Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Corona-kämpfe im Kinderzimmer
Nordrhein-westfalen will bei den Coronatests für Kita-kinder eine Umstellung von Lolli- auf Nasenabstrichtests. Eltern sehen Rot, wenn sie das hören. Auch wenn das Land ausdrücklich betont, dass die Teststäbchen nicht besonders tief in die Kindernasen gesteckt werden sollen. Wer mal ein unwilliges Kleinkind davon überzeugen musste, sich die Nase auch nur putzen zu lassen, hat keine Lust, dem Kind auch noch gegen seine Bereitschaft längere Zeit mit einem Stäbchen in der Nase herumzuarbeiten. Das ist für beide Seiten sehr unangenehm. Schon die Vorstellung von Kämpfen im Kinderzimmer verärgert jetzt viele Menschen. Und wenn es so kommt, dann droht mit jedem negativen Test bei entnervten Vätern und Müttern einmal mehr das Gefühl: Der ganze Terz war nicht einmal nötig.
Diese emotionale Komponente ist der große Haken an der geplanten Änderung. Sie provoziert Unwille und Maßnahmen-müdigkeit bei denen, deren Mitwirkung gefragt ist. Die Landesregierung geht davon aus, dass die Ergebnisse von Nasentests aussagekräftiger sind als die von Lollitests. Das mag sein. Aber man muss das gegenrechnen gegen den Umstand, dass insgesamt weniger getestet werden wird, wenn bei den Familien die Bereitschaft schwindet.
Inzwischen gilt fast überall: Wer sich wie testen lässt, liegt im Wesentlichen an Willen und Einsicht des Einzelnen. Aber in Kitas kommt es auf diese Einsicht besonders an. Unter Kindern und Personal verbreiten sich Infektionen rasend schnell. Je weniger Familien zu Hause gewissenhaft testen, desto weniger funktionieren die Corona-tests noch als Frühwarnsystem, um die Gruppen zu schützen. Eigentlich ist es so simpel: Wenn man will, dass möglichst viele Menschen zu einer Sache beitragen, dann muss man es ihnen so bequem wie möglich machen. Vielleicht ließe es NRW doch besser einfach bei den Lollitests.