Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Generation Golf feiert ausgelasse­n im Baby Doll

In dem Nachtclub am Weseler Kornmarkt fand am Samstag erstmals eine sehr gut besuchte Ü-40-party statt.

- VON KLAUS NIKOLEI

Wer der Generation Golf angehört, also der Bevölkerun­gsgruppe, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurde, wird sich gewiss gerne an die 80er Jahre erinnern. Wer damals in Wesel groß geworden ist oder hier unterwegs war, kennt sie noch, die Namen der Discos und Kneipen, in denen man sich getroffen hat, um zu flirten, zu trinken, zu tanzen, Freunde zu treffen. Das Fashion in der Dudel-passage, die Alte Post in Flüren, Modernes am Bahnhof, das Café Busch. Sie alle gibt es nicht mehr. Und das finden viele schade. Klar, gelegentli­ch gibt es im Café Country auf der Grenze zwischen Hamminkeln und Blumenkamp noch die Alte-post-party. Und im Saal der Gaststätte Schepers gibt es immer mal wieder irgendwelc­he Ü-partys. Doch so ein Discofeeli­ng wie vor 40 Jahren kommt da womöglich nicht unbedingt auf.

Wie gut, dass die Leute vom Baby Doll am Kornmarkt jetzt erstmals zur Ü-40-party eingeladen haben.

Denn im Baby Doll, das Ende der 90er mal Undercover hieß, ist die Zeit ein wenig stehengebl­ieben. Auch wenn dort immer mal wieder renoviert wurde, hat der Club doch einen ganz besonderen Charme. Und weil am Samstag auch reichlich Musik aus den 80ern aufgelegt wurde (aber nicht nur), war es ein rundum gelungener Abend. Jedenfalls für die meisten. Nur die wenigen, die insgeheim gehofft hatten, dass auch deutsche Musik aufgelegt wird, waren nicht ganz so begeistert.

„Schade, dass keine Schlager gespielt werden“, sagt Magret (53), die mit ihrer Freundin Claudia (57) den Weg ins Baby Doll gefunden hat. „Früher waren wir freitags oder samstags oft im Café Busch und haben uns dann im Morgengrau­en beim Bäcker nebenan Brötchen geholt“, erinnert sich Magret nur zu gerne an diese Zeit. Auch im Fashion waren die Freundinne­n einst Stammgäste. „Die Musik, die hier läuft, ist mir zum Teil zu rockig“, sagt Claudia. Klar, die Hits von Rodger Whittaker, Gitte oder des jungen

Roland Kaisers kommen im Baby Doll nicht auf den Plattentel­ler.

Jutta aus Wesel dagegen, die ihr genaues Alter nicht verraten möchte, ist total begeistert von der Ü40-party und der Musik: Depeche Mode (“Just can’t get enough“) Michael Jackson (“Billie Jean“), Soft Cell (“Tainted love“). Auch Jutta war einst oft und gerne im Café Busch und im Modernes am Bahnhof, aber auch im E-dry in Geldern. „Endlich wird hier in Wesel mal was für unsere Generation gemacht. Es ist toll, hier so viele Gesichter von damals zu sehen“, sagt sie.

Julie aus Rees, die ihre Jugend auf dem Fusternber­g in Wesel verbracht hat, ist mit drei Freundinne­n zur Ü40-party gekommen. Auch der jugendlich wirkenden Oma gefällt die Atmosphäre im Baby Doll, erinnert sich gerne an viele tolle Abende auf dem Kornmarkt in den 90er Jahren. Genauso wie ihre Freundin Jutta aus Mehr, die 1998 im Untercover hinter der Theke gestanden hat. „Hier“, sagt Jutta, „hat sich ja nicht so viel verändert. Mir gefällt’s jedenfalls.“Und auch Thomas, dem man seine 60 Jahre nicht ansieht und auch nicht anmerkt, findet den Abend „insgesamt super. Die Leute sind gut drauf, ein gutes Publikum. Das ist ja hier wie früher.“Die beiden Juttas, Julie, Thomas und viele andere fänden es toll, gäbe es bald wieder mal eine Ü-40-party im Baby Doll.

Und dann wird die ohnehin schon volle Tanzfläche noch voller, denn es läuft schließlic­h doch noch ein deutsches Lied: „Skandal im Sperrbezir­k, Skandal um Rosi“. Das hätte vielleicht auch Magret und Claudia gefallen. Doch die sind schon gegangen.

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RP-FOTO: KLAUS NIKOLEI Ein bisschen so wie in ihrer Jugend fühlten sich am Samstagabe­nd wohl die meisten Gäste der Ü-40-party im Baby Doll.

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