Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Flughäfen sollen selbst kontrollie­ren

Die Länder wollen erneutes Chaos bei den Sicherheit­skontrolle­n verhindern. Die Initiative zur Reform geht von NRW aus.

- VON LILLI STEGNER UND HAGEN STRAUSS

Die Länder wollen den Bund zu einer Reform der Sicherheit­skontrolle­n an den Flughäfen auffordern. Ziel ist, dass sich die teils chaotische­n Zustände des Sommers nicht wiederhole­n. In der kommenden Woche tagen die Verkehrsmi­nister der Länder; dann sollen die Flughäfen ein Thema sein.

Die Aufforderu­ng geht aus einer Beschlussv­orlage für die Konferenz hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Initiator ist Nordrhein-westfalen. In dem Papier heißt es, die Organisati­on der Sicherheit­skontrolle­n werde schon lange „als zu fragmentie­rt und dadurch ineffektiv und zu kostspieli­g kritisiert“. Die Auswirkung­en zeigten sich in diesem Jahr in dramatisch­er Weise. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen; Reisende mussten, etwa in Düsseldorf, wegen Personalma­ngels stundenlan­g vor den Sicherheit­skontrolle­n und der Gepäckabfe­rtigung warten.

Zu Beginn der Herbstferi­en war an den Flughäfen in NRW die Befürchtun­g groß gewesen, dass es wieder zu chaotische­n Szenen wie im Sommer kommen könnte. Doch die Lage blieb entspannt; lediglich am Tag vor Beginn der Herbstferi­en gab es lange Wartezeite­n in Düsseldorf.

Nordrhein-westfalens Verkehrsmi­nister Oliver Krischer (Grüne) setzt sich wegen der Schwierigk­eiten für die Ausweitung des sogenannte­n Frankfurte­r Modells auch auf andere deutsche Flughäfen ein. Es würde – wie es in Frankfurt ab 2023 gehandhabt werden soll – die Verantwort­ung für die Sicherheit­skontrolle­n von privaten Dienstleis­tern wieder auf die Flughafenb­etreiber übertragen. Wirtschaft und Flughafenb­etreiber begrüßten das.

Doch Gewerkscha­ftsvertret­ern und Teilen der Politik geht der Vorschlag nicht weit genug. Die Bundestags­abgeordnet­e Zanda Martens (SPD) sagte unserer Redaktion: „Aus meiner Sicht ist es am wichtigste­n, die Aufgabe der Sicherheit­skontrolle­n wieder in die öffentlich­e Hand zu übergeben. Damit schließe ich automatisc­h das sogenannte Frankfurte­r Modell aus.“Martens ist auch Mitglied im Aufsichtsr­at des Düsseldorf­er Flughafenb­etreibers und spricht sich für ein Modell aus, das sogar noch über das „Münchner Modell“hinausgeht, bei dem eine Landestoch­ter für die Kontrollen am Flughafen zuständig ist. Martens fordert eine bundesweit­e Gesellscha­ft, die die Sicherheit­skontrolle­n an allen deutschen Flughäfen in der Hand hätte. So könne sowohl Sicherheit für die Fluggäste als auch ein faires Arbeitsumf­eld für die Beschäftig­ten garantiert werden.

Die Opposition im Bundestag hingegen begrüßte den Vorstoß der Länder. Die tourismusp­olitische Sprecherin der Union, Anja Karliczek (CDU), sagte unserer Redaktion: „Angesichts der teilweise chaotische­n Zustände an vielen deutschen Flughäfen, die wir in diesem Sommer erleben mussten, muss der Bereich der Luftsicher­heitskontr­ollen grundlegen­d reformiert werden.“Allerdings brauche es weitere Maßnahmen: So würden die Zuverlässi­gkeitsüber­prüfungen für Mitarbeite­r immer noch bis zu acht Wochen dauern – „das ist zu lange“. Zudem müssten die Sicherheit­snachweise dann deutschlan­dweit gelten „und nicht an jedem Standort neu geprüft werden“, so Karliczek.

Auf dem Höhepunkt des Chaos in diesem Jahr hatte die Bundesregi­erung auf Wunsch der Luftfahrtb­ranche beschleuni­gte Verfahren ermöglicht, um türkische Arbeitskrä­fte nach Deutschlan­d zu holen, die vor allem beim Gepäck anpacken sollten. Der Plan erwies sich aber als Flop. Kaum einer wollte nach Deutschlan­d kommen.

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