Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Energie ist in Duisburg am teuersten
Ein Preisvergleich der Verbraucherzentrale zeigt, dass die Tarife für Neukunden in der Grundversorgung bei Strom und Gas zum Stichtag 1. Oktober nirgendwo in NRW so hoch sind wie in Duisburg. Warum ist das so?
Im Allgemeinen wird Kunden und Verbrauchern stets geraten, zu vergleichen. Das gilt natürlich erst recht auf dem Energiesektor, wenn die Preise wie zurzeit durch die Decke gehen. Viele Menschen tun das anhand einschlägiger Vergleichsportale wie Verivox oder Check24 – aber nicht immer sind diese Vergleiche transparent. Viel Vertrauen kommt der Verbraucherzentrale entgegen, die unabhängig agieren kann. Beim jüngsten Preisvergleich bei Gas- und Stromtarifen der Verbraucherzentrale kommt Duisburg auf den ersten Blick sehr schlecht weg (siehe Box).
Denn Duisburg verlangt hier 32,20 Cent pro Kilowattstunde Gas und 79,48 Cent pro Kilowattstunde Strom – so viel müssen Neukunden in der Grundversorgung im Oktober in keiner anderen nordrhein-westfälischen Stadt bezahlen. Das sind fast dreimal so hohe Preise wie in Düsseldorf (9,87 ct/kwh beim Gas, 27,14 ct/kwh beim Strom). Aber auch andere Nachbarstädte wie Krefeld, Moers, Dinslaken oder Oberhausen haben deutlich günstigere Tarife.
Bei den Stadtwerken Duisburg werden diese Zahlen nicht bestritten. Aber sie bedürfen nach Aussage von Stadtwerke-sprecher Felix zur Nieden einer Einordnung – und die würde viel vom augenscheinlichen Vergleich relativieren. „Das fängt damit an, dass hier lediglich die Tarife für Neukunden in der Grundversorgung verglichen wurden. Das betrifft aber weniger als zehn Prozent unserer Kunden – der weitaus größere Teil von mehr als 90 Prozent hat andere Tarife.“Und die seien deutlich günstiger als diejenigen, die hier verglichen worden seien. So zahlten viele Bestandskunden beispielsweise beim Gas 8,64 Cent pro Kilowattstunde – und damit weniger als in Düsseldorf.
Hintergrund ist, dass viele Energieversorger ihre Tarife in der Grundversorgung bereits zusammengeführt haben. Neu- und Bestandskunden landen dann in einem gemeinsamen Grundversorgungstarif, was der Gesetzgeber auch so vorgesehen hat: Spätestens zum 1. November müssen alle Energieversorger wie berichtet ihre Grundversorgungstarife zusammenführen, so dass es dann nur noch einen derartigen Tarif gibt. In Duisburg wird das auch zum 1. November erfolgen. „Das hat dann zur Folge, dass es die im Preisvergleich der Verbraucherzentrale herangezogenen Tarife gar nicht mehr geben wird. Es gibt dann auch bei uns nur noch einen Grundversorgungstarif – und der ist dann deutlich günstiger für Neukunden.“
Für zur Nieden gibt es auch einen handfesten Grund, warum in Duisburg die Grundversorgungstarife bisher noch nicht vereinheitlicht wurden: „Die Energiekrise gibt es für uns nicht erst seit dem Ukraine-krieg, sondern schon deutlich länger. Als einige Energie-discounter ihre ursprünglich versprochenen Preise nicht mehr halten konnten, gingen sie in die Insolvenz. Damit deren Kunden nicht ohne Strom und Gas dastehen, muss sie der Grundversorger aufnehmen. Dass waren für uns einige Tausend Neukunden.“
Für die Bestandskunden hatten die Stadtwerke Duisburg durch langfristige Verträge vorgesorgt und konnten dadurch vergleichsweise günstige Energie anbieten. „Das galt aber nicht für die Neukunden, die wir aufgrund der Insolvenz ihrer alten Versorger dazu bekamen. Für diese Kunden mussten wir Strom und Gas erst beschaffen – zu aktuellen Marktpreisen“, so der Stadtwerke-sprecher. Und diese Marktpreise waren bekanntlich explodiert. „Für uns hat aber der Schutz unserer Bestandskunden, die uns zum Teil schon jahrzehntelang die Treue halten, absolute Priorität. Wir wollten diese Kunden nicht dadurch bestrafen, dass wir gezwungen waren, Tausende Neukunden aufzunehmen“, so Felix zur Nieden. In der Folge wurde deshalb ein zweiter Grundversorgungstarif für diese Kunden eingerichtet, mit deutlich höheren Preisen. „Auf diese Weise konnten wir unsere Bestandskunden schützen, die nicht für die Neukunden mitbezahlen sollten.“
Andere Energieversorger haben die Grundversorgungstarife schon frühzeitig zusammengelegt. Das schafft günstigere Konditionen für Neukunden in der Grundversorgung, bedeutet aber auch gleichzeitig höhere Kosten für Bestandskunden in der Grundversorgung. Diese Energieversorger verfolgten damit eine andere Strategie. Dies wird sich allerdings bereits zum 31. Oktober nivellieren. Denn danach gibt es auch in Duisburg nur noch einen Grundversorgungstarif – und der aktuelle Preisvergleich der Verbraucherzentrale wird damit bereits wieder hinfällig. Im Übrigen werden die Überlegungen zur bundesweiten Gaspreisbremse ohnehin wieder zu anderen Tarifen führen.