Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Vier Gipfel, eine Botschaft
Vier Gipfel in acht Tagen. Tausende Experten mussten aus ihren Hauptstädten nach Brüs Brüsnach Elmau und nach Madrid ziehen, um die Sicht des Westens auf die Welt neu zu kalibrieren. Hat es sich gelohnt? Hat es etwas gebracht? Außer Gipfelkosten im erheblichen dreistelligen Millionenbereich und regionalen Ausnahmezuständen in Belgien, Bayern und Spanien?
Die Antwort lautet vier Mal: ja! Der von fast allen im 21. Jahrhundert nicht mehr für möglich gehaltene brutale und verbrecherische Imperialismus Russlands hat mehr zerstört als das Konzept der Weltgemeinschaft für den Frieden in Europa. Mit Füßen getreten werden gerade die Lehren aus zwei furchtbaren Weltkriegen, wonach Grenzen friedlich und partnerschaftlich überwunden und nie mehr gewaltsam mit Eroberungsabsicht verschoben werden. Daraus folgt: Die Gefahr einer Ausweitung des Kriegs ist jederzeit real. Und deshalb müssen alle, die zur alten Friedensordnung zurückkehren wollen, die Wege dorthin entwickeln und betreten. Das geht nicht per Ansage, sondern in der demokratischen Welt nur per Austausch.
Nach dem Westbalkan-gipfel ist der Druck erheblich erhöht, die Perspektivversprechen endlich einzulösen. Beim Eu-gipfel erfolgte mit der Eu-einladung an die Ukraine und Moldawien ein historisches Ausrufezeichen. Der G7- und der Nato-gipfel verstärkten eine nachvollziehbare Neuorientierung des Westens und seine Entschlossenheit, die Ukraine auch auf längere Sicht und zu hohen Kosten zu halten, die Verteidigungskraft des Bündnisses nach den Jahren der Entspannung und Abrüstung wiederherzustellen und den Schutz gegen Putins Drohungen und Handlungen zu erweitern. Alle vier Gipfel brachten vor allem eine Botschaft, die der Kanzler in einen treffenden Satz in Richtung Putin packte: „Lass es bleiben!“