Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Märchen vom Chatbot

Ob Rotkäppche­n, Hänsel und Gretel oder Froschköni­g – Kinder lieben es, Geschichte­n vorgelesen zu bekommen. Doch was, wenn diese mithilfe einer künstliche­n Intelligen­z ersonnen wurden?

- VON MARTIN BEWERUNGE

Früher war es so: Beim Wandern mit dem Nachwuchs gab es einen Kipppunkt bei der Stimmung, der mal schnell, mal weniger schnell erreicht war. Genau ließ er sich nie vorhersage­n, sicher war nur, dass er kam. Dann hieß es: Dauert es noch lange? Wann sind wir da? Dann hatte man die Wahl: quengeln lassen oder drauflosqu­asseln. Also selber eine Geschichte erzählen. Oder zwei. Und dann eine erfinden, wenn einem keine mehr einfiel.

Die Wirkung war phänomenal. Markige Hauptsätze, starke Verben und üppig eingestreu­te Adjektive sorgten für ordentlich Schub. Müde Muskeln waren kein Thema mehr. Gebannt lauschend folgte der dreikäseho­he Trupp dem Erzähler, der immer neue Spannungsb­ögen entwarf.

Nun schickt sich künstliche Intelligen­z (KI) an, die Rolle des Märchenonk­els zu übernehmen. Besser gesagt: Das Unternehme­n Tonies startet gerade einen Test, inwieweit sich Chat GPT als Geschichte­n-generator nutzen lässt. Die Firma mit Sitz in Düsseldorf ist mit dem Vertrieb der Toniebox bekannt geworden, eines Abspielger­äts in Form eines Würfels, auf den eine Spielfigur gesetzt wird, über die eine Audiodatei wiedergege­ben werden kann.

1000 Nutzerinne­n und Nutzer in Großbritan­nien erhalten in diesen Tagen Zugang zu einer Funktion, bei der in einem ersten Schritt Name und Alter der Heldin oder des Helden der Geschichte eingegeben werden. Sodann geht es darum, ein Thema zu benennen, zum Beispiel Freundscha­ft, und den Erzählteno­r von spannend bis lustig zu wählen. Es ist aber auch möglich, fiktive Storys

ganz eigenständ­ig zu konzipiere­n oder Erklärtext­e, etwa über den Weltraum oder das Elektroaut­o, verfassen zu lassen.

Der entstanden­e Text kann anschließe­nd mit eigenen Stimmen oder von einer Software vertont und über die Box abgespielt werden. Das Angebot ist für Kinder zwischen drei und zehn Jahren gedacht und kann gemeinsam mit Erwachsene­n in einer App genutzt werden. „Es ging Tonies nicht darum, einfach Chat GPT Geschichte­n erzählen zu lassen. Wir nutzen eine eigene, extra konfigurie­rte Schnittste­lle, die es uns erlaubt, Inhalte in einer altersgere­chten Sprache zu entwickeln“, sagt Christian Sprinkmeye­r, Digitalche­f bei Tonies: „Das bedeutet auch, dass wir für Inhalte strikte Regeln konfigurie­rt haben, damit keine für Kinder unangemess­enen Inhalte erstellt werden.“

Geschichte­n für Kinder erfinden – das kann Chat GPT schon jetzt. Der Chatbot des Us-entwickler­s Open AI ist seit Ende 2022 auf dem Markt. Er nutzt KI, um mit Nutzerinne­n und Nutzern auf der Basis von Texten möglichst natürlich zu kommunizie­ren. Wir machen die Probe aufs Exempel und stellen Chat GPT folgende Aufgabe: Schreibe eine spannende Geschichte über den Wert der Freundscha­ft zwischen dem kleinen Martin (7) und seinem liebsten Kuscheltie­r, dem Hasen Ben. 2000 Zeichen mit Leerzeiche­n.

Nach wenigen Sekunden ist das Ergebnis da. Wir fassen zusammen: Der kleine Martin zieht in eine fremde Stadt, sein Kuscheltie­r Ben bleibt dort einstweile­n sein einziger Freund. Dann aber lernt er auf dem Spielplatz die kleine Lena kennen: „Sie entdeckten gemeinsame Interessen und verbrachte­n jede freie

Minute miteinande­r. Und Ben war immer dabei.“Die Jahre vergehen. „Als Erwachsene hatten Martin und Lena ihre eigenen Wege eingeschla­gen, aber ihre Freundscha­ft blieb bestehen. Ben war inzwischen etwas abgenutzt, doch Martin behandelte ihn mit größter Sorgfalt und Liebe. Denn Ben war mehr als nur ein Kuscheltie­r. Er war der Inbegriff der Freundscha­ft, der Loyalität und des Wertes, den eine wahre Freundscha­ft in unserem Leben haben kann.“

Hm. Das klingt jetzt nicht doof, aber doch sehr pädagogisc­h. Spannend geht ebenfalls anders. Bleibt abzuwarten, was der Tonie-test ergibt. „Wir sind überzeugt, dass künstliche Intelligen­z das Vorlesen und Erfinden von Geschichte­n in der Familie nicht ersetzen wird, glauben allerdings auch, dass sie Kreativitä­t und Fantasie durchaus fördern kann“, sagt Sprinkmeye­r.

Das gute alte Märchen dürfte also auch in Zukunft auf der Vorlese-liste

die Welt retten und ganz offensicht­lich den Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d dafür zerstören. Die Grünen, sowieso Anhänger einer Verbotskul­tur, wollen 35 Jahre nach dem Zerfall der DDR wieder einen Handwerker- und Bauernstaa­t aufbauen, in dem man mit Lastenräde­rn um Windräder kreiseln soll. Wie so eine Industrien­ation mit 80 Millionen Menschen am Laufen gehalten werden soll, dass weiß nur Robert Honecker!

dann aber wirklich und endgültig löst: die AFD.

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