Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wie Strom beim Gassparen helfen kann
DÜSSELDORF Zwei Dinge zur Gaskrise stehen fest: Weil der teure Energieträger immer teurer wird, lohnt sich für jeden Haushalt, ihn einzusparen. Und weil Deutschland eine Versorgungskrise im Winter droht, ist das Einsparen für das ganze Land wichtig. „Die Speicher sollten bis Dezember zu mehr als 90 Prozent voll sein“, meint Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, also sei jede Sparanstrengung zu begrüßen. Wir erklären, wo die Nutzung von Strom helfen kann, Gas zu sparen.
Mit Strom kochen Auch wer einen Gasherd hat, kann ausweichen: Mini-strom-kochplatten lassen sich ab 20 Euro kaufen, solche mit zwei Platten ab 35 Euro. Zum Wasseraufsetzen ist sowieso ein elektrischer Wasserkocher besser, als Wasser auf dem Herd zu erhitzen. Brauchbare Geräte bekommt man ab rund 30 Euro, ergab ein Vergleich von Stiftung Warentest im Frühjahr 2021.
Sparsam kochen Es klingt banal, aber die Verbraucherzentrale rät dazu, beim Kochen den Deckel auf den Topf zu tun, damit weniger Energie entweicht. Kleine Töpfe sollen auf kleine Platten, große auf große Platten. Nach dem starken Anbraten sollten die Bürger die Temperatur deutlich senken, weil das Essen auch bei weniger Hitze von unten weiter kocht, wenn der Deckel drauf ist.
Warmwasser mit Strom In vielen Haushalten kommt das Warmwasser für die Dusche aus einer kombinierten Heiz- und Warmwasseranlage, doch manchmal erhitzt ein Durchlauferhitzer weiteres Wasser für die Küche oder ein Waschbecken oder manchmal auch eine zweite Dusche unter dem Dach. Es ist also klug, sich anzuschauen, welche Warmwasserquelle wie beheizt wird, um möglichst viel auf Strom zu setzen. Ansonsten gilt: Besser duschen statt baden, besser kurz duschen statt lang duschen. Jan Heisterhagen, Leiter Produktmanagement beim Armaturhersteller Hansgrohe, sagt sogar, eine Wäsche am Waschbecken mit Wasser und Seife könne auch ausreichen.
Dabei ist auch denkbar, einen neuen Durchlauferhitzer einbauen zu lassen. Mit wenig Leistung, also fast nur fürs Händewaschen, reicht ein normaler Stromanschluss, mit hoher Leistung ist ein Starkstromanschluss nötig, der in der Regel auch eine eigene Zuleitung für Strom und eigene Sicherungen erhält. „Das ist dann schon ein ganz schön großer Aufwand“, sagt Jörg Örtel, Inhaber einer großen Sanitär- und Heizungsfirma in Mönchengladbach. „Aber um richtig zu duschen ist ein kleiner Durchlauferhitzer eigentlich nicht brauchbar.“
Stromheizung Kleine Heizlüfter, Konvektoren und erst recht Ölradiatoren sind denkbar, um die Wohnung auch ohne Gas zu heizen. Heizlüfter sind ab 30 Euro zu kaufen, bei höherer Leistung sind rund 200 Euro fällig. Radiatoren haben den Vorteil, kein Geräusch zu erzeugen, sie sind aber relativ schwer. Sie zu nutzen, ergibt nur Sinn, wenn es eine Zeitautomatik gibt, damit das Gerät sich nachts ausschaltet und dann am frühen Morgen wieder Wärme gibt. Beim Onlineversand Otto.de ist eine Auswahl mit einer Lieferfrist von zehn Wochen zu erhalten, bei Amazon ist das Angebot größer. Allerdings ist ein Einsatz teuer. Pro Quadratmeter Wohnfläche braucht man rund 100Watt Leistung. Wer also eine 60-Quadratmeter-wohnung mit Strom heizen will, könnte auf eine zusätzliche Stromrechnung von 420 Euro im Monat kommen. Basis ist die Annahme, dass acht Stunden pro Tag geheizt wird und die Kilowattstunde 33 Cent kostet. Also besser, nicht alle Räume und möglichst kurz heizen.
Wärmepumpe Die Energiewende treibt sowieso die Nachfrage nach Wärmepumpen-heizungen stark in die Höhe. Der Preis liegt bei 18.000 bis rund 30.000 Euro. Wer auf eine Wärmepumpe umsteigt, die Wärme aus der Luft oder aus dem Erdreich entnimmt, sollte sich schnell um einen Termin bemühen. „Es kann sein, dass die Umrüstung dann erst im späten Herbst oder im Winter erfolgt, weil die Lieferfristen sehr lang sind“, sagt Örtel.
Strom zur richtigen Zeit nutzen Der schnelle Ausbau von Solaranlagen und Windrädern führt dazu, dass es zeitweise leichte Stromüberschüsse im deutschen Netz gibt. Umgekehrt muss Strom zeitweise zugekauft werden oder sogar mit Gaskraftwerken produziert werden, wenn es nur ein niedriges Angebot an Strom aus regenerativen Quellen gibt. Um also den vorhandenen Ökostrom optimal auszulasten, ist es sinnvoll, flexibel einsetzbare Geräte wie Spülmaschinen dann einzuschalten, wenn es wohl gerade viel Ökostrom geben müsste – also bei Sonnenschein.