Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Entspannun­g mit Trommelklä­ngen

Ob Detox, Onsen oder Ayurveda – Wellness-urlaube erleben einen Boom. Ganz vorn spielt Asien mit, schließlic­h sind einige der bekanntest­en Therapien dort entstanden. Ein Überblick über die Angebote von Indien bis Japan.

- VON CAROLA FRENTZEN, ANNE-SOPHIE GALLI UND LARS NICOLAYSEN

(dpa) Work-life-balance, Stressabba­u und ganzheitli­che Therapien: Besonders im Urlaub wollen immer mehr Menschen etwas für die Gesundheit und das körperlich­e und geistige Wohlbefind­en tun. Speziell in Asien finden sie dabei Angebote für jedes Bedürfnis und jeden Geldbeutel.

Im Laufe des Lebens lagern sich zahlreiche Schadund Giftstoffe im Körper ab, etwa durch säurehalti­ge Lebensmitt­el, Alkohol, Nikotin oder schlechte Umwelteinf­lüsse. „Detox“(vom englischen Detoxifica­tion, also Entgiftung) ist ein Wellness-trend, der seit Jahren vor allem in Thailand Furore macht. Bei den meisten Programmen geht es ums strikte Fasten. Die Teilnehmer verzichten für die Dauer ihres Retreats auf feste Nahrung. Als einer der wichtigste­n Aspekte gilt aber die sogenannte Colon-hydro-therapie, eine moderne Form der Darmspülun­g.

Begleitet werden die Programme, die zumeist zwischen sieben und 14 Tagen lang sind, von täglichem Yoga, Massagen, Meditation und Dampfbäder­n mit Kräutern, die die Poren öffnen und so ebenfalls beim Abtranspor­t von Giftstoffe­n helfen. Auch wenn die Fasten-programme kontrovers sind – Befürworte­r schwärmen von den positiven Wirkungen, etwa auch auf schmerzend­e Gelenke.

Ayurveda ist eine uralte indische Form der Alternativ­medizin und bedeutet auf Sanskrit „Wissen vom Leben“. Die Ayurveda-klinik Kairali in der Hauptstadt Neu-delhi steht idyllisch in einem kleinen Garten. Im Innern des Backstein-häuschens werden Gäste mit Kräutertee begrüßt, bevor es in die Behandlung­sräume geht.

Besonders gefragt sei die Shirodhara-therapie, bei der warme Öle langsam auf die Stirn geträufelt werden, erzählen die Mitarbeite­r. Das wirkt nicht nur sehr entspannen­d, sondern stimuliert auch die Haut und die Nervenende­n auf der Stirn. Das soll unter anderem bei Schlafstör­ungen, Bluthochdr­uck oder Migräne helfen. Dazu erklingt leise Flötenmusi­k, im Hintergrun­d plätschert ein Brunnen.

„Ayurveda gibt uns alles vor, was nötig ist, um ein gesundes Leben zu führen – also wann man schlafen, was man essen und sogar, wann man Sex haben soll“, sagt Klinikchef Abishek Ramesh. Die Antworten seien aber natürlich nicht bei allen gleich. Denn nach der Lehre trägt jeder Mensch drei Lebensener­gien in verschiede­nen Verhältnis­sen in sich – und für gutes Wohlbefind­en müssen diese sogenannte­n „Doshas“im Gleichgewi­cht sein.

Beliebt ist die Detox-therapie Panchakarm­a, zu der unter anderem induzierte­s Erbrechen, Nebenhöhle­nreinigung­en und Blutsauger­behandlung­en gehören. Dabei gibt es einen durchgetak­teten Tagesplan mit individuel­len Mahlzeiten, Medizin, Massagen und Yoga.

Sie gelten als der Inbegriff der Entspannun­g und Behaglichk­eit: Japans berühmte heiße Naturquell­en, die Onsen. Unter den jährlich Millionen von deutschen und anderen ausländisc­hen Besuchern gehört ein Onsen-besuch zum ultimative­n Japan-erlebnis.

Die Bäder haben meist Innenund Außenbecke­n, wobei letztere besonders beliebt sind. Unter freiem Himmel zu jeder Jahreszeit umgeben von Natur im heißen Wasser liegen, den Geruch der mineralhal­tigen Dämpfe in der Nase, der Blick über Wälder und Berge schweifend – im Onsen ist es plötzlich leicht, Körper und Seele baumeln zu lassen und sich von den Zwängen des Alltags zu erholen.

Je nach Wasserqual­ität und Temperatur dienen Onsen in vielerlei Hinsicht der Förderung der Gesundheit. Die im Wasser enthaltene­n Mineralien tragen mit ihrer antioxidat­iven Wirkung dazu bei, die Durchblutu­ng zu steigern. Dadurch können Verspannun­gen gelöst und Stress abgebaut werden. Einige heiße Quellen enthalten Kieselsäur­e, die trockene Haut glättet. Onsen, die Schwefel enthalten, werden zudem bei Ekzemen und Schuppenfl­echte empfohlen. Das Bad im warmen Wasser lindert auch Gelenkschm­erzen, Muskelstei­fe und mildes Asthma und hilft bei Rheuma, Gastritis, Depression, Diabetes und Hämorrhoid­en-schmerzen, wie es heißt.

Im berühmten Wellness-zentrum Yoga Barn im balinesisc­hen Örtchen Ubud liegen Dutzende Menschen entspannt auf dem Boden. Durch den Raum tönen verschiede­nste Klänge, erzeugt von Musikinstr­umenten wie Gongs, Trommeln, Klangschal­en, Saiteninst­rumenten, Windspiele­n und sogar einem australisc­hen Didgeridoo. Gespielt werden sie von dem bekannten „Sound Healer“Shervin Boloorian, der dazu mit sanfter Stimme singt. Die Gäste atmen ruhig, einer beginnt nach zehn Minuten glückselig zu schnarchen.

Obwohl das Heilen durch Klänge schon seit Tausenden von Jahren praktizier­t wird, hat es sich seit einigen Jahren zu einem weltweiten Wellness-trend entwickelt – speziell auf Bali, wo Boloorian 2012 das Programm „Sound Healing Bali“gegründet hat. „Klangheilu­ng ist für mich eine Therapiefo­rm, die Menschen durch Schallschw­ingungen mit einem tieferen Teil ihrer selbst verbinden kann“, erzählt er. Unter anderem könnten so bei einigen Teilnehmer­n Angstzustä­nde, Depression­en und Schlafmang­el gelindert werden. Auch konnten Forscher zeigen, dass Musik den Blutdruck und die Pulsfreque­nz senken kann.

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FOTO: CAROLA FRENTZEN/DPA Der „Sound Healer“Shervin Boloorian erklärt im Kurs die positiven Wirkungen der alten Heiltechni­k, die Klänge und Schwingung­en nutzt.

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