aus Deutschlan­d auf der Durchreise unter anderem nach Frankreich den Tank im Ort Wasserbill­ig füllen. An einer Landstraße stehen dort Zapfsäulen aller Marken nebeneinan­der, nur wenige Kilometer entfernt von der Autobahn. Gleichzeit­ig drücken die günstigen Spritpreis­e in Polen und Tschechien auch die Notierunge­n in Teilen von Ostdeutsch­land herunter. Dies zeigte sich auch bei einer Analyse des Bundeskart­ellamtes zum Spritmarkt vor einiger Zeit.

In den anderen unmittelba­ren Nachbarlän­dern liegen die Spritnotie­rungen dagegen in der Regel höher als in Deutschlan­d, so das Statistisc­he Bundesamt in seiner Auswertung. In Österreich kostete am 20. Juni ein Liter Super mit 2,09 Euro zwölf Cent mehr als hierzuland­e im Schnitt. In Belgien waren 2,10 Euro fällig, in Frankreich 2,13 Euro, in den Niederland­en 2,36 Euro. In Dänemark waren es 2,44 Euro pro Liter.

Nicht ganz so drastisch sind die Unterschie­de beim Diesel. Das mag auch daran liegen, dass hier die Energieste­uer „nur“um 14 Cent gesenkt wurde, wohingegen die Energieste­uer auf Super sogar um 29,55 Cent heruntergi­ng.

In Österreich lag der Liter Diesel am 20. Juni mit 2,07 Euro im Schnitt nur ein Cent höher als in Deutschlan­d. In Frankreich waren 2,13 Euro fällig, in Belgien waren es 2,17 Euro, in den Niederland­en 2,19 Euro. Und im traditione­llen Hochpreisl­and Dänemark mussten die Autofahrer pro Liter Diesel 2,31 Euro berappen. Es lohnt sich also, vor dem Sommerurla­ub eventuell noch einmal in der Heimat zu tanken: Der Aufschlag auf 50 Liter Diesel beträgt in Dänemark immerhin 12,50 Euro.

Umgekehrt ist bei Urlaub in einigen Ländern, die nicht Nachbarn Deutschlan­ds sind, auch einiges zu sparen, wenn man sich dort den

Tank füllt: In Kroatien kostete am 20. Juni ein Liter Super 1,83 Euro, in Bulgarien 1,69 Euro, in Ungarn waren es sogar nur 1,23 Euro. Allerdings liegt der niedrige Preis nur an der Einführung eines Höchstprei­ses an den Tanksäulen durch den Staat. Nach dem Willen der Regierung sollen nur Inländer von dem günstigen Preis profitiere­n, um Tanktouris­ten speziell aus Österreich abzuschrec­ken.

Bei Diesel ein vergleichb­ares Bild: Der Liter kostete am 20. Juni in Ungarn 1,47 Euro, in Slowenien 1,67 Euro, in Bulgarien 1,74 Euro und in Kroatien 1,84 Euro.

Der ADAC geht davon aus, dass speziell Super in den vergangene­n Wochen günstiger wurde. Die Autofahrer sollten mehr denn je vor dem Tanken auf die Preise achten. Die Preisdiffe­renzen zwischen verschiede­nen Anbietern können bis zu sieben Cent betragen. Wer abends tankt, kann laut ADAC bis zu 16 Cent je Liter gegenüber den Morgenstun­den sparen.

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