Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Polizei warnt vor der Europol-masche
Die Ermittler im Kreis Wesel haben mehrere solche Betrugsversuche mit der Europol-masche registriert – wie man reagieren soll.
(rku) Es klingelt. Und plötzlich meldet sich angeblich Europol am Telefon, oder das Bundeskriminalamt. Die Stimme am anderen Ende der Leitung erzählt: Auf Mallorca werde ein Haftbefehl gegen einen engen Verwandten vollstreckt, es sei denn, man überweise schnell eine beachtliche Geldsumme. So oder so ähnlich versuchen es Betrüger derzeit auch im Kreis Wesel immer wieder, an das Ersparte von Menschen zu kommen. Die Polizei im Kreis Wesel registrierte zuletzt mehrere Fälle mit dieser Masche.
Die Anrufer geben sich dabei als angebliche Mitarbeiter der Polizeibehörden Bundeskriminalamt (BKA), Europol oder Interpol aus. Das BKA warnt schon länger vor diesen Anrufen, deren Ziel oft ältere Menschen sind. Die Täter haben offenbar verschiedene Geschichten auf Lager, behaupten etwa auch, dass den Betroffenen persönliche Daten gestohlen wurden und Kriminelle nun angeblich damit Straftaten begehen wollen. Bei ihren Anrufen nutzen die Täter oder Täterinnen ein spezielles technisches Verfahren, weshalb ihre Opfer eine tatsächlich zu Europol, Interpol oder einer deutschen Polizeidienststelle gehörende Telefonnummer angezeigt bekommen, heißt es dazu in einer Warnung des Bundeskriminalamtes.
Björn Haubrok kennt solche Vorfälle zur Genüge. „Es kann sogar sein, dass auf dem Display die 110 als Nummer erscheint“, sagt der Sprecher der Kreispolizeibehörde in Wesel. „Dabei ist der Notruf eine Einbahnstraße“, macht er deutlich. „Wir rufen nie mit der 110, sondern mit einer Festnetznummer an.“
Neben der erst seit einiger Zeit verwendeten Europol- oder BKAMasche sind es vor allem die „Klassiker“, mit der es Betrüger gerne versuchen: Falsche Polizisten melden sich oder es sind Schockanrufe, bei denen zum Beispiel behauptet wird, dass die eigene Tochter oder der Sohn jemanden bei einem Verkehrsunfall getötet habe. „Häufig kommen diese Betrugsversuche in Wellenbewegungen vor, dann werden uns viele Fälle auf einmal gemeldet“, sagt Haubrok. „Den Betrügern fallen dabei immer wieder neue Geschichten ein.“
Trotz aller Warnungen bleibt es nicht nur bei Versuchen. Regelmäßig lassen sich Menschen von den Tätern überrumpeln und verlieren eine Menge Geld – auch im Kreis Wesel. Zuletzt berichtete die Polizei Mitte Mai von mehreren erfolgreichen Telefonbetrügereien an nur einem Tag, Seniorinnen und Senioren überwiesen ihr Erspartes an Unbekannte. „Dieses Geld ist in der Regel weg“, sagt Haubrok. Denn die Kriminellen, die im Hintergrund agieren, sitzen häufig im Ausland und lassen die Arbeit vor Ort von Helfershelfern erledigen.
Doch auch wer richtig reagiert, also auflegt und die Polizei informiert, kann von den Anrufen schnell genervt sein. Denn offenbar bleibt es insbesondere bei der Europol-masche oft nicht nur bei einem Versuch. Im schlimmsten Fall rufen die unbekannten Nummern fünf bis zehn Mal am Tag an. Das Problem: Ist die eigene Telefonnummer einmal irgendwo gelandet, können es die Betrüger im Prinzip beliebig oft versuchen. Denn es bringt kaum etwas, die unbekannten Anrufer zu blockieren, da die Täter ohnehin mit manipulierten Nummern agieren dürften und jedes Mal eine andere Kombination nutzen.
Einfache Maßnahmen gegen die Anrufe gibt es also so gut wie nicht, das bestätigt auch Polizeisprecher Björn Haubrok: „Am besten legt man direkt auf und informiert die Polizei.“Denn nur, wenn die echten Ermittler ein möglichst umfassendes Bild darüber bekommen, wo und mit welchen Maschen die Täter es gerade wieder versuchen, haben sie überhaupt eine Chance, ihnen auf die Schliche zu kommen und die Öffentlichkeit zu warnen.