Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Der Staat gibt außerorden­tlich viel Geld“

Der Duisburger Abgeordnet­e über Ärger in der Koalition, den Umgang mit China und Stahl aus dem Ruhrgebiet.

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Wie oft wurden Sie in den letzten Tagen und Wochen hier in Duisburg auf Patrick Graichen, den ehemaligen Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, angesproch­en?

Ein paar Mal. Natürlich sind dort Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen. Es ist absolut richtig, dass an Politik allgemein und insbesonde­re auch an uns Grüne ein hohes Maß an Transparen­z und Compliance erwartet wird. Aber die Skandalisi­erung, die da stattfinde­t, die Diffamieru­ng und vor allem die Vermischun­g von allem mit allem, stehen aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zu dem, was da passiert ist. Die Union verknüpft das alles – selbst nach seinem Abgang – mit Gesetzen, die von Patrick Graichen mitverantw­ortet werden, also unter anderem das Gebäudeene­rgiegesetz, die ganze Energiewen­de, die Zukunft der Gasnetze. Daran hängen fossile Geschäftsm­odelle. Es geht CDU und CSU dabei nicht um Integrität, sondern um Interessen.

Nun ist Patrick Graichen als Staatssekr­etär zurückgetr­eten. War das der richtige Schritt – und warum hat es so lange gedauert?

Das halte ich für einen Fehler.

Cosco übernimmt dort rund 25 Prozent eines Terminals.

Anscheinen­d haben wir aus den Erfahrunge­n mit Russland und einer bewusst eingegange­nen Abhängigke­it nichts gelernt. Es sind teilweise eins zu eins die gleichen Argumentat­ionsmuster, teilweise die gleichen Formulieru­ngen, die nun genutzt werden, um zu erklären, warum es kein Problem sei, wenn sich chinesisch­e Staatskonz­erne gezielt und flächendec­kend in kritische Infrastruk­tur einkaufen. Dieselbe Beschwicht­igung gab es, als mit Billigung des damaligen Wirtschaft­sministers Sigmar Gabriel Gasspeiche­r an Gazprom verkauft wurden – und diese dann, wenig überrasche­nd, zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine leer waren.

Warum kritisiere­n Sie das innerhalb der Koalition nicht härter?

Ich habe das sehr klar kritisiert, indem ich es als das benannt habe, was es aus meiner Sicht ist: Beim Bundeskanz­ler vermengen sich falsch verstanden­er Hamburger Lokalpatri­otismus mit einer Außenwirts­chaftspoli­tik, die aus den fatalen Fehlern im Umgang mit Russland nichts gelernt hat. Das empfinde ich als recht deutlich.

Nach der Landtagswa­hl in NRW sind Sie von der Landesspit­ze zurückgetr­eten. Bereuen Sie manchmal, kein Amt in der Regierung übernommen zu haben?

 ?? ?? Der Duisburger Felix Banaszak (Grüne) sitzt für die Grünen im Bundestag.
Der Duisburger Felix Banaszak (Grüne) sitzt für die Grünen im Bundestag.

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