Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Omikron: Ungeimpfte müssen öfter ins Krankenhaus
Us-amerikanische Daten zeigen, dass es auch bei der aktuell grassierenden Corona-variante schwere Verläufe geben kann.
Wer wissen möchte, was ein sogenannter milder Verlauf ist, muss sich momentan in den Schlafzimmern und auf den Sofas erkundigen. Sehr viele Menschen infizieren sich derzeit mit dem Coronavirus, also mit der Omikron-variante, und weil der überwiegende Teil der Leute nicht ins Krankenhaus muss, erleben wir – gefühlt deutlich mehr als bei früheren Infektionswellen – reihenweise schlappe, grippige, fiebernde Menschen mit Gliederund Kopfschmerzen, mit Halsweh, Husten, Schnupfen und Auswurf. Nach dem Gesetz der Infektionsmedizin trotzdem: milde Verläufe.
Mancher könnte deshalb die Impfung für unwichtig erklären, nach dem Motto: Warum soll ich mich impfen, wenn ich sowieso erkranke und mir das selbst auch eine gewisse Immunität beschert? Die Debatte um die angebliche Nutzlosigkeit der Impfung wurde und wird ja befeuert durch die Tatsache, dass sie eben keine sterile Immunität auslöst: Auch Geimpfte können leicht erkranken und das Virus weitergeben. Müssen sie bei Omikron, das angeblich harmlos ist, weil es nicht die Lunge erreicht, aber auch ins Krankenhaus?
Belastbare Daten hat hierzu das Us-amerikanische Center for Disease Control (CDC) in seinem „Morbidity and Mortality Weekly Report“ aufgelistet. Das Ergebnis der Datenanalyse zeigt zum einen: Auch bei bereits gegen Corona geimpften Menschen kann eine Sars-cov2-Infektion einen Krankenhausaufenthalt nötig machen. Aber zum anderen ist bei Ungeimpften das Hospitalisierungsrisiko um das Zwölffache höher, selbst bei Menschen ohne Auffrischungsimpfung ist es noch dreifach erhöht. Die Hospitalisierungsraten hätten bei allen Erwachsenen unabhängig vom Impfstatus zugenommen, schreiben Christopher Taylor vom „Covid-19 Emergency Response Team“des CDC und seine Co-autoren.
Das „Deutsche Ärzteblatt“hält diese Zahlen mit denen hierzulande für vergleichbar: „Seit Dezember ist die Sars-cov-2-variante Omikron auch in den USA vorherrschend und für mehr als 50 Prozent der Infektionen verantwortlich.“Erstaunlich ist, dass die Covid-19-hospitalisierungsrate zu Delta-zeiten noch bei 15,5 pro 100.000 Erwachsenen lag, nun aber, unter Omikron, bei 38,4: „Hospitalisierungen nehmen unter Omikron generell zu.“
Und die Vermutung ist auch leicht zu widerlegen, dass man mit Omikron nicht auf die Intensivstation kommt. Im aktuellen Rki-wochenbericht heißt es, dass die Belastung des Gesundheitsversorgungssystems, insbesondere im intensivmedizinischen Bereich, in der vergangenen Woche wieder leicht angestiegen sei. Laut Divi-intensivregister nimmt die Zahl dort behandelter Corona-infizierter seit Wochen wieder zu: Nach gut 600 Patienten zu Juni-beginn sind es nun, wenige Wochen später, mehr als 800. Tendenz steigend.
Ein wichtiger Unterschied, der mögliche Verzerrungen erklärt: Die deutschen Daten schließen auch Patienten ein, die wegen anderer Erkrankungen in die Klinik und dort nebenbefundlich positiv auf Corona getestet wurden. Die Cdc-daten sind da hermetischer.