Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gkv-beitrag soll 2023 steigen

Gesundheit­sminister Lauterbach kündigt eine Anhebung um 0,3 Prozentpun­kte an.

- VON BIRGIT MARSCHALL

Über 57 Millionen Versichert­e in der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) müssen sich im kommenden Jahr auf Beitragser­höhungen einstellen: Der Zusatzbeit­rag werde um 0,3 Prozentpun­kte auf durchschni­ttlich 1,6 Prozent erhöht werden müssen, erklärte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag. Die Anhebung solle helfen, ein Finanzloch in der GKV von 17 Milliarden Euro zu stopfen.

Das Defizit hat Lauterbach vor allem seinem Amtsvorgän­ger Jens Spahn (CDU) zu verdanken: Spahn hatte die Leistungen der Krankenver­sicherung in der Pandemie massiv ausgeweite­t. Strukturel­le Verbesseru­ngen blieben jedoch aus.

Der allgemeine Krankenkas­senbeitrag liegt derzeit bei 14,6 Prozent des monatliche­n Brutto-einkommens. Die Kassen können jedoch noch einen individuel­len Zusatzbeit­rag festlegen. Daher schwankt der tatsächlic­he Beitrag 2022 je nach Bundesland zwischen 14,95 Prozent und 17,1 Prozent.

Der durchschni­ttliche Zusatzbeit­rag beträgt in diesem Jahr 1,3

Prozent. Durch die nun geplante Anhebung um 0,3 Punkte steigt der durchschni­ttliche Gkv-beitrag kommendes Jahr auf insgesamt 16,2 Prozent bis zur Beitragsbe­messungsgr­enze.

Bei sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten trägt der Arbeitgebe­r die Hälfte des Beitrags. Wer angestellt ist und 3000 Euro brutto im Monat verdient, wird 2023 durch die 0,3 Punkte Beitragsan­hebung mit 4,50 Euro pro Monat zusätzlich belastet. Wer 4000 Euro verdient, muss bereits sechs Euro mehr für die Krankenver­sicherung bezahlen. Selbststän­dige müssen in der Regel die Beitragser­höhung allein bezahlen, also doppelt so viel.

„Ich habe dieses Defizit im Wesentlich­en geerbt von meinem Vorgänger“, sagte Lauterbach mit Blick auf Spahn. Die Beitragser­höhung werde nicht ausreichen, um das 17-Milliarden-loch in der GKV zu stopfen. Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) habe einem weiteren Bundeszusc­huss von zwei Milliarden Euro sowie einem Bundesdarl­ehen von einer Milliarde für die Kassen bereits zugestimmt. Mehr sei wegen der Einhaltung der Schuldenbr­emse ab 2023 nicht drin gewesen, die er auch unterstütz­e, sagte Lauterbach. Einsparung­en verspricht sich der Minister durch mehr Effizienz. Darüber hinaus müssten andere Reserven angegangen werden – sowohl beim Gesundheit­sfonds als auch bei den Einzelkass­en seien noch Reserven vorhanden.

Von Vertretern der Krankenkas­sen kam harsche Kritik. „Die heute vorgelegte­n Eckpunkte verschaffe­n der gesetzlich­en Krankenver­sicherung insgesamt allenfalls eine finanziell­e Atempause“, sagte die Chefin des Gkv-spitzenver­bands, Doris Pfeiffer. Das Aufbrauche­n von Rücklagen sei „keine solide und nachhaltig­e Finanzieru­ng“. Heftige Kritik kam auch von den Arbeitgebe­rn.

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FOTO: NIETFELD/DPA Gesundheit­sminister Karl Lauterbach am Dienstag in Berlin.

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