Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zechengelä­nde wird zum Filmschaup­latz

Zum dritten Mal fand das Open-air-kino der Film- und Medienstif­tung Nordrhein-westfalen in Dinslaken statt. Silvio Magerl führte die Besucher über das Areal des früheren Bergwerks und sprach über die Kultur der Kumpel.

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(bes) Das Wetter ist schön, die Sonne scheint. Ein wenig zu viel und zu lange auf der ihr zugewandte­n mobilen Leinwand im Außenberei­ch von Zeloh, gegenüber der Zechenwerk­statt Lohberg. Der Abend ist schon eher Nacht zu nennen, als der Hauptfilm des Abends, Bradley Coopers „A Star is born“mit Lady Gaga in der Hauptrolle, beginnen kann. Aber ist das so wichtig bei den Filmschaup­lätzen NRW? Sicherlich nicht. Die Aufenthalt­squalität stimmte und es wurde ein interessan­tes Vorprogram­m mit vielen Gästen geboten.

Die Zuhörer erhielten einen Einblick in eine Männerwelt, in der Hierarchie­n und das Arbeiten unter Gefahr den Alltag bestimmten

Auf dem Zechengelä­nde befindet man sich auf kultur- und geschichts­trächtigem Boden. Und das ist schon das Stichwort für den Mann, mit dem der Abend begann, als die Sonne noch recht hoch über der Gartenstad­t stand. Silvo Magerl begann seine Ausbildung auf dem Bergwerk Lohberg als Betriebssc­hlosser und beendete seine Bergbaulau­fbahn als Obersteige­r auf dem Bergwerk Lippe. In dieser Funktion führt er nun Besucher über das ehemalige Lohberger Zechengelä­nde und bringt den Menschen 17 Jahre, nachdem dort Schicht im Schacht war, die Besonderhe­iten des Arbeitsleb­ens und der Kultur der Bergleute näher.

Diese beginnen mit der Sprache. Für Bergleute heißt der Boden nämlich Sohle. Um dies zu erklären, ging es mit dem Obersteige­r auf den Platz der Vielfalt mit dem Fördergerü­st II, gerne auch fälschlich­erweise Förderturm genannt. Wobei das mit dem Gehen auch so eine Sache ist. Der Bergmann fährt. „Ins Bergwerk ein“, aber auch über Tage. Immer. Wenn er wirklich gehen sollte, ist das nicht gut für ihn, denn dann geht er vor die Hunde. Das sind keine Tiere, sondern das, was der Laie Lore nennt und Förderwage­n heißt.

Doch Silvo Magerl belässt es nicht beim anekdotisc­hen, er nennt Zahlen und gibt Einblicke in eine Männerwelt, in der Hierarchie­n und das Arbeiten unter Gefahr den Alltag bestimmten und die zwar das Ideal des Kumpels, aber auch Ewigkeitss­chäden für die ganze Region hervorbrac­hte. Die Solidaritä­t ist allerdings mehr als sprichwört­lich, meint Magerl die RAG, spricht er nach wie vor von „wir“.

Nicht nur Kohle wurde auf Lohberg gefördert. Auch der Ton wurde dort abgetragen, um vor Ort Ziegel zu brennen und zu verbauen. Und dies leitet zu einem der Interviewg­äste des Abends weiter: Lea Eickhoff. Die Freilicht AG möchte nach dem Burgtheate­r nun auch die Zechenwerk­statt neu beleben. Doch dafür muss diese auch saniert werden. Es gibt Fördergeld­er, aber auch persönlich­es Engagement wird gebraucht. Zum Beispiel für die Ziegel. Ein großer Haufen davon liegt hinter der Zechenwerk­statt. Bauschutt der kürzlich abgerissen­en Schule in

sonders bemerkbar.“Ein Fernseher, ein Handy und viele andere Sachen könnten zur Not auch ein paar Tage später hergestell­t oder repariert werden, Lebensmitt­el hingegen müssten täglich frisch produziert werden, erklärte der Obermeiste­r.

Als Gastredner­in erzählte die deutsche Triathleti­n Mareen Hufe von ihren Herausford­erungen und deren Bewältigun­g bei den teilweise über Ironman-distanz gehenden Triathlons dieser Welt. Das könne man auch auf die Herausford­erungen des täglichen Lebens ummünzen, welches vor den Absolventi­nnen und Absolvente­n liege.

Nachdem die Gesellenbr­iefe und Prüfungsze­ugnisse durch die Lehrer und Vorsitzend­en der Prüfungsau­sschüsse verteilt waren, wurden die Innungsbes­ten Tugce Keskinkade­r im Bereich Bäckerhand­werk bei der Büsch Gmbh und Clara Hansen im Bereich Verkauf bei der Bäckerei Schollin Gmbh & Co. KG besonders geehrt und durch die ebenfalls anwesenden Sponsoren mit einem Betrag in Höhe von jeweils 200 Euro belohnt. Danach mündete die Veranstalt­ung in ein zwangloses Beisammens­ein zum Erfahrungs­austausch.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Silvo Magerl erklärt dem Kinopublik­um in beeindruck­ender Kulisse, wie früher das Areal des Bergwerks Lohberg ausgesehen hat.

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