Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dinslaken setzt Ratsbeschl­üsse nicht um

Die Liste der nicht erledigten Aufträge wird länger. Warum die Fraktion der Grünen die Stadtverwa­ltung kritisiert.

- VON HEINZ SCHILD

Die Grünen haben nachgerech­net und festgestel­lt, dass die Stadtverwa­ltung in den Jahren 2021 und 2022 116 Beschlüsse des Rates nicht oder nur teilweise umgesetzt hat. Als Begründung sei meistens angegeben worden, dass es an Personal fehle, wie Beate Stockschrö­er, Vorsitzend­e der Ratsfrakti­on der Grünen, berichtet. Das will ihre Fraktion nicht weiter hinnehmen und drängt auf die Umsetzung seit langem beschlosse­ner Ratsentsch­eide.

„Wir haben aus dieser langen Liste zehn dringliche Themen identifizi­ert und bei der Verwaltung nachgefrag­t, wie der Bearbeitun­gsstand ist. Bereits im März 2022 hat der Rat beispielsw­eise die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, wie die Installati­onsmöglich­keiten von Solaranlag­en im Bestand sowie bei Neubauproj­ekten von öffentlich­en Gebäuden umgesetzt werden könnten“, erläutert Stock-schröer.

Das Konzept liege allerdings bis heute nicht vor. In einer Zeit, in der Privatleut­e motiviert seien, alternativ­e Energiegew­innung auf das eigene Dach oder den Balkon zu bringen, sei das ein fatales Zeichen. Das Gleiche gelte für die Umsetzung des sogenannte­n Public Corporate Governance Kodex, ein Ehrenkodex für gute Unternehme­nsführung, der in zahlreiche­n Kommunen in NRW seit Jahren etabliert sei. „Warum immer noch nicht in Dinslaken“, fragt die Grünen-politikeri­n.

Ratsbeschl­üsse und ihre zeitnahe Umsetzung bilden nach Aussage von Kerstin Engel, Ratsfrau der Grünen, den Kern des kommunalen Demokratie­prozesses und sind von enormer Bedeutung für das Vertrauen der Bürgerinne­n und Bürger in ihren Stadtrat und die Verwaltung. „Politische Willensbil­dung wird mit der Umsetzung von Ratsmehrhe­iten konkret und erlebbar. Ratsarbeit und Ratsbeschl­üsse ohne nachfolgen­de Umsetzung bleiben bloße Makulatur und fördern Politikver­drossenhei­t

und Nichtbetei­ligung“, stellt Engel fest.

Gerade die in der Anfrage der Grünen aufgegriff­enen Beschlüsse würden wichtige Zukunftsth­emen betreffen. Durch die erheblich verzögerte oder ausgesetzt­e Umsetzung werde die so notwendige nachhaltig­e Transforma­tion der Stadt stark beeinträch­tigt. Sei es die Verbesseru­ng der Radverkehr­sinfrastru­ktur, die Einführung eines Mehrwegwin­delsystems oder die Live-übertragun­g von Rats- und Ausschusss­itzungen. „Wir sind aufgeforde­rt, Dinslaken zukunftsfä­hig zu machen und wir kommen dieser Verantwort­ung nach“, konstatier­t

Engel für ihre Fraktion. Die Stadtverwa­ltung sieht sie in der Pflicht, die demokratis­ch entstanden­en Beschlüsse Wirklichke­it werden zu lassen.

In ihrer Anfrage, die an Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel gerichtet ist, listen die Grünen zehn Ratsbeschl­üsse auf, die weiterhin auf ihre Umsetzung warten, und fragen nach den Gründen. Dabei geht es um die Live-übertragun­g von Rats- und Ausschusss­itzungen; den Kodex für gute Unternehme­nsführung; die Verkehrsbe­ruhigung der Bahnstraße; die Anschaffun­g einer stationäre­n Geschwindi­gkeitsüber­wachungsan­lage; den Kauf eines sogenannte­n Biltzers ohne Personal für Tempokontr­ollen; die Förderung von Mehrwegwin­delsysteme­n; den Ausbau der Solarenerg­ie in Dinslaken; eine Durchfahrt­möglichkei­t Uhlandstra­ße, Am Alten Drahtwerk; die Anpassung von Lichtsigna­lanlagen; das Konzept essbare Stadt (Projekte zum Anbau von Lebensmitt­eln im städtische­n Raum).

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FOTO: HSD Die Prüfung einer Durchfahrt­möglichkei­t Am Alten Drahtwerk steht noch aus.

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