Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Airport-arbeiter packen aus
Zwei Gepäckarbeiter erklären Hintergründe der Misere in Düsseldorf und berichten von ihrem Arbeitsalltag. Warum sie meinen, dass es schlimmer wird.
(csh) „Es ist alles noch viel extremer, als es in der Presse zu lesen ist. Die Gepäckabfertigung ist katastrophal unterbesetzt. Der Flughafen versucht jetzt, alle Rettungsanker zu werfen. Man sieht jetzt leider, wie das Kartenhaus zusammenbricht“, sagt Uwe (Name geändert), der am Düsseldorfer Flughafen im Gepäckbereich arbeitet.
Auch Bernd (Name ebenfalls geändert) arbeitet am Flughafen im Gepäckbereich, aber für eine andere Firma. Er sagt: „Ich habe wirklich schon alles mitgemacht am Flughafen. Aber solche Tage wie jetzt sind auch für mich neu. Die Sommerferien haben gerade erst angefangen, wir stoßen aber schon jetzt erheblich an unsere Kapazitätsgrenzen. Mit jedem weiteren Tag können Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen. Ich sehe es leider so, dass sich bis zum Ende der Sommerferien die Lage weiter verschlechtern wird.“
Zur Abfertigung einer Maschine wird eine Crew zusammengestellt. Diese besteht aus einem sogenannten Häuptling, der eine Gruppe von „Ladern“an die Seite gestellt bekommt. „Die Lader stehen in der ‚Nahrungskette‘ ganz unten. Sie verdienen am wenigsten und haben die schwerste Arbeit. Sie schleppen und stapeln den ganzen Tag Koffer“, sagt Bernd: „Bei einer Maschine, die voll besetzt reinkommt und voll besetzt wieder rausgeht, hat man im Optimalfall eine Ladegruppe, die vorne und hinten gleichzeitig entlädt oder belädt. Das bedeutet, man hat zwei Förderbänder an der Maschine, wo unten einer steht und zwei Leute im Laderaum sind – also vorne und hinten am Flugzeug jeweils drei Leute.
Mit dem Häuptling sind es also zusammen sieben“, sagt Bernd.
Das sei aber die Wunschvorstellung. Aktuell sei es jedoch so, dass bei einer ankommenden Maschine meist nur ein „Häuptling“mit zwei Ladern da sei. „Das ist mehr als ein Knochenjob. Momentan muss man da sechs Tage am Stück arbeiten; die meisten sind aber jetzt schon bei dem Pensum nach vier Tagen platt. Sie müssen zum Arzt. Der Rücken macht da nicht mehr mit. Da werden einige in den kommenden Tagen ausfallen“, meint Bernd.
„Lader“arbeiten acht bis neun Stunden; aktuell sollen es auch neuneinhalb Stunden sein (inklusive einer halben Stunde Pause). Die frühesten Schichten der „Lader“beginnen zwischen 4 und 5 Uhr morgens. „Diejenigen, die draußen am Flugzeug sind, fertigen zwischen neun und 13 Maschinen pro Schicht ab“, sagt Uwe. „Jede Maschine hat im Durchschnitt 150 Koffer. Das heißt rein und raus, also 150 Koffer in 45 Minuten rausholen und 150 Koffer wieder einladen für den Weiterflug.“
Zur katastrophalen Situation am vergangenen Wochenende sagte der Flughafen: „Neben der bekannten Situation des Personalmangels der Dienstleister im Abfertigungsprozess kam erschwerend hinzu, dass es Verzögerungen im europäischen Luftraum – bedingt durch einen Streik der Fluglotsen in Marseille – gab.“Und weiter: „Der Flughafen hat die Dienstleister der verantwortlichen Airlines mit einem eigenen Team aus qualifizierten Mitarbeitern bei der Gepäckausladung unterstützt.“