Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Weniger Stau dank Neun-euro-ticket
Erste Daten deuten darauf hin, dass in den Innenstädten weniger Autos unterwegs waren. Wie genau die Menschen die Fahrkarte nutzen, ist dagegen noch unklar.
(dpa) Millionen Menschen haben im ersten Gültigkeitsmonat das Neun-euro-ticket gekauft – und damit wohl auch den Berufsverkehr auf den Straßen entlastet. Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen ( VDV) zufolge wurden bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft. „Zusammen mit den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, teilte Vdv-präsident Ingo Wortmann mit. Die Zahlen beziehen sich auf den Juni. Umfragen des VDV zufolge sollen die Menschen aber auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert haben.
Auf den Straßen war im ersten Monat mit dem Neun-euro-ticket derweil messbar weniger los: Eine Analyse des Verkehrsdatenspezialisten Tomtom für die Deutsche Presse-agentur zeigt für 23 von 26 untersuchten Städten einen Rückgang des Stauniveaus im Vergleich zur Zeit vor Einführung. Die Daten „lassen vermuten, dass dieser Rückgang in Zusammenhang mit der Einführung des Neun-euro-tickets steht“, sagte Tomtom-verkehrsexperte Ralf-peter Schäfer. „Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai.“
Konkret verglichen die Experten die Staus im Berufsverkehr an
Werktagen in den Kalenderwochen 20 und 25. Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen. Das Ergebnis: „In den ersten Tagen nach Einführung des Neun-euroTickets haben die Daten von Tomtom kaum noch Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, sagte Schäfer.
Unklar ist, wie das Ticket tatsächlich genutzt wird. Die Deutsche Bahn, über deren Kanäle ein Großteil der Sonderfahrkarten verkauft wird, spricht von einem Fahrgastzuwachs von zehn bis 15 Prozent im eigenen Regionalverkehr im Juni im Vergleich zum Niveau vor der Corona-krise. Allerdings vergleicht das Unternehmen dabei unterschiedliche Zeiträume, nämlich den Juni dieses Jahres mit der Nachfrage von Ende 2019. Die Aussagekraft des Vergleichs ist somit begrenzt.