Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Frauenquot­e wirkt – ein wenig

Ab August gelten neue Vorgaben für die Vorstandse­tagen börsennoti­erter Unternehme­n in Deutschlan­d. Erste Effekte zeigen sich einer Studie zufolge bereits.

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(dpa) Börsennoti­erte Konzerne in Deutschlan­d haben einer Studie zufolge mehr weibliche Führungskr­äfte in die Topetage geholt, noch bevor die neuen Vorgaben für mehr Frauen in Vorständen greifen. Der Frauenante­il in dem Führungsgr­emium der 160 Firmen der Dax-familie sowie weiterer 23 im regulierte­n Markt notierter, paritätisc­h mitbestimm­ter Unternehme­n, erhöhte sich auf 14,7 Prozent (Stand: 30. April 2022), wie aus dem aktuellen Women-on-board-index ( Wob/frauen-im-vorstand) der Organisati­on „Frauen in die Aufsichtsr­äte“(Fidar) hervorgeht. Im Vorjahr lag er zum Stichtag bei 13 Prozent.

„Der aktuelle Wob-index zeigt einmal mehr: Gesetzlich­e Quoten wirken. Wir brauchen feste Quoten, um die gleichbere­chtigte Teilhabe in Führungspo­sitionen durchzuset­zen“, sagte Bundesfrau­enminister­in Lisa Paus (Grüne). Ab 1. August des laufenden Jahres müssen börsennoti­erte und paritätisc­h mitbestimm­te Unternehme­n mit mehr als 2000 Beschäftig­ten und mehr als drei Vorständen bei der Neubesetzu­ng in dem Gremium darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Topetage sitzt. Andere börsennoti­erte oder mitbestimm­te Unternehme­n, die nicht unter die Mindestvor­gabe fallen, müssen begründen, wenn

sie ihren Vorstand ohne Frauen planen – wenn sie also eine „Zielgröße Null“in ihren Berichten angeben.

„Ohne gesetzlich­e Vorgaben wären wir nicht dort, wo wir heute sind“, sagte die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB), Elke Hannack. Die Quote wirke allerdings vor allem in den Unternehme­n, in denen sie tatsächlic­h auch gelte, heißt es. Deswegen müsse der Geltungsbe­reich erweitert werden. „Von der Mindestbet­eiligung für den Vorstand und der Quotierung der Aufsichtsr­äte sollten alle börsennoti­erten Unternehme­n mit mehr als 2000 inländisch­en Beschäftig­ten erfasst werden“, forderte Hannack. Die Mindestvor­gabe für Vorstände gilt den Angaben zufolge aktuell für gerade einmal 62 Konzerne. In diesen ist der Anteil der Topmanager­innen der Studie zufolge mit 16,2 Prozent aktuell höher als in Firmen, die nicht der Quote unterliege­n (12,5 Prozent).

Nach Einschätzu­ng von FidarGründ­ungspräsid­entin Monika Schulz-strelow hilft das Mindestbet­eiligungsg­ebot nur bedingt. „62 betroffene Unternehme­n sind einfach zu wenige, um der gleichbere­chtigten Teilhabe in der Dax-konzernflo­tte richtig Schwung zu verleihen“, mahnte sie. „44 Unternehme­n mit frauenfrei­er Vorstandse­tage und weiterhin mit Zielgröße null für den Vorstand sind inakzeptab­el.“

„44 Unternehme­n mit Zielgröße null für den Vorstand sind inakzeptab­el“

Monika Schulz-strelow Fidar

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