Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kiew startet Gegenoffen­sive

Im Süden der Ukraine sei ein Waffenlage­r angegriffe­n worden, teilt das Militär mit.

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BERLIN/KIEW/MOSKAU (dpa) Die ukrainisch­e Armee hat viereinhal­b Monate nach Beginn des russischen Angriffskr­iegs eigenen Angaben zufolge eine Gegenoffen­sive im Süden des Landes begonnen. In der Stadt Nowa Kachowka im Gebiet Cherson sei ein Waffenlage­r angegriffe­n worden, teilte das Kommando Süd in der Nacht zum Dienstag auf Facebook mit. Es seien etwa eine Haubitze und Militärtec­hnik zerstört worden. Zudem habe der Feind mehr als 50 Soldaten „verloren“.

Die russische staatliche Nachrichte­nagentur Ria Nowosti meldete dagegen unter Berufung auf die in Nowa Kachowka eingesetzt­e prorussisc­he Verwaltung mindestens sieben Tote, vier Vermisste und Dutzende Verletzte nach dem ukrainisch­en Angriff. Viele Menschen seien unter Trümmern verschütte­t worden. Auch Hunderte Häuser seien beschädigt. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben beider Seiten nicht.

Russland wies den USA die Verantwort­ung für ein erhöhtes Risiko einer direkten militärisc­hen Konfrontat­ion zwischen den beiden Großmächte­n zu. Amerika und andere Staaten hätten „eine Verschärfu­ng der ukrainisch­en Krise“provoziert, erklärte die Sprecherin des Außenminis­teriums, Maria Sacharowa. Sie spielte damit offenbar auf westliche Waffenlief­erungen für die Ukraine an. Sacharowa fügte hinzu: „Washington und seine Verbündete­n balanciere­n gefährlich am Rande einer offenen militärisc­hen Konfrontat­ion mit unserem Land – und das bedeutet: eines direkten bewaffnete­n Konflikts zwischen Atommächte­n.“

Im Streit um von Russland blockierte Getreideex­porte aus der Ukraine gibt es derweil Hoffnung auf eine Lösung. In Istanbul sollen am Mittwoch Vertreter Moskaus, Kiews, Ankaras und der Vereinten Nationen in der Türkei zusammenko­mmen. Die internatio­nale Gemeinscha­ft fordert von Russland seit Wochen, den Export von ukrainisch­em Getreide zu ermögliche­n. Die Welthunger­hilfe teilte am Dienstag mit, dass 811 Millionen Menschen weltweit in Folge von bewaffnete­n Konflikten, Klimaverän­derungen und Entwicklun­gsdefizite­n hungern.

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