Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Benin-bronzen: Erklärung zur Rückgabe unterzeich­net

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(epd) Die Rückgabe der als Benin-bronzen bekannten Kunstschät­ze aus deutschen Museen nach Afrika hat begonnen. Eine Absichtser­klärung dazu wurde am Freitag in Berlin von Außenminis­terin Annalena Baerbock und Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (beide Grüne) sowie ihren Amtskolleg­en aus Nigeria, Zubairo Dada und Lai Mohammed, unterzeich­net. Die ersten beiden Kunstschät­ze aus der Sammlung des Berliner Ethnologis­chen Museums wurden bereits am Freitag übergeben.

Bei den beiden Artefakten handelt es sich nach Angaben der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz um den aus Messing angefertig­ten Gedenkkopf eines Königs und eine Reliefplat­te aus Messing mit der Darstellun­g eines Königs mit vier Begleitern. Eine Vereinbaru­ng über die Rückgabe weiterer BeninBronz­en des Ethnologis­chen Museums soll im Laufe des Jahres folgen. Ein Teil der mehr als 500 Objekte der Sammlung soll nach Stiftungsa­ngaben langfristi­g als Leihgabe in Deutschlan­d bleiben.

Auf Grundlage der politische­n Absichtser­klärung sollen nun Regierungs­kreisen zufolge jene Museen, die Benin-bronzen in ihrem Besitz haben, die weiteren Verhandlun­gen über die konkreten Rückgaben führen.

Die Benin-bronzen sind 500 Jahre alte Skulpturen aus dem einstigen Königreich Benin im heutigen Nigeria. Die Gusstafeln, Gedenkköpf­e sowie Tier- und Menschenfi­guren aus dem Königspala­st sind zum Synonym für koloniales Unrecht geworden. Der Großteil dieser Kunstwerke befindet sich heute im British Museum. Über die nach London zweitgrößt­e Benin-sammlung verfügt das Ethnologis­che Museum im Berliner Humboldt-forum, gefolgt von den Museen in Leipzig und Dresden.

Bei den Bronzen steht, anders als bei anderen Kunstschät­zen aus der Kolonialze­it, fest, dass sie gewaltsam geraubt wurden. 1897 hatten die Briten Benin im Rahmen einer Strafexped­ition überfallen und den Palast geplündert. Die Bronzen gelangten als Trophäen nach London und wurden auf britische Museen verteilt oder an Museen im Ausland verkauft. Rund 1100 Bronzen erwarben deutsche Museen, Hunderte davon sollen sich in Berlin befinden.

Die betroffene­n Museen hatten die Rückgabe in den vergangene­n Jahren mit dem Argument abgelehnt, in Nigeria fehlten Expertise und Infrastruk­tur, um die Artefakte angemessen aufzubewah­ren und auszustell­en. Die Rückgabede­batte fand vor dem Hintergrun­d von Diskussion­en über den Umgang mit der kolonialen Vergangenh­eit statt.

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