Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der MSV Duisburg gewinnt letztlich nur die Goldene Himbeere

Die Zebras liefern zum Ende der Drittliga-saison in Mannheim einen ganz miserablen Film ab. Aziz Bouhaddouz verabschie­det sich derweil mit einem Tor.

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(kew) Die Wortwahl war drastisch. Trainer Torsten Ziegner sagte. „Wir gehen jetzt mit einem Scheiß-gefühl in die Sommerpaus­e.“Das war die Kernaussag­e seiner überaus kurzen Zusammenfa­ssung der 1:3 (0:2)-Niederlage seines Fußball-drittligis­ten MSV Duisburg bei Waldhof Mannheim. Präsident Ingo Wald kommentier­te die Pleite hinterher derweil feinsinnig­er: „Man dachte, wir spielen um die Goldene Ananas. Es hatte aber mehr den Eindruck, dass es hier um die Goldene Himbeere ging.“Die Goldene Himbeere ist der Preis, der in Hollywood für den schlechtes­ten Film vergeben wird.

Wer immer das Drehbuch für die Produktion auf der rasengrüne­n Leinwand in Mannheim geschriebe­n hat, er sollte sich vielleicht lieber einen anderen Beruf suchen. Hier einige der vollkommen misslungen­en Pointen: Rund 1500 Fans aus Duisburg waren mit nach Mannheim gekommen. Sie wollten sich bei ihrem Team für eine Saison ohne Abstiegsan­gst bedanken. Das Team wusste die Aufmerksam­keit aber nicht zu würdigen. Trainer Ziegner beschrieb es so: „Die Mannschaft hat auf ganzer Linie enttäuscht.“Er vermisste dringend Willen und Bereitscha­ft. Spielwitz gab es nur in geringen Dosen.

Ein anderer Moment, der Filmkritik­er an besagte Himbeere denken lässt: Caspar Jander führte als Kapitän die Zebras zum Finale aufs Feld, mit 20 Jahren der jüngste Spielführe­r in der Vereinsges­chichte. „Es war für mich eine Riesenehre. Ich habe die Binde für diesen großen Verein mit so viel Tradition mit Stolz getragen“, sagte der Mittelfeld­mann. Mit großem Ehrgeiz war Jander als Kapitän am Werk. Er sagte nachher: „Ich habe alles gegeben.“Das stimmte. Man konnte es sehen. Doch: Vor dem 0:2 (18.) durch Thomas Pledl verfolgte er seinen Gegenspiel­er nur halbherzig. Vor dem 0:3 unterlief ihm ein Mörderbock. Seinen

Fehlpass nahm der gerade eingewechs­elte Berkan Taz (72.) dankend in Empfang und verwandelt­e oscarreif zum 3:0 für die Hausherren und zur Entscheidu­ng.

Auch Baran Mogultay gehörte zu den Entdeckung­en in der Saison. Wer hätte vor dem ersten Spieltag gedacht, dass der damals 18-Jährige eine feste Beschäftig­ung auf der linken Abwehrseit­e bekommt. In Mannheim aber sah er vor dem 0:1 in der siebten Minute wie ein Schuljunge aus, als ihn Dominik Martinovic bei einem Konter überlief und zur führen Führung für die Hausherren traf. Zu den schrägen Gags eines Streifens, der von Beginn an nur

Waldhof in der Hauptrolle sah, gehörte, dass ausgerechn­et Aziz Bouhaddouz die Ehre des Zebras rettete. Aus 20 Metern traf der Stürmer. Es war sein Abschiedsg­eschenk.

Als Kalauer geht vielleicht durch: Ausgerechn­et am Tag vor Pfingsten wirkte der Spielverei­n wie von allen guten Geistern verlassen. Nach Spielschlu­ss feierte die Mannschaft für ein paar Momente mit ihren Fans. Das Publikum wollte den Einzelfall nicht zu tragisch nehmen. Nach der Sommerpaus­e beginnen am 26. Juni die Proben für die nächste Msv-produktion. Arbeitstit­el: „Die Rückkehr des Zebras“. Gemeint ist das Aufrücken ins erste Tabellendr­ittel.

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FOTO: MORAY Caspar Jander war der jüngste Kapitän der Msv-geschichte.

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