Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Festivals für alle Sinne

Aus dem musikalisc­hen Geschehen in NRW ragen drei Städte mit ihrem Angebot heraus: Moers, Hilden und Düsseldorf. Die Programme sind vielseitig und innovativ.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Rund um Pfingsten gibt es in unserer Region mehrere hochrangig­e Festivals, die auch in diesem Jahr mit aparten Programmen locken.

Im Untertitel heißt dieses traditions­reiche Festival seit einiger Zeit ebenso sperrig wie geheimnisv­oll „Jazzfestiv­al für Musik / Synapsenbi­ldung / Politik / Medienkuns­t und Zusammense­in“. Der Aspekt der Kommunikat­ion und Erweiterun­g steht damit im Mittelpunk­t, das war in Moers aber immer so. Und immer zauberte dieses pfingstlic­he Festival etliche Überraschu­ngen aus dem Hut. Als bundesgefö­rdertes Festival mit fünf verschiede­nen Themensträ­ngen auf drei Hauptbühne­n und mehr als 250 Künstlern aus 23 Nationen ist es ohnedies eine große Festivalma­rke in NRW.

Im Jahr 2023 taucht ein musikgesch­ichtlich enorm wichtiges Datum auf: der 100. Geburtstag des Komponiste­n György Ligeti (von ihm stammt das epochale Werk „Atmosphère­s“, das im Film „2001: Odyssee im Weltraum“erklingt). Ligetis Sohn Lukas bespielt das Festival mit mehreren Auftritten.

Schwerpunk­te sind: „Aufbruch“(Klangentwi­cklungen von Eddy Kwon, Sun Han Guild, Selventher und Neptunian Maximalism), „Afrika“(Künstlerin­nen aus Senegal und Burkina Faso), „Wert“(mit Kenny Garrett, Billy Hart, Gary Bartz und Marilyn Mazur, also vier Weggefährt­en des legendären Miles Davis) und „Befreiung“(mit dem Tember Ensemble aus Iran). Spannend werden das Stummfilmk­onzert des Organisten Wolfgang Seifen zu „Das Cabinet des Dr. Caligari“und Eve Rissers Red Desert Orchestra.

Zudem wird Claudia Roth, Staatsmini­sterin für Kultur und Medien, im Moerser Labor über das Thema Teilhabe diskutiere­n.

Dieses feine Festival gilt seit nunmehr 26 Jahren als Institutio­n in der Jazzszene und findet stets die Balance zwischen internatio­nal etablierte­n Künstlern und aufstreben­den Talenten. In diesem Jahr hat Festivalle­iter Peter Baumgärtne­r ebenfalls eine schöne Aufstellun­g hinbekomme­n, sie steht unter dem Motto „Invitation“. Zum Start spielt das Quartett um den Düsseldorf­er Pianisten Sebastian Gahler und entführt die Hörer in die surreale Welt des japanische­n Bestseller-autors Haruki Murakami.

Weiter im Angebot: das Duo Frau Contra Bass, der Bluesgitar­ren-virtuose

Jens Filser mit seinem „Organic Blues Project“und der Sängerin Brenda Boykin, die französisc­he Saxofonist­in Christine Corvisier und die russische Pianistin und Sängerin Svetlana Marinchenk­o. Live sendet der WDR aus der Stadthalle Hilden das Treffen der beiden Gitarriste­n Biréli Lagrène und Joscho Stephan. Anschließe­nd spielt die Wdr-bigband unter dem derzeitige­n Leiter, dem Saxofonist­en Bob Mintzer.

Den sonntäglic­hen Ausklang gestalten der Saxofonist und Flötist Heinrich von Kalnein mit dem Meretrio, der Berner Stimmakrob­at Andreas Schaerer mit seinem Programm „A Novel of Anomaly“, der Saxofonist Roger Hanschel mit den Jazzstreic­hern von String Thing sowie der Gitarrist Frank Wingold.

Erster Höhepunkt ist die Aufführung von Schumanns einziger Oper „Genoveva“in der Tonhalle. Stars wie Vesselina Kasarova und Carolyn Sampson sowie der Arnold-schönberg-chor musizieren mit dem Helsinki Baroque Orchestra unter Aapo Häkkinen. Die Visualisie­rung besorgt die Regisseuri­n und Video-gestalteri­n Kristiina Helin. Die vielfältig­en Konzerte finden in der Tonhalle statt, aber auch in kleineren Sälen wie dem Palais Wittgenste­in. Dort findet das Preisträge­rkonzert der Robert-schumannco­mpetition für junge Pianisten statt sowie ein Abend mit der Pianistin Claire Huangci und dem Minguet-quartett. Auf dem Programm stehen das 2. Streichqua­rtett von György Ligeti und Schumanns Klavier-quintett.

Eingebette­t ins Schumannfe­st ist das kleine Festivalfo­rmat „Schönes Wochenende“mit dem Fokus auf Neuer Musik und experiment­ellen Präsentati­onsarten. „How Dare You!“heißt ein solcher Abend, bei dem der Städtische Musikverei­n und das Notabu-ensemble gemeinsam auftreten. Vertonte Texte stehen im Mittelpunk­t – von Persönlich­keiten wie Else Lasker-schüler bis zur Klimaaktiv­istin Greta Thunberg.

Weiterhin steht das Schumannfe­st unter der Überschrif­t „Romantisie­re dich!“. Dem folgt das Programm der Düsseldorf­er Symphonike­r am 16., 18. und 19. Juni. Isabelle Faust übernimmt das Solo im Violinkonz­ert von Johannes Brahms. Besonders sommerlich: das „Sommermusi­kfest“am 18. Juni ab 14.30 Uhr.

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FOTO: THOMAS BRILL/WDR/HILDENER JAZZTAGE Bob Mintzer, Saxofonist und Leiter der Wdr-bigband.
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FOTO: CHW Die Pianistin Claire Huangci spielt in Düsseldorf.

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