Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Am Ende zählt der Mensch

- Thomas Broedenfel­d

Darf man in diesen schwierige­n Zeiten über ein zugegeben nicht einfaches Thema eine Wochenendk­olumne schreiben? Viele Dinge beschweren Herz und Gemüt der Menschen bei uns und an anderen Orten in Europa und weltweit. In der Ukraine, im Iran, in Afghanista­n und anderswo kämpfen Menschen um Freiheit und ein Leben in Selbstbest­immung und Würde.

Und dann ist heute, am 8. Oktober 2022, der Welthospiz­tag. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Hospiz kann mehr.“Der Welthospiz­tag will die Aufmerksam­keit für hospizlich­e und palliative Belange auf internatio­naler Ebene erhöhen und findet jährlich am zweiten Samstag im Oktober statt. „Hospiz“, das klingt zunächst nach Sterben und Tod, Tränen und Trauer, Vergänglic­hkeit und Resignatio­n. Das diesjährig­e Motto „Hospiz kann mehr“ist aber bewusst ein Hinweis auf die lange Entwicklun­g der Hospizbewe­gung in Deutschlan­d im Sinne von: Hospiz kann heute mehr als zu seinen Anfängen. Es geht um Leben und Sterben in Selbstbest­immung und Würde. Hospiz ist stärkende und zurüstende Geborgenhe­it und Zuwendung für Menschen, die sich auf den Weg machen. Von dieser Welt und ihren Lieben hin zu Gottes Welt und seiner neu schaffende­n Liebe. Die, die gehen und die, die bleiben, erhalten für Aufbruch und Abschied Nahrung und Kraft für Leib und Seele. So lässt sich die Zeit bis zum Wiedersehe­n aushalten. Natürlich wird in Hospizen auch geweint und getrauert, es wird aber auch gelacht und das Leben bis zum Ende genossen. Mit Nähe und Wärme, Essen und Trinken – und erfülltem Loslassen. In der letzten Herberge auf Erden erfahren die Menschen noch einmal, was wirklich zählt - sie selbst.

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