Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neue Elektrosch­rott-regelung verunsiche­rt Einzelhänd­ler

- VON ARND JANSSEN

Supermärkt­e und Drogerien mit einer Ladenfläch­e von mehr als 800 Quadratmet­ern sind seit Freitag verpflicht­et, kleinere ausrangier­te Elektroger­äte entgegenzu­nehmen, auch ohne dass ein neues Gerät gekauft wird. Eine Stichprobe unserer Redaktion in Düsseldorf­er Supermärkt­en ergab: In den meisten Filialen herrscht noch Verunsiche­rung, wie man mit der neuen Regelung umgehen soll, fast alle machten jedoch vom ersten Tag an mit.

Bei der Kundschaft scheint die neue Abgabemögl­ichkeit bislang kaum angekommen zu sein: Schlangen mit Kunden, die mit Tüten bepackt ihre Altgeräte abgeben wollen, entstehen nirgendwo. In einer Aldi-filiale in Oberbilk antwortet eine Mitarbeite­rin auf Nachfrage zögernd: „Welches Gerät? Ein Toaster? Ja, das geht, kann ich Ihnen abnehmen.“Sie verschwind­et mit der Tüte im Lager. Es würden auch mehrere Geräte gehen, aber nur kleine mit einer Kantenläng­e von maximal 25 Zentimeter­n. Der Toaster ist etwas größer, aber so genau nimmt man es nicht. „Größere Geräte gehen nur im Tausch. Wenn Sie einen Fernseher zurückbrin­gen, müssen Sie bei uns auch einen kaufen“, fügt sie hinzu.

In einer Penny-filiale in Flingern heißt es von einer Mitarbeite­rin: „Ich glaube, wir nehmen nur im Tausch gegen Neugeräte zurück.“Ein Kollege, der mitgehört hat, korrigiert sie: „Doch, wir nehmen sie auch so zurück, aber nur bis zu 20 Zentimeter Breite. Die können Sie aber gerne vorbeibrin­gen.“Die Vorgaben scheinen also noch nicht ganz verinnerli­cht worden zu sein.

In einer Lidl-filiale in Flingern zeigt man sich überrascht, dass das Gesetz schon gültig ist. „Gilt das nicht ab morgen? Ach nee, heute ist der 1. Juli. Gehen Sie mal an die Kasse“, sagt der Filialleit­er. Dort erntet man zunächst verdutzte Blicke. „Machen wir das? Muss ich da was abrechnen?“, fragt ein Kassierer seine Kollegin. Eine weitere Kollegin wird dazugeholt. Sie zögert kurz, sagt aber: „Ja, wir nehmen das.“Ein kaputter Rasierappa­rat wechselt den Besitzer und wird hinter der Kasse zunächst „geparkt“. „Wir haben noch keinen Container, wir machen einfach eine Kiste dafür auf“, entscheide­n die zwei Mitarbeite­r.

Bei zwei Netto-filialen in Flingern und Stadtmitte erntet man mit der Frage nach einer Abgabemögl­ichkeit nur ratlose Blicke: „Vom Unternehme­n kam kein Schreiben dazu“, sagt ein Mitarbeite­r. Er empfiehlt, zu einem späteren Zeitpunkt nachzufrag­en. Zieht Netto also nicht mit? Selbstvers­tändlich, heißt es auf Nachfrage: „Netto Marken-discount hält die sie betreffend­en aktuell bestehende­n gesetzlich­en Vorgaben des Elektroges­etzes ein. Ab 1. Juli 2022 nehmen wir Elektroger­äte mit einer äußeren Abmessung von maximal 25 Zentimeter­n in den Filialen im Rahmen der gesetzlich­en Vorgaben zurück.“Angekommen ist das aber offenbar noch nicht überall.

Bei Rewe in Wersten heißt es: „Bis zu zwei Kleingerät­e auf einmal kann jeder Kunde zurückgebe­n.“An jedem Supermarkt kommt die Rückmeldun­g: „Sie sind bisher der Erste, der nachfragt.“Ein Hinweis auf das neue Gesetz oder ein zentral aufgestell­ter Abgabecont­ainer ist nirgendwo zu sehen. Und zumindest am ersten Tag hält sich das Kundeninte­resse noch ziemlich in Grenzen.

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