Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Künstler ließ es im Ledigenheim so richtig krachen
Orhan Aydin zeigte seine erste Einzelausstellung, bei der es unter anderem Starporträts und ein Bild seines Vaters zu sehen gab.
(bes) Mit durchdringenden Blicken schauen sie einen an: David Bowie, Heath Ledger als Joker, immer wieder Michael Jackson – und Adnan Köse. Dessen Porträt war eine Überraschung für den Dargestellten, ein Dankeschön für die Unterstützung, die der Dinslakener Regisseur Orhan Aydin bei dessen ersten Einzelausstellung an diesem Wochenende im Ledigenheim Lohberg zukommen ließ.
Den Künstler, der die großformatigen und oft in besonders ausdrucksstarkem Schwarz-weiß gehaltenen Gemälde geschaffen hat, kennt er seit Kindertagen. Denn Orhan Aydin ist gebürtiger Lohberger. Und zum Ledigenheim hat er eine besondere Beziehung. „Als mein Vater 1962 aus der Türkei kam, wohnte er zunächst hier“, erzählt Aydin. Die Ausstellung seines Sohnes, die dieser mit Ehefrau Petra seit Ende 2018 plante und die coronabedingt nun erst im dritten Anlauf realisiert werden konnte, erlebte Aydin senior leider nicht mehr.
Nun steht sein Porträt, vom Sohn gemalt, auf der Bühne des großen Saals – dort, wo die Bergleute, die im Ledigenheim wohnten, sich früher zu den gemeinsamen Mahlzeiten trafen. „Lass es krachen“, wünschte er noch seinem Sohn, er habe, so dieser, die Pläne für die Ausstellung sehr unterstützt. Dem kam Orhan Aydin am Freitag bei der Vernissage im geladenen Kreis nach. Und dies wiederum mit Unterstützung seiner eigenen Familie. Sohn Marco ist DJ, er eröffnete die Vernissage mit einem lautstarken Set. Und „krachen“ließ es auch der Flashmob von Funkys Dance Point mit einer Tanzeinlage – eine Überraschung des Abends.
Aydin wuchs an der Stollenstraße auf, schon als Neunjähriger, so berichtet er, zog es ihn in die Bibliothek um die Ecke. Dort lieh er sich Asterix-hefte aus, um die Charaktere nachzuzeichnen. Später kamen die entsprechenden Fachbücher dazu und als er dann noch mit 13 Jahren im Fernsehen einen Bericht über eine Kunstausstellung sah, war ihm klar: Das möchte ich auch.
Doch dies sollte noch viele Jahre ein Traum bleiben. Die Malerei ist ein Hobby, Orhan Aydin ist gelernter Werkstoffprüfer Metalltechnik. Doch auch in seiner Firma weiß man seine Kunst zu schätzen. Sein Porträt des verstorbenen Firmengründers Heinz Trox hängt im Büro eines der beiden Geschäftsführer, wurde von diesem für die zweitägige Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Aber was fasziniert Aydin so an der Porträtmalerei? „Es ist die Herausforderung – Kunst kommt von Können. Das Porträt muss die Persönlichkeit zeigen – und das ist das, was kribbelt.“