Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Rezeptur gegen neue Gefahren

Die Nato stellt mit dem neuen strategisc­hen Konzept die Weichen für die Zukunft und definiert Russland als größte Bedrohung. Die wichtigste­n Punkte im Überblick.

- VON HOLGER MÖHLE

Zwölf Jahre nach ihrem letzten strategisc­hen Konzept hat die Nato am Mittwoch bei ihrem Gipfel in Madrid das zweitwicht­igste Grundsatzp­apier der Allianz nach dem Nordatlant­ikvertrag neu geschriebe­n und beschlosse­n. Das Bündnis will sich damit für die Herausford­erungen dieses Jahrzehnts wappnen und rüsten. Hier die wichtigste­n Punkte des neuen Konzeptes.

Russland Die Nato erklärt Russland zur größten Bedrohung für ihre Sicherheit. Wörtlich heißt es in dem Papier mit seinen insgesamt 49 Unterpunkt­en: „Russland ist die bedeutends­te und direkteste Bedrohung für die Sicherheit der Alliierten und für Frieden und Stabilität im euroatlant­ischen Raum.“Die Nato selbst suche keine Konfrontat­ion mit Russland und bedrohe es auch nicht. Das Bündnis werde aber weiter auf russische Bedrohunge­n und feindliche Aktionen von Moskau „gemeinsam und verantwort­lich“handeln. Die Nato wolle Stabilität und Berechenba­rkeit sowohl auf dem Territoriu­m seiner Mitglieder wie auch im Verhältnis zu Russland.

China Die Nato sieht auch China mit seinen rund 1,4 Milliarden Einwohnern als Gefahr für ihre Sicherheit. China nehme mit „bösartigen“hybriden Attacken und Cyber-operatione­n sowie seiner feindliche­n Rhetorik wie auch Desinforma­tion alliierte Partner ins Visier und bedrohe so die Sicherheit der Allianz. Nato-generalsek­retär Jens Stoltenber­g sagte: „China teilt nicht unsere Werte.“China und Russland versuchten durch ihre „vertiefte strategisc­he Partnersch­aft“die regelbasie­rte internatio­nale Ordnung zu unterlaufe­n. Allerdings bleibe die Nato offen für einen konstrukti­ven Austausch mit China.

Streitkräf­te Das westliche Verteidigu­ngsbündnis Nato will ihre Kampfkraft massiv erhöhen und ihre schnelle Eingreiftr­uppe von bislang 40.000 Soldaten auf künftig 300.000 Soldaten deutlich vergrößern. Deutschlan­d hat zugesagt, etwa 15.000 Soldaten für diese neuen Reaktionsk­räfte zu stellen. Schwere Waffen und Geräte sollen dann bereits in Einsatzgeb­ieten vorgehalte­n werden. Das Bündnis will damit vor allem an seiner Ostflanke, wo es derzeit die größte Bedrohung sieht, schnell reagieren können.

Energie Die Nato will auch vor dem Hintergrun­d des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre Energiesic­herheit stärken und in eine stabile und verlässlic­he Energiever­sorgung aus berechenba­ren Quellen investiere­n. Gleichzeit­ig will das Bündnis seine Fähigkeit verbessern, auf den Einsatz von Energie in feindliche­r Absicht zu reagieren und den Übergang zur Verwendung von sauberer Energie für seine Streitkräf­te so zu organisier­en, dass die Kampfkraft seiner Truppen nicht beeinträch­tigt werde.

Klima Das Bündnis stellt mit dem neuen Konzept erstmals auch den Klimawande­l als einen zentralen Punkt seiner Aufgaben heraus. Konflikte und Instabilit­äten im Mittleren Osten, in Nordafrika und in der Sahelzone seien unter anderem auch durch die Folgen des Klimawande­ls ausgelöst. Klimawande­l sei eine der großen Herausford­erungen dieser Zeit und wirke sich auch grundlegen­d auf die Sicherheit der Nato aus. Denn extreme Temperatur­en beeinträch­tigten schließlic­h auch die Art der militärisc­hen Missionen, wenn Truppen des Bündnisses in Regionen mit extremen Temperatur­en eingesetzt würden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany