Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Dutzende zivile Opfer bei Angriff in Region Odessa
(ap) Bei russischen Raketenangriffen auf Wohngebiete in einer Küstengemeinde nahe der ukrainischen Hafenstadt Odessa hat es laut Behörden mindestens 57 Opfer gegeben. 19 Menschen seien getötet, weitere 38 wurden nach Angaben des Sicherheitsdienstes zum Teil schwer verletzt, darunter sechs Kinder und eine Schwangere. Videos des Angriffs am frühen Morgen zeigten die verkohlten Ruinen von mehrstöckigen Gebäuden in Serhijiwka, 50 Kilometer südwestlich von Odessa.
Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, sagte, unter den Toten seien auch zwei Kinder. Das Büro des ukrainischen Präsidenten erklärte, drei von russischen Kampfflugzeugen abgefeuerte X-22-RAketen hätten ein Wohngebäude und zwei Campingplätze getroffen. Die meisten Opfer habe es in dem Wohnhaus gegeben, erklärten Mitarbeiter von Rettungsdiensten. „Als Reaktion auf Niederlagen auf dem Schlachtfeld bekämpfen sie Zivilisten“, erklärte der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak.
Kreml-sprecher Dmitri Peskow bekräftigte auf Nachfrage, Moskau greife in dem seit Februar andauernden Konflikt keine Wohngebiete an. Das Militär versuche, Munitionslager, Fabriken zur Reparatur von Waffen und Einrichtungen zur Ausbildung von Soldaten zu treffen, sagte Peskow.
Der Angriff folgte auf den Rückzug russischer Streitkräfte von der strategisch wichtigen Schlangeninsel am Donnerstag, womit potenziell die Bedrohung der Hafenstadt Odessa verringert wurde. Gleichzeitig setzte die russische Armee ihren Vorstoß fort, die letzte Hochburg des Widerstands in der östlichen Provinz Luhansk einzukreisen.
Der Gouverneur der Region, Serhij Hajdaj, sagte, die russischen Truppen versuchten, die Stadt Lyssytschansk einzukesseln und eine Ölraffinerie am Stadtrand einzunehmen. „Der Beschuss der Stadt ist sehr intensiv“, sagte Hajdaj: „Die Besatzer zerstören ein Haus nach dem anderen mit schwerer Artillerie und anderen Waffen. Bewohner von Lyssytschansk verstecken sich fast rund um die Uhr in Kellern.“Eine Evakuierung sei unmöglich.