Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wie Bach als Jazz-klassiker klingt
Three Wise Men begeistern das Publikum im Ledigenheim.
(RP) Sie nennen sich die Three Wise Men, und als „weise Männer“haben sich Frank Roberscheuten (Saxophon, Klarinette), der Pianist Rossano Sportiello und der Wiener Drummer Martin Breinschmid Gedanken darüber gemacht, wie es wohl geklungen hätte, wenn das „Great American Songbook“ein europäisches Pendant gehabt hätte und somit Klassiker von Bach bis Rachmaninow zur Grundlage ebenso klassischer Jazzmusik geworden wäre. Das musikalische Ergebnis präsentierten Roberscheuten und Sportiello am Samstag auf Einladung der Jazz Initiative im Ledigenheim Lohberg.
Breinschmid war allerdings wegen einer Premierenverpflichtung verhindert – bei dem Konzert in Dinslaken handelte es sich um einen Nachholtermin aufgrund der Coronarestriktionen –, für ihn sprang der Echoes-of-swing-schlagzeuger und somit langjährige Weggefährte von Robertscheuten Oliver Mewes ein.
Bachs „Badinieri“federt swingend, das tut sie auch im Original. Gleiches gilt aber auch für „Va pensiero“aus Verdis „Nabucco“. Lehar lernt Blues und Boogie, wenn sein „Vilya“-lied zum Jazz-klassiker wird, nur Ennio Morricones Thema für „Cinema Paradiso“braucht Sportiello im Intro fürs Italien-medley kaum etwas hinzufügen. Der Pianist war mit Teddy-wilson-arrangements auch als Solist zu hören, während Roberscheuten auf gewohnt charmante Weise die Moderationen übernahm.
Das Publikum im Ledigenheim hörte den „weißen Flieder“swingen, wurde zum Ende des regulären Sets von Brahms „Wiegenlied“in die Nacht verabschiedet, forderte aber zuvor noch mit Standing Ovations eine Zugabe ein.
Es konnte aber auch noch weitere Musik mit nach Hause nehmen. Roberscheuten verschenkte CDS von 2013, bat dafür aber um eine Spende, mit der auch die Arbeit der Jazz Initiative bedacht werden soll.