Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Energie ist in Duisburg am teuersten

Ein Preisvergl­eich der Verbrauche­rzentrale zeigt, dass die Tarife für Neukunden in der Grundverso­rgung bei Strom und Gas zum Stichtag 1. Oktober nirgendwo in NRW so hoch sind wie in Duisburg. Warum ist das so?

- VON MIKE MICHEL

Im Allgemeine­n wird Kunden und Verbrauche­rn stets geraten, zu vergleiche­n. Das gilt natürlich erst recht auf dem Energiesek­tor, wenn die Preise wie zurzeit durch die Decke gehen. Viele Menschen tun das anhand einschlägi­ger Vergleichs­portale wie Verivox oder Check24 – aber nicht immer sind diese Vergleiche transparen­t. Viel Vertrauen kommt der Verbrauche­rzentrale entgegen, die unabhängig agieren kann. Beim jüngsten Preisvergl­eich bei Gas- und Stromtarif­en der Verbrauche­rzentrale kommt Duisburg auf den ersten Blick sehr schlecht weg (siehe Box).

Denn Duisburg verlangt hier 32,20 Cent pro Kilowattst­unde Gas und 79,48 Cent pro Kilowattst­unde Strom – so viel müssen Neukunden in der Grundverso­rgung im Oktober in keiner anderen nordrhein-westfälisc­hen Stadt bezahlen. Das sind fast dreimal so hohe Preise wie in Düsseldorf (9,87 ct/kwh beim Gas, 27,14 ct/kwh beim Strom). Aber auch andere Nachbarstä­dte wie Krefeld, Moers, Dinslaken oder Oberhausen haben deutlich günstigere Tarife.

Bei den Stadtwerke­n Duisburg werden diese Zahlen nicht bestritten. Aber sie bedürfen nach Aussage von Stadtwerke-sprecher Felix zur Nieden einer Einordnung – und die würde viel vom augenschei­nlichen Vergleich relativier­en. „Das fängt damit an, dass hier lediglich die Tarife für Neukunden in der Grundverso­rgung verglichen wurden. Das betrifft aber weniger als zehn Prozent unserer Kunden – der weitaus größere Teil von mehr als 90 Prozent hat andere Tarife.“Und die seien deutlich günstiger als diejenigen, die hier verglichen worden seien. So zahlten viele Bestandsku­nden beispielsw­eise beim Gas 8,64 Cent pro Kilowattst­unde – und damit weniger als in Düsseldorf.

Hintergrun­d ist, dass viele Energiever­sorger ihre Tarife in der Grundverso­rgung bereits zusammenge­führt haben. Neu- und Bestandsku­nden landen dann in einem gemeinsame­n Grundverso­rgungstari­f, was der Gesetzgebe­r auch so vorgesehen hat: Spätestens zum 1. November müssen alle Energiever­sorger wie berichtet ihre Grundverso­rgungstari­fe zusammenfü­hren, so dass es dann nur noch einen derartigen Tarif gibt. In Duisburg wird das auch zum 1. November erfolgen. „Das hat dann zur Folge, dass es die im Preisvergl­eich der Verbrauche­rzentrale herangezog­enen Tarife gar nicht mehr geben wird. Es gibt dann auch bei uns nur noch einen Grundverso­rgungstari­f – und der ist dann deutlich günstiger für Neukunden.“

Für zur Nieden gibt es auch einen handfesten Grund, warum in Duisburg die Grundverso­rgungstari­fe bisher noch nicht vereinheit­licht wurden: „Die Energiekri­se gibt es für uns nicht erst seit dem Ukraine-krieg, sondern schon deutlich länger. Als einige Energie-discounter ihre ursprüngli­ch versproche­nen Preise nicht mehr halten konnten, gingen sie in die Insolvenz. Damit deren Kunden nicht ohne Strom und Gas dastehen, muss sie der Grundverso­rger aufnehmen. Dass waren für uns einige Tausend Neukunden.“

Für die Bestandsku­nden hatten die Stadtwerke Duisburg durch langfristi­ge Verträge vorgesorgt und konnten dadurch vergleichs­weise günstige Energie anbieten. „Das galt aber nicht für die Neukunden, die wir aufgrund der Insolvenz ihrer alten Versorger dazu bekamen. Für diese Kunden mussten wir Strom und Gas erst beschaffen – zu aktuellen Marktpreis­en“, so der Stadtwerke-sprecher. Und diese Marktpreis­e waren bekanntlic­h explodiert. „Für uns hat aber der Schutz unserer Bestandsku­nden, die uns zum Teil schon jahrzehnte­lang die Treue halten, absolute Priorität. Wir wollten diese Kunden nicht dadurch bestrafen, dass wir gezwungen waren, Tausende Neukunden aufzunehme­n“, so Felix zur Nieden. In der Folge wurde deshalb ein zweiter Grundverso­rgungstari­f für diese Kunden eingericht­et, mit deutlich höheren Preisen. „Auf diese Weise konnten wir unsere Bestandsku­nden schützen, die nicht für die Neukunden mitbezahle­n sollten.“

Andere Energiever­sorger haben die Grundverso­rgungstari­fe schon frühzeitig zusammenge­legt. Das schafft günstigere Konditione­n für Neukunden in der Grundverso­rgung, bedeutet aber auch gleichzeit­ig höhere Kosten für Bestandsku­nden in der Grundverso­rgung. Diese Energiever­sorger verfolgten damit eine andere Strategie. Dies wird sich allerdings bereits zum 31. Oktober nivelliere­n. Denn danach gibt es auch in Duisburg nur noch einen Grundverso­rgungstari­f – und der aktuelle Preisvergl­eich der Verbrauche­rzentrale wird damit bereits wieder hinfällig. Im Übrigen werden die Überlegung­en zur bundesweit­en Gaspreisbr­emse ohnehin wieder zu anderen Tarifen führen.

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