Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neue Elektroschrott-regelung verunsichert Einzelhändler
Supermärkte und Drogerien mit einer Ladenfläche von mehr als 800 Quadratmetern sind seit Freitag verpflichtet, kleinere ausrangierte Elektrogeräte entgegenzunehmen, auch ohne dass ein neues Gerät gekauft wird. Eine Stichprobe unserer Redaktion in Düsseldorfer Supermärkten ergab: In den meisten Filialen herrscht noch Verunsicherung, wie man mit der neuen Regelung umgehen soll, fast alle machten jedoch vom ersten Tag an mit.
Bei der Kundschaft scheint die neue Abgabemöglichkeit bislang kaum angekommen zu sein: Schlangen mit Kunden, die mit Tüten bepackt ihre Altgeräte abgeben wollen, entstehen nirgendwo. In einer Aldi-filiale in Oberbilk antwortet eine Mitarbeiterin auf Nachfrage zögernd: „Welches Gerät? Ein Toaster? Ja, das geht, kann ich Ihnen abnehmen.“Sie verschwindet mit der Tüte im Lager. Es würden auch mehrere Geräte gehen, aber nur kleine mit einer Kantenlänge von maximal 25 Zentimetern. Der Toaster ist etwas größer, aber so genau nimmt man es nicht. „Größere Geräte gehen nur im Tausch. Wenn Sie einen Fernseher zurückbringen, müssen Sie bei uns auch einen kaufen“, fügt sie hinzu.
In einer Penny-filiale in Flingern heißt es von einer Mitarbeiterin: „Ich glaube, wir nehmen nur im Tausch gegen Neugeräte zurück.“Ein Kollege, der mitgehört hat, korrigiert sie: „Doch, wir nehmen sie auch so zurück, aber nur bis zu 20 Zentimeter Breite. Die können Sie aber gerne vorbeibringen.“Die Vorgaben scheinen also noch nicht ganz verinnerlicht worden zu sein.
In einer Lidl-filiale in Flingern zeigt man sich überrascht, dass das Gesetz schon gültig ist. „Gilt das nicht ab morgen? Ach nee, heute ist der 1. Juli. Gehen Sie mal an die Kasse“, sagt der Filialleiter. Dort erntet man zunächst verdutzte Blicke. „Machen wir das? Muss ich da was abrechnen?“, fragt ein Kassierer seine Kollegin. Eine weitere Kollegin wird dazugeholt. Sie zögert kurz, sagt aber: „Ja, wir nehmen das.“Ein kaputter Rasierapparat wechselt den Besitzer und wird hinter der Kasse zunächst „geparkt“. „Wir haben noch keinen Container, wir machen einfach eine Kiste dafür auf“, entscheiden die zwei Mitarbeiter.
Bei zwei Netto-filialen in Flingern und Stadtmitte erntet man mit der Frage nach einer Abgabemöglichkeit nur ratlose Blicke: „Vom Unternehmen kam kein Schreiben dazu“, sagt ein Mitarbeiter. Er empfiehlt, zu einem späteren Zeitpunkt nachzufragen. Zieht Netto also nicht mit? Selbstverständlich, heißt es auf Nachfrage: „Netto Marken-discount hält die sie betreffenden aktuell bestehenden gesetzlichen Vorgaben des Elektrogesetzes ein. Ab 1. Juli 2022 nehmen wir Elektrogeräte mit einer äußeren Abmessung von maximal 25 Zentimetern in den Filialen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zurück.“Angekommen ist das aber offenbar noch nicht überall.
Bei Rewe in Wersten heißt es: „Bis zu zwei Kleingeräte auf einmal kann jeder Kunde zurückgeben.“An jedem Supermarkt kommt die Rückmeldung: „Sie sind bisher der Erste, der nachfragt.“Ein Hinweis auf das neue Gesetz oder ein zentral aufgestellter Abgabecontainer ist nirgendwo zu sehen. Und zumindest am ersten Tag hält sich das Kundeninteresse noch ziemlich in Grenzen.