Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
So wacht die DLRG über den Auesee
Die ehrenamtlichen Helfer haben in den Sommerferien vor allem eine Aufgabe: für die Sicherheit der Badegäste sorgen. Dass ihre Arbeit dringend nötig ist, zeigt ein Fall aus der jüngeren Vergangenheit. Wie die Lebensretter dabei vorgehen.
(jok) Der Adler ist nicht nur das Wappentier der Deutschen Lebens-rettungs-gesellschaft (DLRG) und gleichzeitig der Codename im Funkverkehr der Lebensretter – der Greifvogel mit den extrem guten Augen passt auch perfekt zur Aufgabe der Ehrenamtlichen am Weseler Auesee: Denn die Rettungsschwimmer haben in der Sommerferien tagsüber quasi zu jedem Zeitpunkt den kompletten Badebereich im Blick und schlagen bei Bedarf sofort Alarm. Falls ein Badegast in Not gerät, handeln die durchtrainierten Retter sofort. Denn dann kommt es auf jede Sekunde an, weshalb die Dlrg-aktiven unter anderem ihre Fitness immer wieder unter Beweis stellen müssen.
Die Aufgabenverteilung der rotgelb gekleideten Helfer am Auesee ist ganz klar geregelt: Ein Wachposten auf eine Art Hochsitz hat die gesamte Badebucht im Blick. Über die Liegewiese laufen weitere DLRG-LEUTE Streife und wieder andere warten unter einem schattenspendenden Zelt an einem kleinen Wachhäuschen auf ihren Einsatz. Bei einer Notlage stürzen sich zwei Retter sofort ins Wasser. Wirklich Zeit, erstmal Badekleidung anzuziehen, haben sie dabei natürlich nicht. Sie holen die in Not geratende Person so schnell wie möglich aus dem Wasser und bringen sie an Land, wo dann bereits der Sanitätsdienst wartet und übernimmt.
Erst neulich gab es einen Vorfall, der zeigt, wie wichtig die Wache am Auesee ist. Wachleiter Dustin Veenema erinnert sich: „Ein kleines Kind, das nicht schwimmen konnte, war mit einem aufblasbaren Schwimmring auf dem See unterwegs.“Das Mädchen sei dann ein Stück vom Wind raus getrieben worden und plötzlich durch das Loch im Ring durchgerutscht. „Und weg war sie!“, sagt Veenema. Der 19-Jährige hatte dies zum Glück vom Wachposten aus beobachtet und sofort Alarm geschlagen. Das Kind konnte gerettet werden, dank der Drlg-helfer, die allerdings indirekt schwere Vorwürfe erheben, da das Mädchen völlig unbemerkt von seinen Eltern fast ertrunken wäre.
„Das ist ein großes Problem hier: Wir erleben immer wieder, dass Kinder nicht ausreichend beaufsichtigt sind im Wasser“, sagt Nico Anhuth, ein weiterer Rettungsschwimmer bei der DLRG. Die Pflicht zur aktiven Aufsicht– gerade von Nichtschwimmern – liege bei den Erziehungsberechtigten, wie er ausdrücklich betont. „Wir geben unser Bestes, aber in der Schule würde man auch nicht einen Lehrer für 300 Kinder hinstellen“, macht Anhuth deutlich. Damit deutet der 24-Jährige indes auch an, dass er und seine Kollegen unmöglich 1500 bis 2000 Badegäste gleichzeitig im Blick haben können, die sich zu Spitzenzeiten rund um den beliebten Badesee tummeln oder im Wasser sind.
Am besten sei, wenn Kinder möglichst früh sicher schwimmen lernen, betont auch Jan Heykamp. Er ist Sprecher der DLRG Wesel und sagt, die Wartelisten bei den Schwimmkursen seien wegen fehlender Wasserzeiten in den Bädern und wegen zu wenig Ausbilder lang, doch man habe in Wesel noch Glück gehabt, dass trotz Corona nicht alles zum Erliegen gekommen sei. Denn in den beiden vergangenen Sommern konnte im Freibad geübt werden. Der 37-Jährige empfiehlt, Kinder schon möglichst früh ans Wasser zu gewöhnen. Er rät allen Eltern, selbst mit ihren Kindern regelmäßig schwimmen zu gehen.
Komplett tabu sei allerdings das Schwimmen im Rhein. „Der Rhein ist eine Wasserstraße und kein Badegewässer. Wir schicken unsere Kinder ja auch nicht auf die A3 zum Ballspielen.“Mehrere tödliche Unfälle am Niederrhein in den vergangenen Wochen hätten auf tragische Weise wieder einmal bestätigt, dass die Gefahr dort enorm sei. Auch nicht nur kurz oder nur die bis zu den Knien. Heykamp: „Der Rhein ist die meistbefahrene Wasserstraße Europas und die Schiffe ziehen das Wasser und die Leute mit rein.“