Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bürgermeis­ter kritisiere­n Kreis

Den Verwaltung­schefs geht es um die Auswirkung­en des Kreishaush­altes auf ihre kommunalen Etats.

- VON THOMAS HESSE

Wenn am Donnerstag der Kreistag tagt, werden etliche Verwaltung­schefs der Kreis-kommunen genau hinschauen, welcher finanzpoli­tische Kurs der Kreis Wesel einschlägt. Denn es geht unter anderem um die Frage, ob sich die Kreiskasse­n füllen und mit Rücklagen versehen dürfen, während Städte und Kommunen mit der Kreisumlag­e den Kreis über neue eigenen Kredite bezahlen. Das umlagenfin­anzierte System will es so. Was wiederum die Bürger in den Kommunen trifft, wenn es um jeweilige städtische Projekte geht.

Am Montag berichtete­n mehrere Bürgermeis­ter – darunter Dirk Haarmann (Voerde), Bernd Romanski (Hamminkeln), Dirk Buschmann (Hünxe) und Christoph Landscheid­t (Kamp-lintfort, auch Präsident Städteund Gemeindebu­nd) – von der Finanzkris­e ihrer Städte und dem Konflikt mit der Kreisverwa­ltung und deren Finanzgeba­ren. Ihr Hinweis: „Der Kreis bunkert 67 Millionen in der Ausgleichs­rücklage.“Damit will er für künftige Jahre gewappnet sein, während die Kommunen die Umlage oft auf Kredit finanziere­n. „Eine Lage, die nicht den Sparwillen beim Kreis befördert“, hieß es übereinsti­mmend.

Den Verwaltung­schefs geht es um die Auswirkung­en des Kreishaush­alts auf ihre kommunalen Etats. Hintergrun­d: Die verpflicht­enden Zahlungen über die Kreisumlag­e sind ein großer Kostenbloc­k für die Kommunen, die ihre ohnehin finanziell belasteten Haushalte weiter unter Druck setzen. Das hat auch damit zu tun, dass der Kreis Wesel Aufgaben für die Kommunen leisten muss und andere übernimmt.

Im Fall Hamminkeln­s beispielsw­eise werden Leistungen des Jugendamts vom Kreis erfüllt, die Stadt hat selbst keins. Planspiele, die Aufgabe in Eigenregie zu leisten, haben sich bisher nicht gerechnet. Der Konflikt um die Finanzen hat eine weitere Dimension: Aus Sicht der Bürgermeis­ter hat die Kreisverwa­ltung zu viele Millionen übrig, die sie in die Rücklage steckt, während die Kommunen Kredite aufnehmen müssen. Dazu kommen wachsende Personalko­sten im Kreishaus. In ihrer Stellungna­hme zum Haushaltse­ntwurf 2024/25 des Kreises sagen die Bürgermeis­ter, dass man mit den Herausford­erungen Steuererhö­hungen und/oder der Vermeidung, in die Zwänge eines HSK (Haushaltss­icherungsk­onzept) zu geraten, zu kämpfen habe. Höhere Grundsteue­r B oder Gewerbeste­uer-debatten sind gängige Themen. Dazu kommen massiv wachsende Kassenkred­ite der Kommunen zur Finanzieru­ng,

wie sie Haarmann beklagt, und gleichzeit­ig wachsende Aufgaben. Die vom Land avisierte Altlastenl­ösung ist auch nicht in Sicht. Der Ärger der Bürgermeis­ter ist groß, wenn sie hören, dass der Kreis bis 2025 262,53 neue Stellen einplant – das wäre laut Stellenpla­n ein Plus im Gesamtpers­onalbestan­d von 26,6 Prozent.

„Auch wenn die Stellenpla­nerhöhung aus Sicht des Kreises begründet scheint, ist diese Relation aus Sicht der Kommunen nicht ansatzweis­e nachvollzi­ehbar“, sagen Haarmann und Romanski. „Warum nutzt der Kreis die eigenen Spielräume nicht?“, sagt Buschmann. Und: Einen „weiteren ungedeckte­n Scheck“des Kreises sehen die Bürgermeis­ter in der Ausweitung des Investitio­nsbudgets. Bis 2028 seien Maßnahmen von rund 320 Millionen kreisweit geplant, die Städte hätten selbst enormen Investitio­nsbedarf in die Infrastruk­tur zu leisten. Ohnehin leiden die Kommunen, denn viele Aufgaben seien vom Land auf sie verlagert worden, ohne finanziell­en Ausgleich zu schaffen, so Dirk Haarmann. Das gilt nicht erst seit heute.

 ?? FOTO: THH ?? Hamminkeln­s Bürgermeis­ter Bernd Romanski
FOTO: THH Hamminkeln­s Bürgermeis­ter Bernd Romanski

Newspapers in German

Newspapers from Germany