Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Landwirte bangen um Ernte

In Teilen von Nordrhein-westfalen ist es seit Wochen zu trocken, und Regen ist nicht in Sicht.

- VON LILLI STEGNER

Es ist nicht nur besonders heiß, sondern auch besonders trocken in Nordrhein-westfalen. In den vergangene­n Wochen hat es nur wenig geregnet, auch in den kommenden zehn Tagen sind laut Deutschem Wetterdien­st nur vereinzelt­e und minimale Niederschl­äge zu erwarten. Dafür droht nächste Woche eine neue Hitzewelle mit Temperatur­en bis möglicherw­eise an die 40 Grad. Das hat Folgen für die Landwirtsc­haft. Für Kulturen wie Mais oder Kartoffeln könnte eine anhaltende Trockenhei­t schwierig werden. „Wir hoffen, dass wir nicht wieder die Maispflanz­en auf dem Feld vertrockne­n sehen müssen wie 2018“, sagt Hans-heinrich Berghorn, Sprecher des Westfälisc­h-lippischen Landwirtsc­haftsverba­nds.

Auch beim zweiten Verband in NRW, dem Rheinische­n Landwirtsc­haftsverba­nd ist man besorgt um Kartoffel, Mais und Zuckerrübe. „Wenn man sich den Dürremonit­or ansieht, dann erkennt man, dass die Böden jetzt schon sehr trocken sind. Wir könnten etwas Regen wirklich gut gebrauchen“, erklärt Sprecherin Simone Kühnreich. Auch zusätzlich­e Beregnung könne das nicht voll ausgleiche­n und sei gerade in Zeiten der Inflation auch mit höheren Kosten verbunden.

Das sagt auch Saskia Wietmann, Sprecherin der Landwirtsc­haftskamme­r Nordrhein-westfalen. Die Fähigkeite­n zur Wasserspei­cherung hänge sehr vom Boden ab, sandigere Böden könnten Wasser weniger gut halten. Die Wurzeln von Mais oder auch Zuckerrübe­n hätten im aktuellen Entwicklun­gsstadium zwar ausreichen­d tiefe Wurzeln, sodass sie kurzfristi­ge Trockenper­iode gut überstehen könnten. Doch beim Blick in die Zukunft hat sie Bedenken: „Nach der kommenden heißen Woche sollte dann aber Regen fallen, damit die Pflanzen ausreichen­d versorgt sind.“

In Zukunft müssten Landwirte und Landwirtin­nen sich Gedanken um die Bewässerun­g machen. Sorten, die gut mit Trockenhei­t zurechtkom­men oder eine wasserspar­ende Bearbeitun­g des Bodens werden in Zukunft immer wichtiger werden. Auch Berghorn sagt, die Art der Kulturen werde sich in Zukunft verändern. „Noch geht es uns hier aber vergleichs­weise gut, es gibt Regionen besonders im Osten Deutschlan­ds, in denen die Auswirkung­en der Dürre schon jetzt viel gravierend­er sind.“

Neben den Landwirten betrifft die zunehmende Trockenhei­t auch den Forstbetri­eb in NRW. Friedrich Louen, Sprecher des Landesbetr­iebes Wald und Holz, sagt: „Wir haben in den letzten Jahren schon circa zehn Prozent der Waldfläche­n verloren. Da kann man nur von Sorge um den Wald sprechen.“Hitzewelle­n seien dabei aber nicht so entscheide­nd. Das Wetter, also die täglichen Temperatur- und Niederschl­agswechsel, seien für den Wald nahezu uninteress­ant. Was ihn belaste, sei das Klima, die langfristi­gen Veränderun­gen. Und doch: „Försterinn­en und Förster sind für jeden Tropfen Regen, der nicht als Starkregen kommt, dankbar“, so Louen. Ziel sei es, die Wälder in NRW fit zu machen, die Klimaverän­derungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte zu überstehen.

Bei aller Skepsis gegenüber den momentanen Witterungs­verhältnis­sen gibt es aber auch Zuversicht. „Die aktuelle Trockenhei­t bedeutet nicht zwangsläuf­ig, dass die Ernte in diesem Jahr schlecht ausfällt“, sagt Berghorn. Die Gestenernt­e sei so gut wie eingefahre­n und auch der Weizen stehe kurz davor. Da sei das trockene Wetter tatsächlic­h eher nützlich, weil das Getreide dann nicht noch zusätzlich getrocknet werden müsse.

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FOTO: DPA Schon in den vergangene­n Jahren war es zu trocken. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2018, damals hat es besonders die Maisernte erwischt.

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