Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Über das Abenteuer, unterwegs zu sein
Andreas Altmann, Jahrgang 1949, hat es mit Reisereportagen ganz eigenständigen Zuschnitts zu einem großen Fankreis, zu Bestsellererfolgen und auch zu einigen Literaturpreisen gebracht. Sein neuer Band mit Reiseberichten, Stories und Anekdoten, mit Streiflichtern und essayistischen Passagen, „Morning has broken“(nach einem Song von Cat Stevens), führt in fünf Kontinente und berichtet von nicht weniger als „vom Leben auf Erden“(Vorwort).
Andreas Altmann sucht auf seinen Reisen „nach Frauen und Männern, die einen Blick in ihre Seele gewähren“. Das gelingt ihm auf ganz unspektakuläre Weise zum Beispiel bei einer mürrischen Café-bedienung, die er mit unerschütterlicher Freundlichkeit von ihrer schlechten Laune befreit. Oder mit einem kambodschanischen Straßenschuster, dessen allen Entbehrungen spottendes Glücksgefühl ihm zu einer Lebenslehre wird.
Altmannn begibt sich bei seiner Suche nach menschlichen Befindlichkeiten aber immer wieder auch in fremde, gefährliche Welten: in ein Schlepper-boot, das Flüchtlinge von der marokkanischen Küste nach Griechenland bringen soll, oder in ein Biotop der Homosexuellen oder in die Welt fernöstlicher Totenrituale. Und immer wieder holt ihn bei seinen Beobachtungen und Reflexionen die eigene Lebensgeschichte ein: die traumatischen Erinnerungen an seine Kindheit und seine Jugendjahre und die mühsamen Wege der Selbstfindung als erwachsener Mensch.
Altmanns Zielsetzung ist in allen seinen Texten, seine Leser „klüger zu machen“und dabei immer „gut zu schreiben“. Und das ist ihm auch in seinem neuen Band mit „Reisebildern“hervorragend gelungen: die Texte erscheinen federleicht geschrieben, sind süffig zu lesen und stecken voller Humor und Lebensklugheit. Allerdings: „Politische Korrektheit“ist für Altmann ein Fremdwort!
Andreas Altmann: Morning has broken. Leben, Reisen, Schreiben, Piper Verlag, München 2023