Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Mehr Nachteile
Logistikzentrum
Meine Heimatgemeinde Schermbeck wirbt auf ihrer Internetseite: „Schermbeck ist schön und genauso liebenswert wie lebenswert.“Und an gleicher Stelle: „Das gesamte Gemeindegebiet ist Teil des Naturparks Hohe Mark – Westmünsterland und umschließt Schermbeck mit weiten Wäldern. Die saftigen Auen von Lippe und Wesel-datteln-kanal laden zu langen Rad- und Wandertouren ein und machen das Gemeindegebiet zu einem idealen Erholungsraum.“Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verständlich, dass sich verantwortliche Gemeinderäte schwer damit tun, mitten in diesen „Erholungsraum“ein großes Logistikzentrum anzusiedeln. Das Grundstück der ehemaligen Ziegelei liegt seit Jahren brach und macht keinen guten Eindruck. Da ist es verständlich, dass ein Investor hoch willkommen ist, wenn er verspricht, nicht nur das Trümmergrundstück aufzuräumen und modern zu bebauen, sondern auch noch über 200 Arbeitsplätze zu schaffen. Welcher Wirtschaftsförderer würde da nicht jubilieren? Aber: Der Investor hat vor, dort ein Logistik-zentrum anzusiedeln. Nach seiner (!) ersten Vorausschau soll dieser Betrieb täglich von 200 Lkw angefahren werden. Hinzu kämen 200 Mitarbeiter, die ebenfalls überwiegend mit dem Pkw zum Betrieb fahren müssten. Alles in Allem: ca. 800 Auto-bewegungen pro Tag (…und auch nachts). Man muss nicht Logistik-experte sein, um voraus zu sehen, dass so ein Betrieb nicht in „das liebenswerte und lebenswerte“Schermbeck passt, sondern in die Nähe einer Autobahn-auffahrt gehört. Ich war in meiner fast 50-jährigen Berufszeit mehrmals verantwortlich für große Logistik-zentren. Ich weiß, dass neben Verkehrslärm und Abgasen auch die Begleiterscheinungen nicht zu einer Gemeinde wie Schermbeck passen. Lkw kommen Tag und Nacht – auch an Wochenenden. Trotz moderner Navi-systeme lassen sich Fehlfahrten durch Schermbecks Gassen nicht vermeiden. Meiner Meinung nach überwiegen die Nachteile der Ansiedlung bei Weitem deren Vorteile.
Walter Vieth, Schermbeck
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