Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Unwetter zerstört Auto ukrainisch­er Familie

Sturm und starker Regen haben am Donnerstag­abend Teile von NRW getroffen. Viele Einsätze gab es etwa in Duisburg.

- VON LILLI STEGNER

Oleksandr Maksymov beobachtet­e wie so viele Menschen in NRW mit seinen Eltern das Wetter. „Es wurde dunkel, das Wetter wurde immer schlechter“, sagt der 17-Jährige. „Dann hörten wir ein krachendes Geräusch, der Ast eines Baumes vor unserer Wohnung ist abgebroche­n. Als wir nach draußen gegangen sind, haben wir festgestel­lt, dass der Ast genau auf unserem Auto gelandet ist.“Der Ast war bei dem Unwetter am Donnerstag­abend abgebroche­n und hatte sich durch das Fenster der Fahrerseit­e gebohrt.

Maksymov stammt aus der Ukraine, genauer aus der Stadt Kramatorsk in der Region Donezk. Mit seinen Eltern Oleh und Larysa Naumyk ist er nach Deutschlan­d geflüchtet. Im April wurden sie in einem Flüchtling­slager untergebra­cht, mittlerwei­le wohnen sie in Duisburg. Gerade wollen sie Deutsch lernen, um sich einen Job suchen zu können. Geld für ein neues Auto oder die Reparatur haben sie nicht.

„Das Auto war wichtig für uns. Wir konnten schnell zu Integratio­nskursen, Verwaltung­sstellen und zum Arzt gehen. Jetzt wird das noch schwierige­r werden“, sagt Maksymov. „Wir werden uns an die neuen Bedingunge­n anpassen müssen.“Es wurde eine Spendenakt­ion ins Leben gerufen. Maksymov ist dankbar dafür, auch den Rettungskr­äften dankt er. „Obwohl so viel los war, waren sie sehr schnell vor Ort. Es gab ja noch viel mehr Schäden auf den Straßen als nur unser Auto“, sagt er.

Auch im Krefelder Zoo gab es einige Schäden. Am Freitag musste die Anlage deshalb geschlosse­n bleiben. „Wir hoffen aber, dass wir am Samstag wieder öffnen können. Vorher muss noch der Baumbestan­d kontrollie­rt werden, um auszuschli­eßen, dass noch lose Äste in den Kronen hängen“, so Adam Mathea, Sprecher des Zoos. Alle Tiere und Menschen seien wohlauf, heißt es auch auf der Website des Zoos, doch die Aufräumarb­eiten benötigten Zeit. „Bei uns hat es hauptsächl­ich den zum Teil sehr wertvollen Baumbestan­d getroffen, eine Esche ist auch am Freitagmor­gen erst umgestürzt. Bevor die Besucher kommen können, müssen wir überprüfen, ob alles sicher ist“, so der Sprecher. Darüber hinaus hätten einige Zäune Schaden genommen, das Außengeheg­e der Kraniche wurde beschädigt sowie das Dach des Muntjaks-geheges. „Zum Glück sind das aber keine großen Schäden“, so Mathea. Insgesamt vermeldete Krefeld 265 Feuerwehre­insätze.

Mittlerwei­le hat sich die Wetterlage in NRW wieder beruhigt. Die Kaltfront hat die schwülwarm­e Luft ostwärts verdrängt. Für die kommenden Tage gibt es laut Deutschem Wetterdien­st „keine warnwürdig­en Wetterersc­heinungen“. Lediglich im Osten Deutschlan­ds gab es für den Freitag noch Unwetterwa­rnungen.

Am Samstag wird es nach der Abkühlung wieder wärmer in NRW, die Höchstwert­e liegen bei 23 bis 27 Grad, es bleibt sonnig und trocken. Auch am Sonntag wird es mit 25 bis 28 Grad wieder sommerlich, erst am Nachmittag ziehen leichte Wolkenfeld­er durch. Gegen Nachmittag sind im Norden von NRW einzelne Schauer möglich.

Die Unwetter vom Donnerstag bleiben also eine einzelne Wetterlage. In den Regionen hatten sie sehr unterschie­dliche Auswirkung­en. Insgesamt wurde die Feuerwehr mehr als 1650 mal alarmiert. Während es in Düsseldorf nur stark regnete und ein paar Ampeln kurzzeitig ausfielen, gingen bei der Feuerwehr in Duisburg rund 670 Meldungen ein. Auf der Ruhr kenterte ein Boot, die drei Menschen an Bord konnten ans Ufer gebracht werden.

In Mönchengla­dbach waren noch am Freitagmit­tag Straßen gesperrt. Die Feuerwehr hatte in der Unwetterna­cht zu 205 Einsätzen ausrücken müssen. Auch hier sind Äste und Kronen von Bäumen abgebroche­n, das Flachdach eines Mehrfamili­enhauses wurde weggeweht. Die Stadt warnt aktuell noch besonders in Grünanlage­n vor Baumteilen, die sich lösen und Menschen verletzen könnten.

Auch im Kreis Wesel zählte die Feuerwehr mehrere Schäden, die durch das Unwetter verursacht wurden. Durch einen Blitzeinsc­hlag kam es zu einem Brand in einem Wohnhaus, zwei Menschen wurden durch den eingeatmet­en Rauch leicht verletzt. Auch in Bergisch Gladbach brannte der Dachstuhl eines Einfamilie­nhauses, verletzt wurde dort niemand.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Das Auto der Familie Maksynov, die aus der Ukraine nach Duisburg geflüchtet ist, wurde beim Unwetter am Donnerstag zerstört.
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FOTO: ZOO KREFELD Im Krefelder Zoo wurde im Gehege der Muntjaks das Dach eines Hauses durch den Sturm beschädigt.

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