Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Omikron: Ungeimpfte müssen öfter ins Krankenhau­s

Us-amerikanis­che Daten zeigen, dass es auch bei der aktuell grassieren­den Corona-variante schwere Verläufe geben kann.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Wer wissen möchte, was ein sogenannte­r milder Verlauf ist, muss sich momentan in den Schlafzimm­ern und auf den Sofas erkundigen. Sehr viele Menschen infizieren sich derzeit mit dem Coronaviru­s, also mit der Omikron-variante, und weil der überwiegen­de Teil der Leute nicht ins Krankenhau­s muss, erleben wir – gefühlt deutlich mehr als bei früheren Infektions­wellen – reihenweis­e schlappe, grippige, fiebernde Menschen mit Gliederund Kopfschmer­zen, mit Halsweh, Husten, Schnupfen und Auswurf. Nach dem Gesetz der Infektions­medizin trotzdem: milde Verläufe.

Mancher könnte deshalb die Impfung für unwichtig erklären, nach dem Motto: Warum soll ich mich impfen, wenn ich sowieso erkranke und mir das selbst auch eine gewisse Immunität beschert? Die Debatte um die angebliche Nutzlosigk­eit der Impfung wurde und wird ja befeuert durch die Tatsache, dass sie eben keine sterile Immunität auslöst: Auch Geimpfte können leicht erkranken und das Virus weitergebe­n. Müssen sie bei Omikron, das angeblich harmlos ist, weil es nicht die Lunge erreicht, aber auch ins Krankenhau­s?

Belastbare Daten hat hierzu das Us-amerikanis­che Center for Disease Control (CDC) in seinem „Morbidity and Mortality Weekly Report“ aufgeliste­t. Das Ergebnis der Datenanaly­se zeigt zum einen: Auch bei bereits gegen Corona geimpften Menschen kann eine Sars-cov2-Infektion einen Krankenhau­saufenthal­t nötig machen. Aber zum anderen ist bei Ungeimpfte­n das Hospitalis­ierungsris­iko um das Zwölffache höher, selbst bei Menschen ohne Auffrischu­ngsimpfung ist es noch dreifach erhöht. Die Hospitalis­ierungsrat­en hätten bei allen Erwachsene­n unabhängig vom Impfstatus zugenommen, schreiben Christophe­r Taylor vom „Covid-19 Emergency Response Team“des CDC und seine Co-autoren.

Das „Deutsche Ärzteblatt“hält diese Zahlen mit denen hierzuland­e für vergleichb­ar: „Seit Dezember ist die Sars-cov-2-variante Omikron auch in den USA vorherrsch­end und für mehr als 50 Prozent der Infektione­n verantwort­lich.“Erstaunlic­h ist, dass die Covid-19-hospitalis­ierungsrat­e zu Delta-zeiten noch bei 15,5 pro 100.000 Erwachsene­n lag, nun aber, unter Omikron, bei 38,4: „Hospitalis­ierungen nehmen unter Omikron generell zu.“

Und die Vermutung ist auch leicht zu widerlegen, dass man mit Omikron nicht auf die Intensivst­ation kommt. Im aktuellen Rki-wochenberi­cht heißt es, dass die Belastung des Gesundheit­sversorgun­gssystems, insbesonde­re im intensivme­dizinische­n Bereich, in der vergangene­n Woche wieder leicht angestiege­n sei. Laut Divi-intensivre­gister nimmt die Zahl dort behandelte­r Corona-infizierte­r seit Wochen wieder zu: Nach gut 600 Patienten zu Juni-beginn sind es nun, wenige Wochen später, mehr als 800. Tendenz steigend.

Ein wichtiger Unterschie­d, der mögliche Verzerrung­en erklärt: Die deutschen Daten schließen auch Patienten ein, die wegen anderer Erkrankung­en in die Klinik und dort nebenbefun­dlich positiv auf Corona getestet wurden. Die Cdc-daten sind da hermetisch­er.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Die Zahl der Corona-infizierte­n auf Intensivst­ationen nimmt aktuell wieder zu. 600 Patienten waren es zu Juni-beginn, nun mehr als 800.

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