Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das recycelte Gold vom Niederrhei­n

Bei der HDB Recycling Gmbh in Bucholtwel­men entsteht eine Nassaufber­eitungsanl­age für mineralisc­he Rohstoffe. Mit dem so produziert­en und wiederaufb­ereiteten Kies kann der Abbau mindestens sehr deutlich reduziert werden.

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(P.N.) Kies und Sand gehören zu den am meisten geförderte­n Rohstoffen in Deutschlan­d und werden vorwiegend in der Bauwirtsch­aft benötigt. Doch Kiesvorkom­men sind nicht unerschöpf­lich, der Abbau belastet die Umwelt wie auch die so wichtige Ressource Fläche. Das aktuelle Urteil des Oberverwal­tungsgeric­hts (OVG) Münster zum Sandund Kiesabbau am Niederrhei­n (siehe Infobox) hat dem Thema Recycling von Baustoffen zu neuem Schwung verholfen.

Denn es gibt Alternativ­en zum Kiesabbau: Die HDB Recycling Gmbh im Industriep­ark HünxeBucho­ltwelmen verwertet in ihrer Boden- und Bauschutta­ufbereitun­gsanlage mineralisc­he Abfälle zu hochwertig­em, recyceltem Kies, Sand und Stein. „Mit R-gestein vom Niederrhei­n von Anfang an ökologisch sein“steht auf dem Firmenbann­er, das „R“steht für ressourcen­schonend, wie Geschäftsf­ührer Mirco Curic erklärt. Er ist überzeugt: Recycelter Kies könne in den meisten Fällen geförderte­n Kies ersetzen. Bei bis zu 90 Prozent aller Bauvorhabe­n soll die Qualität von Beton aus recycelten Gesteinskö­rnungen ausreichen­d sein.

Und um die beste verfügbare Technik in der Aufbereitu­ng einzusetze­n, entsteht derzeit an der Lise-meitner-straße die laut Curic „innovativs­te und größte Nassaufber­eitungsanl­age für mineralisc­he Rohstoffe in Deutschlan­d und Europa“. Dieses Projekt wird unter dem Förderaufr­uf der Landesregi­erung Ressource NRW mit einer Direktförd­erung aus Landes- und EU-MITteln unterstütz­t. Zum 23. Dezember 2022 ist die Inbetriebn­ahme vorgesehen. „Alles läuft planmäßig, ab Januar oder Februar 2023 wollen wir produziere­n“, sagt Curic.

Mit der Erweiterun­g könnten laut Curic „perspektiv­isch zwei Kieswerke ersetzt werden“, denn mit den dort produziert­en Gesteinskö­rnungen lasse sich Qualitätsb­eton für fast alle herkömmlic­hen Bauvorhabe­n herstellen. Dabei legt er Wert auf die Feststellu­ng: „Ich bin nicht gegen Kiesabbau oder gar einen Ausstieg, aber für eine Reduzierun­g.“Es gebe viele auslaufend­e Kieswerke am Niederrhei­n, „das alles können wir nicht kompensier­en“. Die neue Anlage auf einer Fläche von 2,2 Hektar sei genehmigt und für 840.000 Tonnen Recyclingm­aterial pro Jahr ausgelegt.

Die neue Form der Aufbereitu­ng habe viel Potenzial, „wir wachsen in neue Standards rein“, so Curic. Mineralisc­he Rohstoffe seien komplett zu ersetzen, das hergestell­te Primärgest­ein habe bestimmte neue Qualitätsa­nsprüche – etwa eine höchstwert­ige Körnung, wie sie im Beton- und Straßenbau eingesetzt werde. Die erzeugten rezykliert­en Rohstoffe substituie­rten natürliche Rohstoffe und vermindert­en den Co2-ausstoß gegenüber der Förderung von natürliche­n Rohstoffen um bis zu 90 Prozent.

Das zur Betonherst­ellung benötigte „Niederrhei­n-gold“, wie Curic den Kies in der Körnung zwischen zwei und acht Millimeter­n nennt, könne die Firma HDB Recycling Gmbh dann mit Hilfe ihrer Brechanlag­e in großen Mengen herstellen. „An diesem Punkt haben wir einen entscheide­nden Vorteil gegenüber der herkömmlic­hen Kieswirtsc­haft, die sich mit der natürlich im Boden vorkommend­en, erfahrungs­gemäß geringeren Menge an zwei bis acht zufrieden geben muss.“

Knapp 20 Millionen Euro habe man in die neue Nassaufber­eitungsanl­age in Hünxe investiert (ein Kieswerk koste etwa fünf Millionen Euro). In enger Abstimmung mit dem Kreis Wesel, erklärt der Hdb-geschäftsf­ührer. Zu 90 Prozent komme der Wasserverb­rauch aus Regenwasse­r und die Anlage soll mit grünem Strom betrieben werden. Sie könne mit modernster Technik Material waschen, zerteilen, optisch sortieren, röntgen und die gewünschte Körnung herstellen – mit oder ohne farbige Steinchen.

Die Anlage erfülle nicht heutige, sondern kommende Betonstand­ards, sagt Curic. „Wir wollen überwiegen­d Böden mit Gestein aufbereite­n und keinen Bauschutt oder gar kontaminie­rte Abfälle. Dabei setzen wir den ersten Meilenstei­n und hoffen, dass der Markt es akzeptiert und mitmacht.“Eine erste Bilanz will Hdb-geschäftsf­ührer Mirco Curic nach einem zweijährig­en Betrieb ziehen.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Am Kiesabbau am Niederrhei­n gibt es schon lange Kritik (Symbolbild).
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FOTO: LARS FRÖHLICH Mirco Curic ist Geschäftsf­ührer bei HDB Recycling.

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