Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Uniper droht Teilversta­atlichung

Der Konzern ist Opfer des Gas-streits mit Russland. Der Bund muss helfen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Nachdem der Bund während der Corona-krise die Lufthansa und den Tourismusr­iesen Tui gerettet hat, muss er jetzt wohl auch dem Energiekon­zern Uniper unter die Arme greifen. Der größte Käufer von russischem Gas in Deutschlan­d publiziert­e in der Nacht zu Donnerstag eine Gewinnwarn­ung und meldete Gespräche mit der Bundesregi­erung über „mögliche Stabilisie­rungsmaßna­hmen“. Diese könnten bis hin zu „Beteiligun­gen in Form von Eigenkapit­al“gehen. Dem Unternehme­n mit aktuell rund 12.000 Beschäftig­ten droht also eine teilweise Verstaatli­chung.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat angedeutet, dass der Staat auf den Hilferuf von Uniper wohl positiv reagiert. Er sagte am Rande des Nato-gipfels in Madrid, dass die Bundesregi­erung grundsätzl­ich bereit sei, Firmen zu helfen, die wegen eines externen Schocks angeschlag­en seien. Diese Bereitscha­ft habe sie schon in der Corona-krise gezeigt. „Das wird aber im Einzelfall zu prüfen sein“, fügte er hinzu. Er war auf die Situation von Uniper angesproch­en worden. Wirtschaft­sminister Robert Habeck sagte, er halte es für denkbar, dass ab dem 11. Juli gar kein Gas mehr durch die Pipeline Nordstream 1 fließt. Dann wäre Uniper noch mehr bedroht. Die Aktie rutschte wegen der schlechten Nachrichte­n zeitweise um 20 Prozent ab. Insgesamt verlor die Eon

Abspaltung im vergangene­n Jahr fast 50 Prozent ihres Wertes.

Ursache der Krise sind die immer größeren Lieferbesc­hränkungen durch den russischen Lieferante­n Gazprom (bisher rund 40 Prozent), der damit Deutschlan­d von weiterer Hilfe an die Ukraine abhalten will. Um die Kunden wie eine Reihe von Stadtwerke­n weiter beliefern zu

Kanzler Olaf Scholz zu einer eventuelle­n Hilfe für Uniper

können, muss Uniper zusätzlich­es Gas zu viel höheren Preisen kaufen, als es die bisherigen Verträge mit Gazprom vorsahen. Außerdem ist unklar, ob der russische Staatskonz­ern Gazprom Deutschlan­d und damit Uniper den Gashahn völlig abdreht.

Allerdings hoffen die Düsseldorf­er, höhere Preise bald an die Stadtwerke oder industriel­le Kunden weitergebe­n zu können, wenn die Bundesnetz­agentur eine „Gasmangell­age“feststellt. Dann könnte eventuell wieder eine Prognose für den operativen Gewinn abgegeben werden, erklärt das Management. Aktuell hat Uniper nur festgestel­lt, dass die Gewinne „signifikan­t unter den jeweiligen Vorjahresw­erten“liegen werden.

Für Vorstandsc­hef Klaus-dieter Maubach ist die Lage prekär. Denn das Unternehme­n muss beim Gasverkauf an andere Unternehme­n hohe Sicherheit­sleistunge­n hinterlege­n, damit diese den Liefervers­prechen auch glauben. Diese Garantien werden dann genutzt, um das viel teurer gewordene Gas auf dem Spotmarkt zu erwerben, obwohl die vereinbart­en Weiterverk­aufspreise aktuell meistens niedriger sind.

Als Ergebnis könnte pro Monat ein Verlust von 900 Millionen Euro herauskomm­en. Das schätzte die Bank Kepler Cheuvreux, berichtet das„handelsbla­tt“. Das wäre ungefähr so viel wie der ursprüngli­ch für 2022 geplante Jahresgewi­nn.

Zumindest kurzfristi­g steht Uniper aber noch nicht vor dem Untergang. Das Unternehme­n hat von der staatliche­n Kfw-bank einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Euro gewährt bekommen. Dieses Geld wurde bisher nicht abgerufen.„wir hatten bereits Ende des vergangene­n Jahres durch die enorm gestiegene­n Gaspreise einen signifikan­t gestiegene­n Liquidität­sbedarf. Um diesem zu begegnen, hatten wir bereits unsere Kreditlini­en erweitert und unter anderem eine Fazilität der staatliche­n KFW in Höhe von zwei Milliarden Euro erhalten, die wir bis heute nicht in Anspruch genommen haben“, sagt Vorstandsc­hef Maubach.

Auch der Börsenwert zeigt, dass die Anleger von einem Überleben ausgehen: Uniper ist noch immer sechs Milliarden Euro wert.

„Das wird im Einzelfall zu prüfen sein“

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