Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Mit Motivation und Beharrlichkeit zum Gesellenbrief
Ousmane Barry hat als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Erfolg in einer zukunftsträchtigen Branche.
(RP) Wenn Ousmane Barry (22), frisch losgesprochener Geselle der Anlagenmechanik, von seinem Beruf und seinem Team spricht, strahlt er über das ganze Gesicht: „Der Betrieb ist für mich wie eine Familie.“Und seine Chefin Anja Bielinski ergänzt: „Von Anfang an war klar: Den nehmen wir.“
Der Weg bis hierhin war nicht einfach. Mit 17 flüchtet Ousmane aus seiner Heimat Conakry, der Hauptstadt Guineas, lässt die Adoptiveltern zurück, reist mit einem älteren Freund über Mali, Algerien, Marokko, Spanien und Frankreich nach Deutschland. Zwei Jahre ist er unterwegs und kommt schließlich 2018 zunächst in Duisburg, dann in der Villa Valentin des Caritasverbandes in Dinslaken an. Fließend Französisch spricht er damals, aber kein Wort Deutsch. Ein engagiertes Team setzt sich für ihn ein, vermittelt einen ersten Deutschkurs und Praktika. Zweimal ist Ousmane als Praktikant im Dinslakener Unternehmen Bielinski für Sanitäre Installation & und Heizungsbau tätig und macht dabei einen so guten Eindruck, dass man ihm einen Ausbildungsplatz zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik anbietet. „Seine Kommunikationsfähigkeit war beeindruckend, seine Motivation, der unbeirrbare Wille zu lernen und nicht zuletzt sein offenes, freundliches Wesen“, sagt Anja Bielinski, die das seit 1995 bestehende Unternehmen nach dem Tod des Firmengründers Andreas Bielinski im Jahr 2016 mit Betriebsleiter Marcel Schaaf führt. Das Team hat den jungen Flüchtling gut aufgenommen, anfängliche Vorbehalte waren schnell abgebaut, heute ist Ousmane bei Kollegen und Kunden gleichermaßen beliebt und geschätzt.
Doch ganz ohne Rückschläge lief es in Ausbildung und Berufsschule dann doch nicht. Trotz guter Vorbereitung durch Klassenlehrerin Anja Bölter und Bildungsgangleiter Stefan Ludwig am Berufskolleg Dinslaken waren die theoretischen Anforderungen der ersten Zwischenprüfung nicht zu bewältigen, vor allem die sprachliche Hürde war noch zu hoch. Ousmane war entmutigt, wollte abbrechen. Anja Bielinski leistete Überzeugungsarbeit, suchte Unterstützungsangebote, beschaffte Nachhilfe, sprach den Integrationsrat der Stadt Dinslaken an. Dieser empfahl den im bundesweiten Projekt Vera - Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen engagierten Coach Hans-joachim Schwan. „Ein Glücksfall“, meint Ousmane heute und erzählt begeistert von der zweijährigen ehrenamtlichen Unterstützung, die er durch den ehemaligen Lehrer des Berufskollegs Dinslaken erfuhr. Geschafft hat er es schließlich, in seinem Wunschberuf anzukommen, den Gesellenbrief hat er in der Hand. „Geselle bin ich jetzt, aber so viel gibt es noch zu lernen. Mein großes Vorbild: Betriebsleiter Marcel Schaaf.“Der erfahrene Meister ist seit 2001 Teil des Bielinski-teams. Auch er ist voll des Lobes für Ousmane Barry, weiß aber, dass gerade in der Sanitär- und Heizungsbranche die Entwicklung rasant ist, die Anforderungen wachsen, sodass das Lernen nie aufhört. Ein anspruchsvoller, hochtechnischer Beruf, der nichts mehr zu tun hat mit dem, was wir uns landläufig unter dem überholten Begriff „Klempner“vorstellen. Interesse und Spaß an Technik sind Voraussetzungen, mathematische Fähigkeiten, Computerkenntnisse, Freude am Umgang mit Kunden. Und Entwicklungsmöglichkeiten gibt es viele in dieser zukunftsträchtigen, hoch nachgefragten Beschäftigung.
Die Branche boomt, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen klimapolitischen Situation. Ousmane ist mit Begeisterung und neuer Motivation dabei sich zu orientieren. „Wer weiß“, sagt Anja Bielinski, „Ousmane könnte unser zukünftiger Experte für den Bereich Heizung-klima werden“.
Wer wie Ousmane Barry den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik erlernen möchte, findet Information und Beratung bei Bildungsgangleiter Stefan Ludwig am Berufskolleg Dinslaken: ludwig@ bkdin.de