Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Rückkehr der Marcos-dynastie
Diktatorensohn „Bongbong“wurde als neuer Präsident der Philippinen vereidigt.
MANILA (dpa) Diktatorensohn Ferdinand „Bongbong“Marcos Jr. ist als
17. Präsident der Philippinen vereidigt worden. Tausende Anhänger versammelten sich am
Donnerstag für die Zeremonie vor dem Nationalmuseum in Manila. Der 64-jährige
Marcos Jr. hatte die Präsidentenwahl am
9. Mai klar für sich entschieden. Damit kehrt die berühmt-berüchtigte Marcos-dynastie 36 Jahre nach ihrer Vertreibung aus dem Inselstaat in den Malacañang-palast in der Hauptstadt zurück.
„Ich bin nicht hier, um über die Vergangenheit zu sprechen. Ich bin hier, um Ihnen von unserer Zukunft zu erzählen“, sagte Marcos Jr. in seiner
Antrittsrede. Er strebe eine Zukunft ohne Mangel an, gestand aber ein, dass die nächsten Monate schwer werden könnten. Seine Regierung arbeite an einem Plan für die „wirtschaftliche Transformation“des von der Corona-pandemie wirtschaftlich gezeichneten Landes.
Marcos Jr. folgt auf den scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte, der international wegen seines brutalen Kampfes gegen Drogenkriminalität umstritten war. Sara Duterte-carpio, die Tochter des ExPräsidenten, hatte erfolgreich für das Amt der Vizepräsidentin kandidiert und tritt dieses nun an der Seite von Marcos Jr. an.
Ferdinand Marcos jr. Präsident der Philippinen
Im Wahlkampf hatte Marcos Jr. die Vergangenheit immer wieder zu einem vermeintlichen „goldenen Zeitalter“voller Wohlstand verklärt. Viele junge Wähler haben keine eigene Erinnerung mehr an das MarcosRegime, ans Kriegsrecht oder ein Leben in Angst. Diese Zielgruppe lockte BBM – wie er auch genannt wird – über soziale Medien. Millionen folgen ihm auf Tiktok und Youtube. Dort verbreitete er den Slogan „Einheit“, um die Folgen der Corona-pandemie anzugehen.
Vom Erbe seiner Eltern hat sich Marcos Jr. nie distanziert. Das Marcos-regime von Ferdinand (19171989) und dessen exzentrischer Frau Imelda – die mit ihren 92 Jahren an der Amtseinführung teilnahm – regierte einst mit Mord und Folter, politische Gegner verschwanden spurlos. 1986 wurde die Familie aus dem Inselstaat vertrieben und floh nach Hawaii.