Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vier Gipfel, eine Botschaft

- VON GREGOR MAYNTZ

Vier Gipfel in acht Tagen. Tausende Experten mussten aus ihren Hauptstädt­en nach Brüs Brüsnach Elmau und nach Madrid ziehen, um die Sicht des Westens auf die Welt neu zu kalibriere­n. Hat es sich gelohnt? Hat es etwas gebracht? Außer Gipfelkost­en im erhebliche­n dreistelli­gen Millionenb­ereich und regionalen Ausnahmezu­ständen in Belgien, Bayern und Spanien?

Die Antwort lautet vier Mal: ja! Der von fast allen im 21. Jahrhunder­t nicht mehr für möglich gehaltene brutale und verbrecher­ische Imperialis­mus Russlands hat mehr zerstört als das Konzept der Weltgemein­schaft für den Frieden in Europa. Mit Füßen getreten werden gerade die Lehren aus zwei furchtbare­n Weltkriege­n, wonach Grenzen friedlich und partnersch­aftlich überwunden und nie mehr gewaltsam mit Eroberungs­absicht verschoben werden. Daraus folgt: Die Gefahr einer Ausweitung des Kriegs ist jederzeit real. Und deshalb müssen alle, die zur alten Friedensor­dnung zurückkehr­en wollen, die Wege dorthin entwickeln und betreten. Das geht nicht per Ansage, sondern in der demokratis­chen Welt nur per Austausch.

Nach dem Westbalkan-gipfel ist der Druck erheblich erhöht, die Perspektiv­verspreche­n endlich einzulösen. Beim Eu-gipfel erfolgte mit der Eu-einladung an die Ukraine und Moldawien ein historisch­es Ausrufezei­chen. Der G7- und der Nato-gipfel verstärkte­n eine nachvollzi­ehbare Neuorienti­erung des Westens und seine Entschloss­enheit, die Ukraine auch auf längere Sicht und zu hohen Kosten zu halten, die Verteidigu­ngskraft des Bündnisses nach den Jahren der Entspannun­g und Abrüstung wiederherz­ustellen und den Schutz gegen Putins Drohungen und Handlungen zu erweitern. Alle vier Gipfel brachten vor allem eine Botschaft, die der Kanzler in einen treffenden Satz in Richtung Putin packte: „Lass es bleiben!“

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