Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Entspannung mit Trommelklängen
Ob Detox, Onsen oder Ayurveda – Wellness-urlaube erleben einen Boom. Ganz vorn spielt Asien mit, schließlich sind einige der bekanntesten Therapien dort entstanden. Ein Überblick über die Angebote von Indien bis Japan.
(dpa) Work-life-balance, Stressabbau und ganzheitliche Therapien: Besonders im Urlaub wollen immer mehr Menschen etwas für die Gesundheit und das körperliche und geistige Wohlbefinden tun. Speziell in Asien finden sie dabei Angebote für jedes Bedürfnis und jeden Geldbeutel.
Im Laufe des Lebens lagern sich zahlreiche Schadund Giftstoffe im Körper ab, etwa durch säurehaltige Lebensmittel, Alkohol, Nikotin oder schlechte Umwelteinflüsse. „Detox“(vom englischen Detoxification, also Entgiftung) ist ein Wellness-trend, der seit Jahren vor allem in Thailand Furore macht. Bei den meisten Programmen geht es ums strikte Fasten. Die Teilnehmer verzichten für die Dauer ihres Retreats auf feste Nahrung. Als einer der wichtigsten Aspekte gilt aber die sogenannte Colon-hydro-therapie, eine moderne Form der Darmspülung.
Begleitet werden die Programme, die zumeist zwischen sieben und 14 Tagen lang sind, von täglichem Yoga, Massagen, Meditation und Dampfbädern mit Kräutern, die die Poren öffnen und so ebenfalls beim Abtransport von Giftstoffen helfen. Auch wenn die Fasten-programme kontrovers sind – Befürworter schwärmen von den positiven Wirkungen, etwa auch auf schmerzende Gelenke.
Ayurveda ist eine uralte indische Form der Alternativmedizin und bedeutet auf Sanskrit „Wissen vom Leben“. Die Ayurveda-klinik Kairali in der Hauptstadt Neu-delhi steht idyllisch in einem kleinen Garten. Im Innern des Backstein-häuschens werden Gäste mit Kräutertee begrüßt, bevor es in die Behandlungsräume geht.
Besonders gefragt sei die Shirodhara-therapie, bei der warme Öle langsam auf die Stirn geträufelt werden, erzählen die Mitarbeiter. Das wirkt nicht nur sehr entspannend, sondern stimuliert auch die Haut und die Nervenenden auf der Stirn. Das soll unter anderem bei Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Migräne helfen. Dazu erklingt leise Flötenmusik, im Hintergrund plätschert ein Brunnen.
„Ayurveda gibt uns alles vor, was nötig ist, um ein gesundes Leben zu führen – also wann man schlafen, was man essen und sogar, wann man Sex haben soll“, sagt Klinikchef Abishek Ramesh. Die Antworten seien aber natürlich nicht bei allen gleich. Denn nach der Lehre trägt jeder Mensch drei Lebensenergien in verschiedenen Verhältnissen in sich – und für gutes Wohlbefinden müssen diese sogenannten „Doshas“im Gleichgewicht sein.
Beliebt ist die Detox-therapie Panchakarma, zu der unter anderem induziertes Erbrechen, Nebenhöhlenreinigungen und Blutsaugerbehandlungen gehören. Dabei gibt es einen durchgetakteten Tagesplan mit individuellen Mahlzeiten, Medizin, Massagen und Yoga.
Sie gelten als der Inbegriff der Entspannung und Behaglichkeit: Japans berühmte heiße Naturquellen, die Onsen. Unter den jährlich Millionen von deutschen und anderen ausländischen Besuchern gehört ein Onsen-besuch zum ultimativen Japan-erlebnis.
Die Bäder haben meist Innenund Außenbecken, wobei letztere besonders beliebt sind. Unter freiem Himmel zu jeder Jahreszeit umgeben von Natur im heißen Wasser liegen, den Geruch der mineralhaltigen Dämpfe in der Nase, der Blick über Wälder und Berge schweifend – im Onsen ist es plötzlich leicht, Körper und Seele baumeln zu lassen und sich von den Zwängen des Alltags zu erholen.
Je nach Wasserqualität und Temperatur dienen Onsen in vielerlei Hinsicht der Förderung der Gesundheit. Die im Wasser enthaltenen Mineralien tragen mit ihrer antioxidativen Wirkung dazu bei, die Durchblutung zu steigern. Dadurch können Verspannungen gelöst und Stress abgebaut werden. Einige heiße Quellen enthalten Kieselsäure, die trockene Haut glättet. Onsen, die Schwefel enthalten, werden zudem bei Ekzemen und Schuppenflechte empfohlen. Das Bad im warmen Wasser lindert auch Gelenkschmerzen, Muskelsteife und mildes Asthma und hilft bei Rheuma, Gastritis, Depression, Diabetes und Hämorrhoiden-schmerzen, wie es heißt.
Im berühmten Wellness-zentrum Yoga Barn im balinesischen Örtchen Ubud liegen Dutzende Menschen entspannt auf dem Boden. Durch den Raum tönen verschiedenste Klänge, erzeugt von Musikinstrumenten wie Gongs, Trommeln, Klangschalen, Saiteninstrumenten, Windspielen und sogar einem australischen Didgeridoo. Gespielt werden sie von dem bekannten „Sound Healer“Shervin Boloorian, der dazu mit sanfter Stimme singt. Die Gäste atmen ruhig, einer beginnt nach zehn Minuten glückselig zu schnarchen.
Obwohl das Heilen durch Klänge schon seit Tausenden von Jahren praktiziert wird, hat es sich seit einigen Jahren zu einem weltweiten Wellness-trend entwickelt – speziell auf Bali, wo Boloorian 2012 das Programm „Sound Healing Bali“gegründet hat. „Klangheilung ist für mich eine Therapieform, die Menschen durch Schallschwingungen mit einem tieferen Teil ihrer selbst verbinden kann“, erzählt er. Unter anderem könnten so bei einigen Teilnehmern Angstzustände, Depressionen und Schlafmangel gelindert werden. Auch konnten Forscher zeigen, dass Musik den Blutdruck und die Pulsfrequenz senken kann.