Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wütende Reaktionen auf Verkehrsversuch in Schermbeck
(jok) Eine Woche läuft der Verkehrsversuch in Schermbeck jetzt bereits – und zumindest in den sogenannten sozialen Medien kocht die Diskussion über das Experiment nach wie vor. Auch die Politik mischt mit: Unter anderem fordert Ratsherr Klaus Roth (Bürger für Bürger) einen Abbruch des Verkehrsversuchs.
Die externen Verkehrsplaner hatten im Vorfeld angekündigt, dass es zu Beginn des Versuchs zu ein paar Tagen Chaos kommen werde. Dies sei ganz normal, weil sich die Verkehrsteilnehmer erstmal an die Änderungen gewöhnen müssten. Dass die Situation zum Start aber fast eskaliert wäre, weil sich rund 50 Anwohner der Marellenkämpe mit den Änderungen nicht einverstanden zeigten, hatten die Planer nicht vorhergesagt. Durch sein besonnenes Auftreten konnte Bürgermeister Mike Rexforth jedoch glücklicherweise eine Eskalation vermeiden. Mit teils gewagten Behauptungen hatten mehrere Schermbecker, die offenbar gegen den Versuch sind, unter anderem eine Schließung der Marellenkämpe verlangt.
Klaus Roth begründet seine Forderung nach einem Stopp des Versuchs so: „Die ersten Tage des Verkehrsversuches haben viel Unverständnis über die Verkehrsführung und Bürgerproteste ausgelöst. Behinderte und ältere Mitbürger wissen nicht, wie sie ihren Hausarzt erreichen können. Die leere Mittelstraße und die geringe Anzahl an Parkflächen wird sicherlich dazu führen, dass viele Schermbecker ihre Einkäufe demnächst in Dorsten oder Hünxe erledigen. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass die weiteren Wege im Autoverkehr über die B 58 zu einem steigenden Treibhausgasausstoß führen werden.“
„Die Bürger hatten mehrheitlich für eine Einbahnstraßenregelung gestimmt. Ebenso wurde frühzeitig auf die Probleme an der Marellenkämpe hingewiesen. Hat die Politik beides nicht interessiert“, behauptet ein Kritiker, der noch zu den gemäßigten Kommentatoren zählt. Mehrere Personen äußern sich bei Facebook sehr kritisch, sind aber nicht bereit, auf Rückfragen zu reagieren. So stellt jemand, der den Verkehrsversuch als „Müll“bezeichnet, die
Frage, warum die Mittelstraße verkehrsfrei sein solle und erklärt dazu: „Wo ist da die Logik, außer Ärger?“Ausführliche Antworten genau dazu gab es in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen, Presseberichten und per ausführlichem Erklärvideo der Gemeinde Schermbeck. Fakt ist: Jetzt schimpfen dutzende Leute über den Verkehrsversuch und werfen (teils berechtigte) Fragen auf. Während der Planungs-und Entscheidungsphase nutzten jedoch nur wenige Bürger die Möglichkeit Fragen zu stellen.
Auch die Schermbecker Werbegemeinschaft hat sich zu dem Verkehrsversuch geäußert: „Im Ortskern ist das Verkehrsexperiment
Netztrennung gestartet. Als Unternehmer im Kerngebiet sind wir durch die Änderungen der Verkehrsführung vielfältig betroffen: Unsere Kunden und Patienten, Lieferanten, Mitarbeiter oder Besucher müssen sich an die neuen Pkw-routen gewöhnen oder sollen alternative Verkehrsmittel nutzen“, erklärt der Vorstand. Von Anfang an sei klar gewesen, dass es in den ersten Tagen zu „chaotischen Szenen“komme. „Wir hoffen, dass sich die Lage in den nächsten Tagen entspannt und werden die Entwicklungen aufmerksam beobachten“, so die Dachorganisation der Kaufleute, die sich jetzt mit einem Fragebogen an ihre Kunden wenden.