Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Schollin stellt die Innungsbeste
Clara Hansen von der Dinslakener Traditionsbäckerei hat bei den Prüfungen vollkommen überzeugt.
(mt) Vor einigen Jahren mussten bei der Prüfung noch Geschenke verpackt werden. Das wird von Bäckereifachverkäuferinnen heute nicht mehr verlangt. Aber sie müssen auf einem Preisschild und einem Aufsteller eine Schriftprobe abgeben. Damit hat Clara Hansen im Mai die Prüfer überzeugt. Aber nicht nur damit. Die 21-jährige Voerderin hat vor drei Jahren die Ausbildung bei der Bäckerei Schollin begonnen und bei der Lossprechungsfeier am 22. Juni wurde sie als Innungsbeste geehrt.
Schollin-geschäftsführer Klaus Becker und Martina Burghardt, die die Auszubildenden begleitet, sind mächtig stolz auf die 21-Jährige. Als sie nach der Schule ein freiwilliges soziales Jahr bei der Tafel absolvierte, holte sie bei der Bäckerei die Spenden ab. Da stand es für sie fest, dass sie beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben möchte – und bewarb sich bei der Dinslakener Bäckerei gezielt für eine Ausbildung im Verkauf. Ihr mache der Austausch mit den Kunden Spaß, es sei eine gemütliche Situation, wenn die Kunden es sich bei Kaffee und Kuchen gut gehen lassen. Natürlich gehe es auch um eine qualifizierte Beratung. In den vergangenen zwei Jahren seien die Fragen nach den Zutaten für die Backwaren mehr geworden, die Menschen interessiere es mehr, was sie essen.
Vor drei Jahren dann der erste Tag in der Schollin-filiale an der Bahnhofstraße in Voerde. „Ich wurde allen Mitarbeitern vorgestellt und dann ins kalte Wasser geworfen. Ich durfte an die Kasse“, blickt sie zurück. Auch wenn es für viele nicht der Traumjob sei, Clara Hansen fühle sich wohl. Gelitten hat die Ausbildung unter Corona nicht. Es seien Online-schulungen durchgeführt worden und die überbetriebliche Ausbildung sei ganz normal weitergelaufen.
In der Filiale sah es anders aus, Masken mussten getragen werden, der Café-betrieb eingestellt, Hygiene-vorschriften beachtet werden. Trotz Virus war sie gut vorbereitet, überzeugte bei der theoretischen und bei der praktischen Prüfung. „Beide Prüfungen habe ich mit einer glatten Zwei bestanden“, sagt die 21-Jährige. Von der Innung gab es für diese Leistung neben dem Gesellenbrief noch 200 Euro. Gute schulische Leistungen honoriert auch der Arbeitgeber. Wie Klaus Becker berichtet, erhalten die Schollin-auszubildenden eine Prämie, wenn die schulischen Leistungen stimmen.
Doch auch das führt nicht dazu, dass sich genügend Schulabgänger für eine Ausbildung bewerben. Es gebe in der letzten Zeit einen Mangel an Auszubildenden, erklärt Becker. „Wir haben es schwer, Leute zu finden“, fügt er hinzu. Vor drei Jahren hätten zusammen mit Clara Hansen 15 Auszubildende angefangen, nur drei hätten durchgehalten und die Prüfung abgelegt. Im August fangen sechs ihre Ausbildung im Verkauf an. 15 bis 20 wollte das Unternehmen einstellen.
Stolz sei man darauf, die Innungsbeste zu stellen. Bereits in den vergangenen zehn Jahren habe man das viermal geschafft. Clara Hansen ist nun wieder in der Filiale an der Bahnhofstraße anzutreffen. Doch muss sie in den nächsten Wochen noch ein bisschen pauken: Als Innungsbeste darf sie im Herbst an der Kammerprüfung teilnehmen. Danach gibt es noch einen Wettbewerb auf Landesebene und am Ende gibt es die Prüfung auf Bundesebene.
Info Im Jahre 1853, und somit bereits vor fast 170 Jahren, gründete der Bäckermeister Eduard Schollin mit seiner Frau Katharina, geborene Ziegler, am Altmarkt das Unternehmen. Heute zählt die Firma über 850 Mitarbeiter und über 100 Verkaufsstellen. Filialen des Dinslakener Unternehmens sind im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein zu finden. Immer wieder werden neue Filialen eröffnet.