Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Am Ende zählt der Mensch
Darf man in diesen schwierigen Zeiten über ein zugegeben nicht einfaches Thema eine Wochenendkolumne schreiben? Viele Dinge beschweren Herz und Gemüt der Menschen bei uns und an anderen Orten in Europa und weltweit. In der Ukraine, im Iran, in Afghanistan und anderswo kämpfen Menschen um Freiheit und ein Leben in Selbstbestimmung und Würde.
Und dann ist heute, am 8. Oktober 2022, der Welthospiztag. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Hospiz kann mehr.“Der Welthospiztag will die Aufmerksamkeit für hospizliche und palliative Belange auf internationaler Ebene erhöhen und findet jährlich am zweiten Samstag im Oktober statt. „Hospiz“, das klingt zunächst nach Sterben und Tod, Tränen und Trauer, Vergänglichkeit und Resignation. Das diesjährige Motto „Hospiz kann mehr“ist aber bewusst ein Hinweis auf die lange Entwicklung der Hospizbewegung in Deutschland im Sinne von: Hospiz kann heute mehr als zu seinen Anfängen. Es geht um Leben und Sterben in Selbstbestimmung und Würde. Hospiz ist stärkende und zurüstende Geborgenheit und Zuwendung für Menschen, die sich auf den Weg machen. Von dieser Welt und ihren Lieben hin zu Gottes Welt und seiner neu schaffenden Liebe. Die, die gehen und die, die bleiben, erhalten für Aufbruch und Abschied Nahrung und Kraft für Leib und Seele. So lässt sich die Zeit bis zum Wiedersehen aushalten. Natürlich wird in Hospizen auch geweint und getrauert, es wird aber auch gelacht und das Leben bis zum Ende genossen. Mit Nähe und Wärme, Essen und Trinken – und erfülltem Loslassen. In der letzten Herberge auf Erden erfahren die Menschen noch einmal, was wirklich zählt - sie selbst.